Der Erste Kreisbeigeordnete Tobias Gerhardus will 2027 Landrat Peter Enders „beerben“. Das bestätigte der CDU-Politiker im Gespräch mit unserer Zeitung. Heißt im Umkehrschluss: Der 45-Jährige aus Herdorf wird im kommenden Jahr nicht bei der Landtagswahl im Wahlkreis 1 (Betzdorf/Kirchen) antreten. „Ich habe mich entschieden, mich weiterhin auf die kommunalpolitische Ebene zu fokussieren“, so Gerhardus, „Diese Entscheidung ist in den vergangenen Wochen und Monaten gereift“, erläutert er. Zum Hintergrund: Der amtierende Landrat Peter Enders (CDU), der in wenigen Wochen 66 wird, kann 2027 nach dann acht Jahren Amtszeit aus Altersgründen nicht mehr antreten, Gerhardus ist seit 2019 sein erster Stellvertreter, in seinen Geschäftsbereich fallen unter anderem die Westerwaldbahn, der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) und die weiterführenden Schulen im Kreis.
Auch, wenn es bis zur Landratswahl noch rund zwei Jahre dauern wird, und auch, wenn eine Kandidatur von Gerhardus nach eigenen Worten noch zuvor durch ein Mitgliedervotum bestätigt werden muss, hat sich der Herdorfer entschieden, seine „Bewerbung“ öffentlich zu machen, um im Zuge der Nominierungen der Direktkandidaten für die Landtagswahl am 22. März 2026 keine Spekulationen aufkommen zu lassen. Denn er ist in der laufenden Legislaturperiode der B-Kandidat des Landtagsabgeordneten Michael Wäschenbach, der sich bei der Wahl 2021 im Wahlkreis 1 erneut das Direktmandat sicherte, und damit eigentlich der „Kronprinz“.
„Ich habe mich entschieden, mich weiterhin auf die kommunalpolitische Ebene zu fokussieren.“
So begründet Tobias Gerhardus seine Entscheidung, 2027 als Landrat für den Kreis Altenkirchen zu kandidieren.
Aber wer wird nun für die CDU in dem Wahlkreis im kommenden Jahr ins Rennen gehen? Schließlich gilt es, einen Nachfolger für Wäschenbach zu finden, der inzwischen in den Parteigremien angekündigt hat, nicht noch einmal kandidieren zu wollen. „Es gibt mehrere Bewerber“, sagt der CDU-Kreisvorsitzende Matthias Reuber auf Anfrage unserer Zeitung, ohne dabei Namen zu nennen. Er gehe davon aus, dass sich diese im Vorfeld austauschen. Ob es dann am Montag, 23. Juni, wenn die Nominierung erfolgen soll, zu einer Kampfabstimmung kommen wird, oder man sich zuvor intern auf eine Bewerberin oder einen Bewerber geeinigt hat, sei noch offen, so der Landtagsabgeordnete. Der Kreisvorstand will sich Anfang Mai auch mit Personalangelegenheiten befassen,
Während die Kandidatenfrage im Wahlkreis 1, der im neuen Zuschnitt jetzt die komplette Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain, sowie die Verbandsgemeinden Kirchen, Daaden-Herdorf und aus dem Westerwaldkreis Rennerod umfasst, noch offen ist, sind die Christdemokraten im Wahlkreis 2 (Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld, Hamm und Wissen) schon weiter. Denn dort hat Matthias Reuber angekündigt, erneut für das Direktmandat zu kandidieren. Die offizielle Nominierungsveranstaltung der Partei findet hier am Freitag, 13. Juni, in Weyerbusch statt. „Seit 2021 setze ich mich mit ganzer Kraft und Leidenschaft für die Menschen in unserem Wahlkreis ein“, erklärt Reuber in einer Pressemitteilung. „Ich möchte meine Arbeit im Landtag auch in der kommenden Legislaturperiode fortsetzen – mit einem klaren Fokus auf die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger vor Ort.“

Der 32-Jährige aus Birken-Honigsessen zog 2021 direkt in den Mainzer Landtag ein. Seit Beginn seiner Abgeordnetentätigkeit ist er Sprecher der Fraktion für Wissenschaftspolitik, seit 2024 zudem Mitglied des Bildungsausschusses. Als jugendpolitischer Sprecher setzt er sich darüber hinaus engagiert für die Belange der jungen Generation ein. Seine Nominierung als Direktbewerber der Christdemokraten gilt als sicher.
In der Pressemitteilung weist Reuber auch auf sein kommunalpolitisches Engagement hin. So habe er sich unter anderem für den Erhalt der stationären Gesundheitsversorgung, den Ausbau der Infrastruktur sowie die Interessen der Landwirte und Waldinteressentenschaften stark gemacht. Insgesamt habe er knapp 250 Kleine Anfragen an die Landesregierung gerichtet, was er als Ausdruck seines Einsatzes für Transparenz und bürgernahe Politik versteht. „Ein großer Teil meiner Arbeit besteht im direkten Austausch mit den Menschen vor Ort. Ich höre zu und versuche, die Anliegen zu verstehen – und aktiv an Lösungen mitzuwirken“, so Reuber abschließend.
SPD hat Landtagskandidaten nominiert
Während die CDU also bei zwei Nominierungsveranstaltungen im Juni ihre Landtagsbewerber festlegen wird, hat die SPD dies bereits getan. Im Wahlkreis 1 wird die SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Sabine Bätzing-Lichtenthäler für die Genossen ins Rennen gehen, im Wahlkreis 2 steht Philip Schimkat auf dem Stimmzettel. Über eine Entscheidung der Sozialdemokraten mit Blick auf die Landratswahl ist bislang noch nichts bekannt.