Gesundheitsminister stellt sich Fragen des Altenkirchener Kreistags - Das sind die wichtigsten Punkte der Diskussion
Gesundheitsminister Hoch zu Krankenhauskritik vor dem Kreistag Altenkirchen: „Versorgung ist sicher“
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Mit mehr als 100 Menschen protestierte die Bürgerinitiative für eine gute Gesundheitsversorgung im Raiffeisenland mit einer stillen Mahnwache gegen die aktuellen Entwicklungen im Kreis Altenkirchen.
Markus Eschenauer

Kreis Altenkirchen/Westerwald. Rund zweieinhalb Stunden stellte sich der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch in einer Sondersitzung den Fragen des Kreistags. Dabei wurde mit Kritik nicht gespart, aber auch der Minister fand deutliche Worte. Es war ein umfangreicher Rundumblick auf die Lage.

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Hintergrund: Die Entwicklung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum – und insbesondere im Kreis Altenkirchen – macht derzeit vielen Menschen Sorgen. Dies wurde auch in den zahlreichen Redebeiträgen während der Versammlung in der Kreisverwaltung in Altenkirchen immer wieder betont. Nach der überraschenden Schließung des Krankenhauses in Altenkirchen, verschärfte sich das Thema kürzlich noch einmal angesichts unterschiedlicher Aussagen zur Zukunft der Klinik in Kirchen.

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Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch stellte sich im Kreistag den Fragen des Gremiums – und davon gab es einige.
Markus Eschenauer

Clemens Hoch sollte nun Antworten auf die wichtigsten und brennenden Fragen liefern. Darauf warteten auch die mehr als 100 Mitglieder der Bürgerinitiative, die nach einer stillen Mahnwache vor der Kreisverwaltung die Gesprächsrunde per Videoübertragung in der Cafeteria mitverfolgen konnten. Vier wesentliche Punkte wurden dabei im Laufe des Abends immer wieder angesprochen:

1Kommunikation: „Ich glaube, niemand hier im Raum fand die Art und Weise der Kommunikation vonseiten des Trägers beziehungsweise seiner Berater zeitgemäß und professionell“, sagte Landrat Peter Enders in seiner einführenden Rede: „Da wurde Vertrauen zerstört.“ Clemens Hoch sah das ähnlich, verwendete in diesem Zusammenhang „unterirdisch“, doch er erklärte auch, dass inzwischen über vieles gesprochen worden sei und er „großes Vertrauen in den Träger“ – also das DRK – habe. Eine Garantie dafür, dass Pläne umgesetzt werden, gebe es aber nicht.

2Verunsicherung: Von Bürgern, die „Angst haben“, war bei der Diskussion die Rede. Die entscheidende Frage, die sich viele stellen: Komme ich bei einem Notfall schnell genug in ein geeignetes Krankenhaus? Das treibt die Menschen um. Er sei auch gerade deshalb in Altenkirchen, weil das Gefühl entstanden sei, dass die Versorgung nicht gesichert sei, aber sie sei es, erklärte der Minister mehrfach an dem Abend.

3Westerwaldkrankenhaus: Die Vorschläge, wie es in Sachen Krankenhäuser im oberen Westerwaldkreis sowie im Kreis Altenkirchen weitergehen soll, liegen auf dem Tisch, so Hoch zur mehrfach geäußerten Kritik. „Es gibt eine Lösung, aber diese Lösung stellt nicht alle zufrieden.“ Der Minister geht damit auf den vorgesehenen Bau eines Westerwaldklinikums ein, in dem die Standorte Altenkirchen, Hachenburg und Kirchen perspektivisch zusammengezogen werden. Eine solche Konzentration sei das Wesen der Krankenhauskonzeption. Hoch setzt dabei aber auch auf eine Kombination mit sogenannten Level-1i-Krankenhäusern. Wenn der Kreis andere Lösungen möchte, könne er sich dazu entschließen, selbst in den Sektor einzusteigen. Doch, und da wurde Hoch deutlich: „Ich glaube, das wird eine kommunale Familie überfordern.“

4Müschenbach: Aus einem Gutachten aus dem Jahr 2019 ergab sich Müschenbach (Westerwaldkreis) als Standort für das Westerwaldklinikum. Daran soll, erklärte Hoch, weiter festgehalten werden – auch wenn damals lediglich von Hachenburg und Altenkirchen die Rede war und nun mit Kirchen ein Dreierbund entstanden ist. „Es bringt nichts, ein paar Kilometer über die Kreisgrenze zu gehen“, betonte der Gesundheitsminister im Kreistag. Auch den Patienten sei es egal, wo das Krankenhaus stehe, solange die Versorgung ausreicht.

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Der Besuch des SPD-Politikers resultiert aus einem Antrag, den die CDU-Fraktion gestellt hat.
Markus Eschenauer

Auch wenn die Diskussion, wie Sabine Bätzing-Lichtenthäler lobte, „konstruktiv, kritisch, aber sachlich“ ablief, musste sich Clemens Hoch einiges anhören. In dem ganzen Prozess würden, so Josef Rosenbauer (CDU), „den Menschen Sachen aufgetischt, die nicht glaubwürdig sind“. Die Verantwortung werde auf die unterste Ebene abgeschoben, sagte Anna Neuhof (Grüne). Es war eine große Masse an Aussagen zu unterschiedlichen Aspekten eines sehr komplexen Themas.

Einen Punkt, der die Menschen im Kreis Altenkirchen im Zuge der aktuellen Entwicklungen ebenfalls umtreibt, brachte Klaus Kohlhaas (FDP) zum Abschluss seines umfangreichen Statements vor – und dieser ist nicht zu unterschätzen. „Die Stärkung des ländlichen Raumes ist aus wirtschaftlicher, sozio-demografischer und auch nachhaltiger Perspektive notwendig, um einen weiteren Standortnachteil für Bürger und Wirtschaft zu verhindern“, sagte der Mediziner.

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