Bereits in der guten alten Zeit kamen Bauern und Landwirte aus Nah und Fern, um am Markttag die Erzeugnisse aus der Landwirtschaft zu veräußern oder das Vieh zu verkaufen. Mancher Erlös aus dem Veräußern einer Kuh oder eines Ferkels wurde damals nicht mit nach Hause genommen, sondern der Gewinn sogleich wieder auf dem Markt ausgegeben. Damals wie heute wurde der Tag aber auch genutzt, um lange nicht gesehene Bekannte zu treffen und ein Schwätzchen zu halten.
Diesmal hätten sich aber alle sicher besseres Wetter gewünscht. Waren vor kurzem noch T-Shirt-Temperaturen angesagt, so startete der Samstag mit Herbstimpressionen in allen Facetten. Windböen, Regenschauer und fallende Blätter waren unerwünschte Begleiter des traditionellen Marktes, wodurch sich der Fassanstich um eine halbe Stunde verzögerte.
Spitzname kein Ärgernis
Gebhardshain und seine Bewohner wurden von den Nachbargemeinden, wie es die Chronik von Wolfgang Philipp erzählt, von Alters her mit einem Spitznamen bedacht, den „Wendböilern“. Laut Bürgermeister Joachim Brenner könnte der Name von dem stürmischen Wetter herrühren, was sich ja gut nachvollziehen lässt. Für die Gebhardshainer ist der Spitzname jedenfalls kein Ärgernis, im Gegenteil, streicht er doch die besondere Stellung des Ortes heraus, und der Bürgermeister ließ sich als richtiger Westerwälder durch das Wetter die Laune nicht verderben.
So eröffnete er unter der Leitung der Gambrina der Hachenburger Brauerei, Petra Schnell, den Markt mit einem gezielten Fassanstich, und konnte dazu zahlreiche Politiker, Vertreter aus Wirtschaft, Einzelhandel und die Vertreter der beiden Kirchen begrüßen. Er dankte allen, die bei der Organisation des Festes mitgewirkt hatten, unter anderem dem Marktmeister Rudi Rödder, jetzt zuständig für Kultur- und Brauchtumspflege, der alles perfekt vorbereitet hatte, allerdings aus privaten Gründen nicht anwesend sein konnte.
Brenners Dank galt auch dem Vorsitzenden der Kultur- und Festgemeinschaft, Georg Nilius. Die Gebhardshainer Ortsbürgermeisterin Beate Straka begrüßte ebenfalls die Besucher und dankte vor allem den zahlreichen Helferinnen und Helfern, darunter ganz besonders Rudi Rödder für die zahlreichen Stunden der Planung und Organisation.
Platzkonzert des Musikvereins Steinebach
Der Musikverein Steinebach begleitete traditionell die Eröffnung und spielte anschließend zum Platzkonzert auf. „Der Markt hat sich zu einem großen Fest des Ehrenamts entwickelt, zu einer tollen Gemeinschaft“, so Joachim Brenner. Er verwies darauf, dass sämtliche Vereine und Verbände aktiv seien, bereits am Morgen um 5.30 Uhr waren mit vereinten Kräften die Stände aufgebaut worden. Viele der Gebhardshainer Vereine und Einrichtungen boten eigene Aktionen an.
Der Kinderflohmarkt, inzwischen fester Bestandteil des Marktes und zudem so groß wie noch nie, zog Alt und Jung an. Gar manches Buch oder Spielzeug wechselte den Besitzer. Für die Kleinsten war das Karussell ein Anziehungspunkt. Nach Mittag ließ der Regen dann zum Glück nach, und Scharen von Besuchern kamen, um das reichhaltige und vielseitige Angebot an Waren und Erzeugnissen an den Ständen der Händler zu bestaunen. Dazu gab es mehrere Infostände von regionalen ehrenamtlichen Verbänden.
Corinna Bartsch war zum ersten Mal mit Mode und Garnen aus Alpakawolle samt ihrem Spinnrad auf dem Markt in Gebhardshain dabei. „Das Kaufverhalten der Kunden ist noch zögerlich, die Teile sind etwas für Liebhaber“, so die diplomierte Agrarbiologin. Die Küche blieb kalt an diesem Samstag, das reichhaltige Angebot an kulinarischen Köstlichkeiten ließ gar keine andere Wahl. 140 Kilogramm Kartoffeln, 20 Kilogramm Zwiebeln, 6 Packungen Salz, 6 Packungen Pfeffer sowie 3 Packungen Muskat wurden alleine für die leckeren Reibekuchen der Gebhardshainer Heimatfreunde verarbeitet. Am Abend ging das Marktgeschehen in ein Volksfest über. Noch bis 22 Uhr hatten die Gebhardshainer und ihre Besucher Gelegenheit, sich in bester Stimmung auszutauschen.