Vor allem Kunden, die im Grenzgebiet zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wohnen, dürften sich beim Durchblättern der Angebotsprospekte schon einmal die Augen gerieben haben: Ein gleiches Produkt wird in zwei Filialen derselben Marktkette zu zwei verschiedenen Preisen angeboten, obwohl beide Filialen nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen.
Deutlich wird das Preisphänomen anhand des Beispiels Kaufland: Während im Prospekt der Filiale in Kirchen vom 30. November bis 6. Dezember eine Packung Mikrowellen-Pommes der Marke Snackmaster für 1,11 Euro angeboten wird, kostet das gleiche Produkt bei Kaufland in Siegen 99 Cent. Oder auch ein Becher Sahnepudding von Mövenpick: In Kirchen im Angebot für 69 Cent, in Siegen für 66 Cent.
Preise sind abhängig von der lokalen Marktsituation
Doch wie kann es sein, dass gleiche Produkte in einem Markt teurer, im anderen günstiger angeboten werden? Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Kaufland die Situation wie folgt: „Wir bieten unseren Kunden eine große Auswahl an Lebensmitteln und alles für den täglichen Bedarf zu niedrigen Preisen. Dabei hat ein großer Teil unseres Sortiments überregional einheitliche Preise. Die Preisgestaltung orientiert sich unter anderem an der jeweiligen lokalen Marktsituation, aber auch an Angebot und Nachfrage. Daher kann es an einzelnen Standorten, unabhängig von der Region oder dem Bundesland, zu Preisunterschieden kommen.“
Weiter heißt es: „Die von Ihnen genannten Preisunterschiede sind nicht spezifisch für diese Filiale, sondern können aufgrund der jeweiligen lokalen Marktsituationen auch für andere Standorte unserer bundesweit 770 Filialen zutreffen.“
Bedeutet: Die Preise in den jeweiligen Filialen bestimmen sich vor allem durch den Wettbewerb mit anderen Märkten am jeweiligen Standort. „Je größer der Wettbewerb an einem Standort, desto niedriger sind die Preise für bestimmte Produkte tendenziell“, erklärt Andrea Steinbach, Pressesprecherin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, und ergänzt: „Die Anbieter vergleichen sich mit den Mitkonkurrenten vor Ort und versuchen sich gegenseitig zu unterbieten.“ Somit könne es dann eben in manchen Regionen zu unterschiedlichen Produktpreisen innerhalb einer Marktkette kommen, obwohl zwei Filialen nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen. „Es gibt keine rechtliche Vorgabe für einheitliche Preise“, betont Steinbach.
Auch andere Supermarkt-Ketten betroffen
Umstände, die auch auf die Edeka-Filialen in der Region zutreffen: „Edeka ist ein genossenschaftlicher Verbund, der von rund 3600 selbstständigen Kaufleuten und sieben regionalen Großhandlungen getragen wird“, erklärt ein Sprecher des Unternehmens. Während beispielsweise Montabaur zu Edeka Rhein-Ruhr zählt, gehört Koblenz zu Edeka Südwest und Limburg zu Edeka Hessenring. Darüber hinaus obliege die Preisgestaltung den selbstständigen Kaufleuten, die ihre Märkte und Werbemittel eigenständig betreiben und gestalten. „Von daher können die Prospekte von Region zu Region variieren“, heißt es.
Ähnliches gilt auch für Rewe: „Rewe ist eine Genossenschaft. Insofern arbeiten auch wir mit selbstständigen Kaufleuten zusammen“, sagt ein Unternehmenssprecher und betont: „Es kann natürlich bei Einzelartikeln immer mal vorkommen, dass der ein oder andere Kaufmann aufgrund des Standortes sich preislich anders positioniert als der Kollege in den anderen Gemeinden. Das ist aber nicht die Regel und auf Einzelfälle beschränkt.“
Etwas anders sieht das bei Aldi Süd aus: „Wir bieten in unserem gesamten Gebiet die gleichen Prospekte an“, sagt eine Sprecherin von Aldi Süd. Bedeutet: In den knapp 2000 Aldi-Süd-Filialen von Rheinland-Pfalz bis Bayern herrschen die gleichen Preise für die gleichen Produkte. Eine Anfrage bei anderen Discountern und Supermärkten wie Penny oder LIDL blieb unbeantwortet.
Supermarkt oder Discounter?
Der Begriff Discounter leitet sich vom englischen Wort „discount“, zu Deutsch „Rabatt“, ab. Dabei handelt es sich um Märkte, die Produkte zu günstigeren Preisen anbieten können. Diesen etwas günstigeren Preis können die Discounter beispielsweise durch ein beschränktes Warensortiment, Verzicht auf eine Wurst-, Fleisch- und Käsetheke mit Bedienservice oder eine einfachere Präsentation der Waren erzielen. Zu den Discountern zählen unter anderem Penny, Netto, Aldi und Lidl.
Supermärkte bestechen vor allem durch ihre Vielfalt an Produkten, vor allem Markenprodukten. Dort können nicht nur Brot, Nudeln oder Getränke der Eigenmarke, sondern auch von mehreren anderen Herstellern gekauft werden. Des Weiteren spielt bei Supermärkten die Präsentation der Waren eine Rolle. Darüber hinaus gibt es vielmehr Non-Food-Produkte wie beispielsweise Kosmetik-, Drogerie- und Putzartikel, Beratungsmöglichkeiten und eine Frischwarentheke. Das verursacht höhere Personalkosten, was sich letztendlich auch im Preis niederschlägt. Supermärkte sind zum Beispiel Rewe, Edeka oder Kaufland.