Kult-Event
Grünebacher Seifenkistenrennen wird zum Spektakel
Auch die kleinsten Teilnehmer bewiesen Einfallsfreude und Macherqualitäten mit ihren Seifenkisten.
Gaby Wertebach

Spaß und jede Menge Schauwerte bot das jüngste Seifenkisten-Rennen in Grünebach. In die Gefährte floss jede Menge Arbeit und nicht zuletzt Kreativität. 

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Lokführer, Hühner und Heuballen gaben sich ein Stelldichein, zahlreiche Zuschauer und „Anfeuerer“ säumten die Strecke, die einen mit Pommes, alle mit Schweißperlen auf der Stirn als es zum zwölften Mal hieß: „Helm auf, Fuß rein, es geht los.“ Am vergangenen Samstag in Grünebach startete bei glühender Hitze das schon traditionelle Seifenkistenrennen. Gleich sechzehn Kinder machten den Anfang, und das mit solcher Begeisterung, dass die Seifenkisten bezüglich Tempo bis aufs letzte ausgereizt wurden. Mit dabei eine Rakete, gelenkt von Justus, ein Polizeiauto, Super-Mario, die Deutsche Nationalelf, Hannes in einer Hai-Kiste, eine Schubkarre, die als Seifenkiste umgebaut war, und etliche Modelle mehr – es war alles dabei, was die kindliche Fantasie und die elterliche Garage hergaben.

Schnellste wurden in zwei spannenden Abfahren letztendlich Palina Brado (27,09 Sekunden), gefolgt von Elio Brado (27,64 Sekunden) und Tyler Lohmann (27,94 Sekunden). Stolze Gesichter beim Umhängen der Medaille und größter Spaß durch das Versprühen des Kindersekts durch die ersten drei platzierten.

Die stolzen Sieger des Seifenkistenrennens.
Gaby Wertebach

Toll waren die Seifenkisten alle, da fiel die Entscheidung, die schönsten auszuwählen, schwer. Den 1. Platz belegte verdient „Wackelkontakt“, die ein Wohnzimmer im Stil der 70er Jahre fuhren. Zweite wurde die neunjährige Annika Hain mit ihrem coolen Cadillac unter dem Motto „Pink“ und dritte die Meerjungfrau Palina Brado mit ihrer wunderschönen Meerjungfrauen-Seifenkiste.

Anschließend rollten die Erwachsenen in teils waghalsigen, teils majestätischen, teils rätselhaft konstruierten Seifenkisten an den Start. Besonders in Auge fiel ein Mitarbeiter der Hessischen Landesbahn: Rüdiger Hain, der in einer detailgetreu nachgebauten Mini-Lokomotive antrat. Papa Rüdiger war mit Manuela, Max, Annika und Luna als komplette Familie an Bord. Drei Monate lang war die heimische Garage für den Bau der Kiste blockiert. Umso tragischer, dass die Bahn ein Rad auf halber Strecke verlor – was in diesem Fall weniger Verspätung als vielmehr Gelächter aber auch größtes Bedauern und natürlich Applaus für das tolle Gefährt auslöste.

Die Lokomotive, die Rüdiger Hain in Monaten gebaut hat, wurde viel bewundert.
Gaby Wertebach

Nicht ganz so glimpflich verlief die Abfahrt einer Kiste, die ebenfalls ein Rad verlor, schlingerte und krachend – zur Erleichterung aller – weich gebettet in einem Heuhaufen landete. Fahrer wohlauf, Kiste demoliert, Publikum begeistert.

Absolut sehenswert waren auch die Hühner als Eier legende Vollgashennen in ihrem „Gackermobil“. Mit bunten Federboas und einem Tempo, das man sonst nur vom Flatterband kennt, rasten sie die Straße hinunter. Ob das Gackern vor Freude oder Angst war, blieb unklar. Der Applaus war ihnen jedenfalls sicher.

"Lucky Luke und die Daltons": Die Umsetzung dieses Motto überzeugte so sehr, dass die entsprechende Seifenkiste als zweitschönste vom Publikum gewählt wurde.
Gaby Wertebach

Der stolze Sieger war der gleiche wie im Vorjahr: Michel Mayer aus Sassenroth, der mit seinem Turbinchen unter dem Motto „Schnellsein“ startete. Den Titel musste er sich allerdings mit dem Racing Team SBS Fliesen, Jacka und Dennis Schmitt teilen, die genau so rasant fuhren. Zweiter wurden Uwe Greb und Nils Bender mit „Erzi Rennsport“ und dritter Colin Lohmann von „Lohmann Racing“. Als schönste Kiste kürte das Publikum die Eier legenden Vollgashennen, gefolgt von Lucky Luke und den Daltons. Auf dem dritten Platz landeten die „Grömier Eisenbahngesellschaft“ der Familie Hain.

Trotz Temperaturen knapp unterhalb der Bratpfannenmarke war die Stimmung grandios. Der unverwüstliche Moderator Stefan „Prinz Ewig“ Euteneuer, der seit der ersten Ausgabe „mitfährt“, mitlacht und mittlerweile selbst als lebende Legende gilt, führte gewohnt schlagfertig durch das Programm.

Viele Seifenkisten boten besondere Schauwerte, so wie diese Mini-Rakete.
Gaby Wertebach

„Das ist hier keine Formel 1, das ist besser“, so der Kommentar von Zuschauer Heinz. Und genau das trifft es: Das Seifenkistenrennen in Grünebach ist Kult, Fantasie, Schweiß, ein bisschen Chaos und ganz viel Spaß. Und das alles rollte am Samstag über den teils holprigen Asphalt. Wer bisher noch nicht dabei war für den sollte es spätestens jetzt heißen: Bitte anschnallen für das nächste Jahr, wenn es wieder heißt: „Grünebach rollt“.

Das "Gackermobil" auf dem Weg ins Ziel.
Gaby Wertebach

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