Die Nachricht, dass ein Herdorfer im Städtchen eine eigene Brauerei gründen möchte, würde sicher nicht wenige im Hellertal erfreuen. Für große Verwunderung würde diese Ankündigung indes nicht sorgen. Denn diese Neuigkeit passt irgendwie ins Bild, passt zum Ruf der Herdorfer, dass sie gerne mal – besonders in der fünften Jahreszeit – ein kühles Blondes genießen.
Dass nun aber ausgerechnet ein Daadener, Florian Strunk, mit einem Kumpel genau diesen Plan „hinterm Hügel“ in die Tat umsetzen möchte – das dürfte für den einen oder anderen verdutzten Blick sorgen.
Denn für eine ausgeprägte Liebe zum Bierchen sind die protestantisch geprägten und weniger karnevalaffinen Daadener nun nicht unbedingt bekannt. Alles nur haltlose Lokalvorurteile? Um das herauszufinden, besuchte die RZ die zwei Jungs gestern in Strunks Haus in Daaden. Aber eins nach dem anderen.
Tim Kwiatkowski ist 32 Jahre jung, kommt aus Scheuerfeld und arbeitet als Projektleiter im Bereich Maschinenbau. Genau wie sein Kumpel Florian Strunk, 35 Jahre jung, Daadener und Industriemeister, hat er eine große Leidenschaft für besondere Biere.
2012 haben sich die Kumpel zusammengetan und hobbymäßig mit einfachsten Mitteln in Strunks Keller in Daaden Biere für ihre Familien, Freunde und Arbeitskollegen gebraut. Kwiatkowski erzählt stolz: „Und ich hatte in meinem Bekanntenkreis keinen, der gesagt hätte, dass das Bier gar nicht geht.“ Aus diesem Hobby könnte nun schon sehr bald ein zweites Standbein für die Bierenthusiasten werden.
Die bürokratischen Hürden sind bereits genommen. Kwiatkowski resümiert: „Jetzt kommt noch ein Mal die Lebensmittelbehörde – und dann könnte es losgehen.“
Doch benötige man bei der Umsetzung des Planes dringend finanzielle Hilfe. Strunk betont, dass man derzeit über die Internetseite www.startnext.com Geld einsammle, um eine Abfüllanlage sowie Gärtanks samt der passenden Kühlung für den Ausbau der Kellerbrauerei erstehen zu können: 8000 Euro würden noch gebraucht.
Wenn alles gut läuft, dann könnte schon im Dezember erstes Bier der Marke „Braukunst Westerwald“ verkauft werden. Der Fokus wird zunächst auf Weizen, Landbier und sogenanntem Pale Ale nach englischer Tradition liegen. Abgefüllt wird das Produkt dann in Flaschen und Fässer. Der Vertrieb würde über einen Onlineshop laufen, doch auch der Daadener Gasthof Koch hat schon Interesse angemeldet, ferner der Rewe-Markt in Biersdorf.
Zurück zu den Herdorfern, die wie die Gallier aus Asterix und Obelix für ihre Freude am Feiern bekannt sind: Strunk und Kwiatkowski können sich durchaus vorstellen, eines Tages ihr Bier auch „hinterm Berg“ zu vertreiben. Und wer weiß? Vielleicht kann der Gerstensaft der zwei Freunde so manchen Zwist zwischen Daadenern und Herdorfern an den Kneipentresen in der Verbandsgemeinde aus der Welt schaffen.
Übrigens: Wenn das benötigte Geld – die Summe von 8000 Euro – tatsächlich zusammenkommen sollte, dann wollen die zwei Freunde ein Bier mit glühend heißen Basaltsteinen brauen – angelehnt an die Basaltvergangenheit des Westerwaldes. Im Gespräch merkt man den zwei Hobbybierbrauern ihre Leidenschaft für den leckeren Gerstensaft wirklich an.
Ein interessanter Termin für den Reporter. Das einzige Manko: Es gab noch kein Testbierchen...
Wie man die zwei Freunde unterstützen kann
Wer die zwei Freunde bei ihrem Plan unterstützen möchte, der kann das ab nächster Woche im Internet tun: startnext.com/braukunst-westerwald Man kann auf dieser Seite entweder direkt einen Geldbetrag spenden oder das Projekt durch den Kauf von T-Shirts oder Kapuzenpullovern der Brauerei unterstützen. Sollten die 8000 Euro innerhalb einer gesetzten Frist von etwa 35 Tagen nicht erreicht werden, dann wäre der Traum für die Jungs geplatzt – kein Geld würde fließen. In diesem Fall würde all jenen, die „gespendet“ haben, natürlich auch kein Geld abgebucht. Dies würde nur im Falle des Erreichens der 8000er-Marke der Fall sein. lör