Vier Spendenaktionen führten Tafel-Team und Empfänger im Theodor-Maas-Haus zusammen
Gleich vier Spendenaktionen in Altenkirchen: Hunderte Präsente für die Tafelkunden
Das ehrenamtliche Tafel-Team rund um Koordinatorin Ute Weber (vierte von rechts) hatte das Theodor-Maas-Haus für die Ausgabe der Weihnachtspräsente festlich hergerichtet und freute sich auf den Beginn der spektakulären Aktion. Foto: Julia Hilgeroth-Buchner
Julia Hilgeroth-Buchner

Altenkirchen. „Kannst du diese Pakete im Nebenraum ablegen?“ „Wer hilft noch beim Weihnachtswunschbaum mit?“ und „Hat jemand den Schlüssel für die Tür gesehen?“ Als die Turmuhr der Christuskirche an diesem Donnerstagmorgen elf Mal schlägt, da herrscht im nahe gelegenen Theodor-Maas-Haus noch ein ziemliches Gewusel.

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IEin Dutzend Helfer rund um Tafel-Koordinatorin Ute Weber flitzt seit Stunden umher, um die einzelnen Stationen mit Präsenten für die Tafelkunden herzurichten, und nun geht es in den Endspurt.

mmer noch werden Kartons und Körbe mit Lebensmitteln und hübsch verpackte Geschenke angeliefert, immer noch gibt es Abläufe abzuklären. Zudem soll alles ganz festlich und gepflegt arrangiert werden. In der Tat gibt es im Gemeindesaal, auf der Bühne und in den Nebenräumen bald kein Fleckchen mehr, das nicht funkelt und glitzert.

Ute Weber ist kurz vor dem offiziellen Beginn der Weihnachtsaktion völlig außer Atem, aber sie strahlt. Das Mammut-Vorhaben, gleich vier Spendenaktionen unter einem Dach zu einem gewaltigen Finale zu vereinen, steht kurz vor der Vollendung. Draußen stehen die Kunden schon im Regen Schlange und warten auf die Austeilung. „Ja, es laufen heute vier Aktionen parallel. Wir haben zum einen seit Jahren die Wunschbaum-Geschenkaktion für unsere Senioren und für die Kinder. Wir hatten aber in diesem Jahr doppelt so viel Bedarf, weil die Kundenzahlen explodiert sind. Im letzten Jahr haben wir 90 Haushalte unterstützt, jetzt sind es ungefähr 220. Das sind rund 550 Personen. Trotzdem bin ich begeistert, wie die Spendenaufrufe bedient wurden. Es ist unglaublich.“

Neu sei die Aktion „Weihnachtskiste“ gewesen, bei der im Vorfeld fertig gepackte Lebensmittelkisten gespendet wurden, mit deren Inhalt Bedürftige ihr weihnachtliches Festessen ausrichten können. „Wir haben etliche der Pakete umsortiert, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Familien gerecht zu werden, aber manche haben wir auch gelassen, wie sie waren“, sagt Weber und deutet exemplarisch auf eine ganze Reihe mit persönlich gestalteten Sortimenten.

Beim Aktionsstand Nummer drei werde der üppige Restbestand aus dem „Socken-Aufruf“ ausgegeben, bei dem ab Juli rund 400 Paar Strümpfe, aber auch 60 Schals, Mützen und Handschuhe gespendet wurden. Außerdem gebe es noch die „Sterne-Aktion“ ihrer Schwiegertochter Theresa …

Aber dazu später. Während sich Beate Weber schnell wieder verabschiedet, treffen die ersten Kunden im Saal ein, und der Anblick des festlichen Ambientes macht viele sprachlos. Ein wenig ungläubig nähern sie sich in bewusst kleinen Gruppen und werden freundlich vom Tafel-Team empfangen. Die meisten landen zuerst bei der Crew rund um Michelle Schmidt, die seit vielen Jahren mit extremem Engagement die legendäre „Wunschbaum-Aktion“ in der Region betreut. Mehr als 400 Geschenke können ausgegeben werden, eine schier überwältigende Zahl.

Eine junge Mutter mit vier kleinen Kindern ist die Nächste. Ihr fünfjähriger Sohn hat sich ein Fahrrad gewünscht. Aber was ist das? Beim Anblick des roten, neuwertigen Fahrzeugs fließen die Tränen … Bestürzt trösten die Frauen den Knirps, und obwohl er kein Deutsch spricht, ist bald klar, dass er ein schwarzes, rasantes Kinderfahrrad entdeckt hatte, das ihm viel besser gefällt. Auch kein Problem, schnell wird unter den verfügbaren Fahrrädern getauscht, und der Kleine lacht wieder.

Jeder wird hier ernst genommen, auch, wenn sich die gesamte Austeilung auf diese Weise bis in den Nachmittag ziehen wird. Besonders emotional fällt Aktion Nummer vier aus. Theresa Niescher-Weber wollte nämlich verhindern, dass bei zu viel Andrang einige Menschen leer ausgehen. Sie hat übers Jahr 228 aufwendige Papiersterne gefaltet, die sie in gespendeten Schachteln an alle Kunden verschenkt. „Ich kann finanziell nicht viel beitragen, aber ich bastele gerne. Die Aktion heute ist wirklich mein Highlight“, sagt sie.

Wenn die Tafel-Kunden schließlich alle Stationen durchlaufen und mit dem Nikolaus geplaudert haben, verlassen sie bepackt den Saal und werden auch beim Abtransport der Schätze unterstützt. Beim Anruf der RZ gegen 14.30 Uhr kann Ute Weber bereits eine Bilanz ziehen. „Es ist bisher wirklich gut gelaufen. Manchmal war es auch ein bisschen schwierig, weil wir sehr viele Kunden bedient haben und hier und da Pakete verschwunden sind. Aber das lässt sich alles regeln.“ Ein wenig erschöpft klingt die Tafel-Koordinatorin, und das wird auch für ihre Mitstreiter gelten. Aber wer dieses unermüdliche Ehrenamtler-Team kennt, der weiß, dass es auch in Zukunft keine Mühe scheuen wird, um den Vergessenen, den Einsamen, den Verlierern dieser Gesellschaft zu helfen.

Von Julia Hilgeroth-Buchner

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