Betzdorf
Großübung im Barbaratunnel
In Betzdorf gab es eine zweieinhalbstündige Großübung im Barbaratunnel mit massivem Personaleinsatz: 160 Rettungskräfte von Feuerwehr, Deutschem Roten Kreuz (DRK) und Technischem Hilfswerk (THW), der Polizeiinspektion (PI) und Straßenmeisterei Betzdorf probten für den Ernstfall - eine Unfallsituation mit vielen Verletzten. 44 Einsatzfahrzeuge waren vor Ort.
Eva-Maria Stettner

Betzdorf. Eine große Rettungsübung gab es im Barbaratunnel in Betzdorf. 160 Einsatzkräfte waren vor Ort.

Betzdorf. Viele Fachleute und sehr viele interessierte Bürger haben in Betzdorf die spektakuläre Großübung im Barbaratunnel verfolgt. 160 Rettungskräfte von Feuerwehr, Deutschem Roten Kreuz (DRK) und Technischem Hilfswerk (THW), der Polizeiinspektion (PI) und Straßenmeisterei Betzdorf probten für den Ernstfall: eine Unfallsituation mit enormen Anforderungen.

Initiiert worden war die Großübung, die 44 Einsatzfahrzeuge auf den Plan rief, vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) Diez, da bei Straßentunneln alle vier Jahre eine solche durchgeführt werden muss und hier überfällig war. Das Zusammenspiel von Rettungsdiensten, Polizei und Straßenmeisterei wird geübt. Das macht eine Vollsperrung des Tunnels und großräumige Umleitung erforderlich, wozu die Straßenmeisterei unterstützt von den örtlichen Feuerwehren über 40 Klappschilder, die an Straßen installiert sind, vorher als Hinweis aufklappte.

Für die Übung hat Betzdorfs stellvertretender Wehrführer Josef Kipping ein sehr ambitioniertes Szenario mit hoher Anzahl Verletzter und Gefahrgut entworfen, so dass alle Rettungskräfte gefordert sind. Die angenommene Lage: Ein Geisterfahrer stößt mit seinem Pkw am Südportal des Tunnels mit einem anderen Pkw zusammen, der dadurch einen Lkw mit Gefahrgut touchiert. Der Lkw schleudert gegen einen Schulbus, der gegen die Tunnelwand prallt, wobei der Busfahrer eingeklemmt und viele Schüler im Bus verletzt werden. Auch die Insassen des zwischen Lkw und Bus eingekeilten Pkw sind eingeklemmt und unter dem Lkw noch ein Zweiradfahrer. Aus dem Lkw tritt Gefahrgut aus.

Gemeldet wird aber nur ein Pkw-Unfall, so dass die Leitstelle Montabaur gemäß Alarmplan nur die Feuerwehren Betzdorf und Wallmenroth informiert. Bei Eintreffen des Löschzugs (LZ) Betzdorf werden das wahre Ausmaß erkannt und Kräfte nachalarmiert. Aufgrund der komplexen Lage bildet der Einsatzleiter, Betzdorfs Wehrleiter Tobias Elster, vier Arbeitsabschnitte.

Da die orange Tafel am verunglückten Lkw nur auf Gefahrgut und nicht die Art hinweist, muss man erst mit Chemieschutzanzügen ausgestattet an den Lieferschein im Führerhaus rankommen, Frachtpapiere sichten und im Einsatzleitwagen recherchieren, welcher Gefahrstoff auf dem Lkw ist. Nach 25 Minuten herrscht Klarheit: Es ist Bohröl, von dem keine Gefahr ausgeht. Erst jetzt können die Einsatzkräfte mit Atemschutz die 33 „Verletzten“ befreien.

Was für Außenstehende wie Verzug aussieht, haben die einzelnen Gruppenleiter genutzt, um alle Arbeiten überlegt vorzubereiten. So werden für den verunfallten Lkw gezielt Arbeitsbühne, Hebekissen etc. mitgebracht. Einheitsübergreifend wird Hand in Hand gearbeitet. Das DRK hat vorm Gericht einen Behandlungsplatz eingerichtet und zudem eine Zeltklinik aufgebaut.

Kipping bezeichnet das Übungsszenario als Extrem, das wohl nie im Realen auftreten wird, aber auch nicht ausgeschlossen werden kann. Geisterfahrer hat es im Barbaratunnel, der hoch frequentiert ist (täglich 12 500 Fahrzeuge), schon gegeben. Jürgen Will vom LBM Diez war beeindruckt von dem sehr realistischem und aufwendigen Übungsszenario: „Es ist nicht üblich, dass in dem Umfang geübt wird.“Bei einer ersten Manöverkritik wurden aber auch Probleme angesprochen.

Eingesetzte Einheiten waren: Löschzug (LZ) Betzdorf inklusive Gefahrstoffzugeinheit, LZ Wallmenroth und Gefahrstoffeinheit Elkenroth, THW-Ortsverband Betzdorf, DRK-Ortsverband Betzdorf sowie die DRK-Schnelleinsatzgruppen Herdorf, Elkenroth, Katzwinkel, Wehbach, Birken-Honigsessen, Brachbach, Niederfischbach, Daaden und Wissen, Polizei Betzdorf und Mitarbeiter der Straßenmeisterei Scheuerfeld. Die Verletzten mimten 26 Laiendarsteller: Jugendpfleger Ingo Molly und seine Frau haben Kinder und Jugendliche organisiert. Sie wurden vom DRK-Schminktrupp realistisch hergerichtet, zudem wurden einige Puppen verwendet. Zu den Übungsbeobachtern zählten: Jürgen Schönberger (Sicherheitsbeauftragter für Tunnel in Rheinland-Pfalz von der LBM-Zentrale Koblenz), Ulrich Neuroth (Leiter des LBM Diez und Tunnelmanager), Jürgen Will (LBM Diez), Mario Wetzlar (LBM Koblenz, Arbeitssicherung), Michael Braune (Leiter Straßenmeisterei Betzdorf), Kreisfeuerwehrinspekteur Dietmar Urrigshardt und Führungskräfte der umliegenden Wehren sowie Peter Schwan, Stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Betzdorf. Eva-Maria Stettner

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