Ein Knappensaal, der bis auf die letzten Zentimeter mit einem so gut gelaunten wie bunt kostümierten Publikum gefüllt war? Check. Atemberaubende, ja teils bewegende Tanzauftritte? Check. Humorvolle Büttenreden? Ein trotz krächzender Stimme bestens aufgelegter Prinz Jannik I.? Check. Die KG (Karnevalsgesellschaft) hatte erneut ein mehrstündiges Programm auf die Beine gestellt, das in Erinnerung bleiben wird. Und das liegt auch an der Ehrung eines Herdorfers, der für den Verein und damit für das Städtchen an der Heller insgesamt Großes geleistet hat.
In einem bewegenden Moment wurde Thomas Otterbach der RKK-Verdienstorden in Silber verliehen. „RKK“ steht für Rheinische Karnevals-Korporationen, den großen karnevalistischen Bundesverband. Dazu schlüpfte Dennis Dapprich extra in seine eigentlich abgelegte Rolle als RKK-Bezirksvorsitzender. Zuvor stand der Betreiber der Herdorfer Kneipe Gleis 69 noch in der Gardeuniform auf der Bühne als Vertreter des Herkersdorfer Karnevalsclubs, dessen Prinz der eingefleischte Karnevalist vor einigen Sessionen war.

Elf Jahre führte Otterbach die KG an, wie Peter Bohl in der Laudatio vor Augen rief. Die beiden sind Freunde und Anpacker. Nicht nur im Karneval. So sagte Bohl mit Blick auf die gemeinsame Arbeit im Gründungsteam der Genossenschaftskneipe Christian‘s: „Wir haben uns ein bisschen darum gekümmert, dass in Herdorf die Gaststätten erhalten bleiben.“
Der Geehrte wusste, bis sein Name ausgerufen wurde, nichts von seinem Glück und räumte dann auch ein: „Ich bin ein bisschen platt.“ Er habe die Arbeit für den Verein gerne gemacht, bedankt er sich. „Ich bin da wirklich stolz drauf, das alles ehrenamtlich gemacht zu haben“, sagte der sichtlich bewegte Geehrte.

Und dass das Ehrenamt bei der KG weiterhin Großes auf die Beine beziehungsweise Bühne stellen kann, wurde etwa bei den Tänzen der vereinseigenen Gruppen mehr als deutlich. Der Kindertanzcorps brachte die Stimmung im Saal mit seinem fulminanten Auftritt zum Glühen. Die Minis nahmen das Publikum mit auf eine anfangs fast schon surreal anmutenden Reise im Polarexpress. Der Jugendtanzcorps versprühte mit einer energiegeladenen Performance den Spirit der 60er, angelehnt an das Musical Hairspray. Das Tanzpaar der KG, Mia und Luca, bewies, dass es beste Chancen hat, die Fußstapfen ihrer Vorgänger auszufüllen, die zu Deutschen Meistern im Gardetanz gekürt wurden.
Die Damen des Polkatanzcorps brachten die Bühnenbretter zum Beben. Und im Namen der Wissenschaft demonstrierte die Frauen der KG-Showtanzgruppe, dass sie ihr aktuelles Motto „Don´t be lazy, just be crazy!“ selbst leben. In diese atemberaubende Performance müssen einfach viel Zeit und Schweiß geflossen sein. Und das merkte man ebenso den Darbietungen der Tanzgruppen der Gastvereine wieder an, etwa „24 and More vom VFL Dermbach“ oder „Dance4Fun“ der Sportfreunde Herdorf.

Und unter die Kategorie Tanz fallen auch die Jumbos des Vereins. Das Ensemble des Männerballetts tanzte sich mit seiner wuchtigen wie spaßigen Performance unter dem Motto „Amor – alles für die Liebe“ direkt in das Herz der Gäste. Apropos Humor: Der kam wieder in mehreren Sketchen und Büttenreden an diesem Abend zur Geltung.
Statt einer Million Euro wie in der Show mit Günther Jauch rangen Frührentner Ronny Stuhlmann und Dr. Maria-Crohn, Quizjäger aus Leidenschaft, um das goldene Rähmchen (einem lackierten Bierkasten). Dabei offenbarte sich auch: Laut einer Umfrage heißt der beliebteste Herdorfer Bürgermeister Uwe. Geisinger (wie der aktuelle) oder Erner (wie sein Vorgänger)? Das wurde im Städtchen, wo grundsätzlich geduzt wird, außen vor gelassen.

Zu Humor-Institutionen des Herdorfer Karnevals haben sich das Hellertal-Duo (Stephan Romschinski und Daniel Schmidt) und der Lappemann (Klaus-Peter Beel) entwickelt. Auch an diesem Abend hatten sie die Lacher auf ihrer Seite. Letzterer nutzte die Gelegenheit, um ein Hohelied auf das andere Geschlecht zu singen: „Ihr seid die Stars im Karneval, ohne Vergleich.“