IG Metall Betzdorf in großer Sorge - Bei Kurzarbeit läuft es nicht überall korrekt - Aktion Maßnehmen gestartet
Große Sorge: IG Metall Betzdorf befürchtet Hunderte von Kündigungen
„Maßnehmen mit der IG Metall Betzdorf“ heißt aktuell eine Aktion mit einem Zollstock. Dabei geht es nicht nur um die richtigen Abstände in Coronazeiten im Betrieb. Maßnehmen lässt sich auch bei vielen weiteren Dingen. So stellten Uwe Wallbrecher (von links, 1. Bevollmächtigter), Nicole Platzdasch (Politische Sekretärin) und Bruno Köhler (2. Bevollmächtigter) verschiedene Themen der aktuellen Gewerkschaftsarbeit vor. Dabei sind die Aussichten nicht rosig. Hunderte von Arbeitsplätze könnten in der Region wegfallen, so die Befürchtungen.
Andreas Neuser

Die IG Metall Betzdorf wirft in Zeiten von Corona einen Blick auf die aktuelle Situation in den Betrieben. Dazu hat die Gewerkschaft nun einige Lösungen und Ideen besprochen, die von Kurzarbeit bis hin zur Lage der Jugend und einer Prämie, die es nicht nur für die Autoindustrie geben sollte, reichen.

„Maßnehmen mit der IG Metall Betzdorf“ heißt aktuell eine Aktion mit einem Zollstock. Dabei geht es nicht nur um die richtigen Abstände in Coronazeiten im Betrieb. Maßnehmen lässt sich auch bei vielen weiteren Dingen. So stellten Uwe Wallbrecher (von links, 1. Bevollmächtigter), Nicole Platzdasch (Politische Sekretärin) und Bruno Köhler (2. Bevollmächtigter) verschiedene Themen der aktuellen Gewerkschaftsarbeit vor. Dabei sind die Aussichten nicht rosig. Hunderte von Arbeitsplätze könnten in der Region wegfallen, so die Befürchtungen.
Andreas Neuser

In manchen Unternehmen gebe es zu 100 Prozent Kurzarbeit, in anderen Betrieben falle Mehrarbeit an, dass „es nur so kracht“, so Uwe Wallbrecher, 1. Bevollmächtigter der IGM-Verwaltungsstelle Betzdorf. Gemeinsam mit dem 2. Bevollmächtigen Bruno Köhler und der Politischen Sekretärin Nicole Platzdasch wurden hier einige Themen angesprochen.

Situation in den Unternehmen

Allgemein wird hier befürchtet, dass es bald um die 500 Arbeitsplätze weniger geben könnte. Entsprechende Signale aus den Unternehmen hören die Gewerkschafter. Darunter auch von Plänen zum Arbeitsplatzabbau, die bereits vor Corona-Zeiten in der Schublade lagen.

Firmennamen wollen die Gewerkschafter nicht nennen. Aber in der Region gibt es viele Zulieferer der Automobilindustrie. Da sei viel in Bewegung. Die E-Mobilität werde kommen. Wer still und heimlich in die Arbeitslosigkeit gelange, das seien derzeit die Leiharbeiter und Personen mit befristeten Arbeitsverträgen.

Was tun angesichts möglicher Entlassungen? Zwei Möglichkeiten gebe es. Zum einen mit dem Unternehmen einen Sozialplan verhandeln oder kämpfen. Für Wallbrecher ist hier der Kampf der bessere Weg. Das könne zum Erfolg führen nannte er als Beispiel ein Unternehmen, das sonst wohl nicht mehr vor Ort sei.

Einen Namen wollte er nicht nennen. Es geht aber um Faurecia in Scheuerfeld. Und da sind die Beschäftigten zu 100 Prozent in der IG Metall organisiert. Auch das sei wichtig.

Kurzarbeit

Viele Firmen sind in Kurzarbeit. Da wird Kurzarbeitergeld von 60 bis 90 Prozent gezahlt. Hier gebe es gute und schlechte Beispiel, so die IG Metall. Mit 60 Prozent Kurzarbeitergeld sieht Wallbrecher schnell große Probleme auf Beschäftigte zukommen.

Das müsse aufgestockt werden. Auf massiven Druck der Gewerkschaften habe es da eine politische Entscheidung zur Aufstockung gegeben. Aber der Bevollmächtigte kritisiert die Unternehmen, die nicht von sich aus aufstocken. Denn im Vergleich zur Finanzkrise 2008/09 würden diesmal die Sozialbeiträge komplett vom Staat übernommen. „Das Geld stammt von uns allen.“

Ärgerlich und rechtlich korrekt sei auch nicht, wenn Unternehmen in Kurzarbeit gehen ohne vorher Alturlaub und Überstunden abzubauen. Dafür habe man Beispiele. Das werde man über die Arbeitsagentur prüfen lassen.

In einem anderen Fall sei es auch so, dass ein Unternehmen aktuell Teile der Produktion ins Werk im Ausland verschiebe, um dort eine volle Auslastung zu erreichen. In Deutschland beantrage man dann Kurzarbeit.

Auch freigestellte Betriebsräte würden in Kurzarbeit geschickt. Das sei rechtlich nicht zulässig. Grade diese Betriebsräte würden jetzt vor Ort gebraucht. Den Fällen gehe man nach.

Gesundheitsschutz

In Zeiten von Corona gibt es auch in Unternehmen viele Auflagen (Abstand, Hände desinfizieren etc.). In vielen Unternehmen laufe das gut, in anderen wiederum nicht.

Es gebe auch Fälle, wo mit geringerer Mannschaftsstärke der gleiche Ausstoß an Produkte wie vorher erfolgen muss, verdeutlicht Platzdasch.

So hat die IG Metall in dem Fall eine Aktion ins Leben gerufen. Maßnehmen mit der IG Metall heißt es hier auf einem Zollstock. Das steht aber nicht nur für den richtigen Abstand am Arbeitsplatz. Maßnehmen ist auch in vielen anderen Bereichen angesagt.

Homeoffice

Zu Hause arbeiten ist mit vielen Problemen behaftet. Und nun Homeoffice auch noch mit Steuergeldern unterstützen, das findet die IG Metall nicht in Ordnung. Hier seien die Arbeitgeber gefordert.

Wallbrecher erinnert sich beim Homeoffice in manchen Fällen an die Situation um 1900. Da mussten Angestellte Holz mit in ihr Büro bringen um zu Heizen. Für Köhler ist noch an ganz anderer Aspekt wichtig.

Beim Homeoffice fehlen die sozialen Kontakte. Am Arbeitsplatz im Unternehmen sei immer ein Gespräch mit Kollegen möglich. Mancher Mitarbeiter sei ja schon nach kurzer Zeit im Homeoffice am Durchdrehen, stellt Köhler fest.

Ausbildung

Hier verweist Platzdasch auf die problematische Situation in Betrieben bei Kurzarbeit. Besorgt sei man, da es immer weniger Ausbildungsplätze gebe. Aber gerade mit einer guten Ausbildung würden sich Unternehmen zukunftsfähig aufstellen.

Autoprämie

Noch immer ist eine Unterstützung der Automobilindustrie mit einer Kaufprämie in der Diskussion. Wallbrecher hält von dieser Einzelunterstützung wenig. Wenn, dann müsste es eine Unterstützung für jeden Bürger gebe, der dann selbst entscheide wofür er das Geld ausgebe.

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