Das Erscheinungsbild des Städtchens an der Heller wird sich weiter verändern. Die finanziellen Grundlagen legte der Stadtrat nun in seiner jüngsten Sitzung mit der einstimmigen Verabschiedung des Haushalts für das aktuelle Jahr. Das Städtchen befindet sich seit einigen Jahren im Finanzglück. Sowohl im Ergebnis- als auch im Finanzhaushalt wird das Haushaltsjahr jeweils mit einem Überschuss aus dem laufenden Geschäft abschließen. Laufenden Erträgen über rund 13,42 Millionen Euro stehen Aufwendungen über etwa 12,11 Millionen Euro gegenüber.
Doch Herdorf kennt auch andere – finanziell bittere – Zeiten. Michael Runkel, der Kämmerer der Verbandsgemeinde, erinnert sich in seiner Vorstellung des Zahlenwerks: 2017 war er das erste Mal zuständig für die Erstellung des Haushalts für das Städtchen. „Die ersten Jahre waren mehr als schwierig“, so der Fachbereichsleiter. Die Verschuldung war hoch, insbesondere bei den Kassenkrediten. Die eigenen Finanzmöglichkeiten waren erschöpft. Vor gut zwei Jahren trat mit der Einführung des neuen rheinland-pfälzischen kommunalen Finanzausgleichs die Wende ein. Herdorf sollte vor allem von der Schlüsselzuweisung B profitieren. Es geht im Groben darum, die Finanzlücke zu schließen zwischen dem Bedarf einer Kommune und ihrer tatsächlichen Finanzkraft. Besonders wird hier berücksichtigt, wenn eine Gemeinde Träger einer Schule ist. So wie dies bei Herdorf mit der Maria-Homscheid-Grundschule der Fall ist.
Herdorf kommt ohne die Kassenkredite aus
Für Herdorfs Finanzglück sorgte Runkel zufolge auch das Entschuldungsprogramm des Landes. Von den 4 Millionen Kassenkrediten übernahm Rheinland-Pfalz 2,8 Millionen. Die verbliebenen 1,2 Millionen Euro Schulden muss Herdorf innerhalb der nächsten dreißig Jahre zurückzahlen. Das Städtchen wird es nach derzeitigem Stand dem Kämmerer zufolge bereits bis 2028 schaffen. Eine Voraussetzung für die Teilnahme am Entschuldungsprogramm: Herdorf darf keine neuen Kassenkredite aufnehmen, sein Girokonto also nicht überziehen. „Kein Problem“, so die Prognose Runkels angesichts des Überschusses aus dem laufenden Geschäft. Bis letztes Jahr waren es etwa eine Million Euro. Doch auch an Herdorf geht die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbei. Runkel rechnet damit, dass sich dieser Überschuss ab diesem Jahr reduzieren wird.
Das zeigt sich vor allem an der Entwicklung der Gewerbesteuer. 2024 lag hier der Ansatz im Haushalt noch bei 2,3 Millionen Euro. Für das aktuelle Jahr kalkuliert die Verwaltung jedoch nur mit 1,6 Millionen Euro. Die weitere Entwicklung bleibe abzuwarten, so Runkel.

Die Einnahmen aus der Umsatzsteuer und der Einkommenssteuer werden zudem durch die Umlagen aufgezehrt. Sind es nur 9500 Euro, die Herdorf an die VG zusätzlich abführen muss, erhöht sich der Anteil, den der Kreis bekommt, um 172.500 Euro auf insgesamt 3,5 Millionen Euro.
Trotz der hohen Umlageverpflichtungen und rückläufigen Einnahmen bleibt Herdorf handlungsfähig und investiert gezielt in die Zukunft des Städtchens. Für das laufende Jahr sind Investitionen in Höhe von 4 Millionen Euro vorgesehen, die sich auf verschiedene wichtige Projekte verteilen.
Hohe Investitionen in Kita und Schule
1,4 Millionen Euro sind etwa für die neue Kita „Am Bähnchen“ vorgesehen, die im Sommer fertiggestellt werden soll. Die Grundschule erhält für rund 290.000 Euro eine Außenklasse im Rahmen des Ganztagsförderungsgesetzes. Für die Planung der Maßnahmen im Rahmen des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (Marktplatz und Umfeld) sind für dieses und nächstes Jahr je 100.000 Euro vorgesehen. Für den Kauf des Knappensaals veranschlagt der Haushalt 60.000 Euro. Für dieses Jahr sind auch zahlreiche Investitionen in Planungen und Baumaßnahmen in Gemeindestraßen vorgesehen, etwa die Erschließungen der Mozartstraße oder „In der Struth“ mit jeweils 55.000 Euro.
Wieso Schulden nicht schädlich sein müssen
4 Millionen Euro sollen laut Haushaltsplan in diesem Jahr investiert werden. Die Einnahmen aus Beiträgen und Zuschüssen reichen dazu nicht aus: Also müssen 1,8 Millionen Euro Kredite aufgenommen werden. Zum Ende des Haushaltsjahres werden damit den Schätzungen der Verwaltung zufolge die Gesamtinvestitionskredite von rund 7,8 Millionen Euro auf 9,2 Millionen Euro ansteigen. Runkel rechnet mit einem Reißen der 11-Millionen-Marke in 2028 – was allerdings kein Problem darstelle. „Der Schuldendienst wird aus eigener Kraft abzudecken sein. Wir schaffen Anlagevermögen. Es sind also langfristige Schulden, die nicht unbedingt negativ sind.“