Hans Schmidt war 30 Jahre Lokalpolitiker und wirft einen Blick zurück
Hans Schmidt aus Hamm blickt zurück: Zeiten in Kommunalpolitik haben sich geändert
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Hans Schmidt war 30 Jahre lang kommunalpolitisch aktiv. Mit unserer Zeitung schaut er auf Dinge, die sich in diesem Bereich verändert haben in dieser Zeit. Foto: Sonja Roos
Sonja Roos

Wie hat sich eigentlich die Kommunalpolitik in den vergangenen Jahren verändert? Geht man friedlicher miteinander um oder gibt es eher mehr Streit? Was zählt die Parteizugehörigkeit noch und war es früher einfacher, „in Amt und Würden“ zu sein? Fragen, mit denen wir Hans Schmidt konfrontiert haben, der 30 Jahre im Verbandsgemeinderat Hamm saß und dazu noch 20 Jahre Ortsbürgermeister der Gemeinde war.

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Schmidt ist Jahrgang 1946, kommt gebürtig aus Breslau, ist aber in Niedersachsen aufgewachsen. Studiert hat er Lehramt in Koblenz und kam 1969 mit seiner Frau nach Hamm an die damalige Hauptschule, an der er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2010 als Lehrer tätig war. Er hat drei Töchter und drei Enkel – und dazu eben jahrelange Erfahrung im Bereich der Kommunalpolitik. „Angefangen hat es mit einem Leserbrief, den ich an die Zeitung geschrieben habe“, erinnert er sich. Es ging um Ausbaubeiträge bei einer Straße und um ungerechte Verteilungen, wie er fand. Sein Beitrag blieb nicht unbemerkt, die FWG kam auf ihn zu und warb ihn.

Urwahl erst 1994 eingeführt

1979 wurde Schmidt in den VG-Rat Hamm gewählt, 1989 gewann er gegen den damaligen VG- und Ortsbürgermeister Hans Klarmeyer und wurde Bürgermeister von Hamm. „Das war übrigens das letzte Mal, dass Bürgermeister von den jeweiligen Gebietskörperschaften gewählt wurden. Bis zur Kommunalwahl 1989 galt die Regelung, dass Landräte, Bürgermeister und Ortsbürgermeister jeweils vom Kreistag beziehungsweise von den Räten gewählt werden. Also wurde auch ich 1989 (letztmalig) vom Ortsgemeinderat gewählt. Seit der Kommunalwahl 1994 ist das anders, da wurde in der Landesverfassung die Urwahl eingeführt“, erklärt Schmidt, der selbst dann insgesamt dreimal per Urwahl durch die Bürger der Gemeinde in das Amt kam.

2009 hörte Schmidt freiwillig auf, wie er betont. „Danach habe ich mich auch nicht mehr politisch engagiert“, sagt er, verfolgt jedoch trotzdem mit Interesse, was vor Ort so passiert. Sein Fazit: Die Parteizugehörigkeit spielt vor Ort nicht mehr eine so große Rolle wie damals, als er anfing, sich zu engagieren. Es gehe lokal eher um die Sache, als um die Couleur. Was jedoch anders sei, sei der Umgang mit den Menschen, die sich kommunalpolitisch engagierten. Zwar habe auch er in den langen Jahren seiner aktiven politischen Arbeit Unsachlichkeit erlebt und auch Gegenwehr bekommen – „vor allem da, wo Betroffenheit ist, aber das ist ja auch gut so“, sagt Schmidt.

Kommunalpolitik war gelassener

Dass es jedoch Anfeindungen und sogar Angriffe gegen die Familien gebe, das kennt er aus seiner Zeit nicht. „Hier bei uns ist es zum Glück eine Seltenheit, aber woanders hört man davon und da ist es kein Wunder, dass sich immer weniger Menschen in diesem Bereich ehrenamtlich engagieren wollen“, sagt er. Auch er habe damals schon Fragen gehört wie: „Warum tust du dir das eigentlich an?“ Oder: „Das würd ich nie tun!“ „Da wird man komisch angeguckt oder einem sogar Selbstprofilierung unterstellt, dabei will man doch eigentlich etwas für das Allgemeinwohl tun“, ärgert er sich, auch mit Blick darauf, dass bei der jüngsten Wahl im Juni dieses Jahres etliche Orte erst einmal ohne Bürgermeisterkandidat dastanden.

Und auch die Politikverdrossenheit habe zugenommen. Zwar seien schon damals zu seiner aktiven Zeit kaum Zuhörer bei den Ratssitzungen gewesen, aber heute gebe es noch mehr Misstrauen gegen Institutionen und Ämter, und dadurch auch weniger sachliche Auseinandersetzungen. Vielmehr spiele sich gleich eine gewisse Aufgeregtheit im Netz ab, wenn Themen strittig seien. Auch das sei anders als zu seiner Zeit: „Da sagt einer was und das steht dann gleich als Fakt irgendwo, egal, ob es stimmt oder nicht“, ärgert er sich. Trotzdem wünscht er sich mehr Menschen, die sich in der Kommunalpolitik engagieren. „Es ist einfach wichtig, auch vor Ort, auch im Kleinen“, sagt er.

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