Daadens Bauausschuss hält Bedenken der Hofeigentümer nebenan jedoch für unbegründet
Geplantes Projekt stößt auf Widerstand: Anlieger wollen keinen Solarpark am Silberberg
Die Pläne für einen Solarpark am Daadener Silberberg (als Standort vorgesehen ist die hinterste Fläche hinter der unteren Buschreihe) stoßen bei den Eigentümern des benachbarten Reiterhofes auf Widerstand. In den städtischen Gremien kommt das Projekt indes weiter voran.
Markus Döring/Archiv

Nicht nur mit dem Baugebiet Jungental, auch mit einem weiteren umstrittenen Projekt – dem Solarpark auf dem Silberberg – hatten sich der Daadener Bau- und Umweltausschuss und der Ausschuss für Stadtentwicklung jetzt zu beschäftigen. Auch hier waren im Zuge der im Baugesetz vorgesehenen Beteiligung der Öffentlichkeit diverse Stellungnahmen eingegangen. Und diese machten deutlich, dass sich – wie unten im Jungental – gleichermaßen auch oben auf dem Silberberg Widerstand bei den Nachbarn regt.

Die Pläne für einen Solarpark am Daadener Silberberg (als Standort vorgesehen ist die hinterste Fläche hinter der unteren Buschreihe) stoßen bei den Eigentümern des benachbarten Reiterhofes auf Widerstand. In den städtischen Gremien kommt das Projekt indes weiter voran.
Markus Döring/Archiv

Wie mehrfach berichtet, plant die Firma Arrela aus dem hessischen Friedrichsdorf auf dem Hang im Südwesten des Stadtgebiets einen Solarpark. Auf knapp sieben Hektar Grünland sollen Solarzellenmodule zur Stromgewinnung errichtet werden. Inzwischen hat der Investor die Parzellen gekauft.

Umweltbericht wird nachgebessert

Bereits im Januar hatte die Naturschutzinitiative verlauten lassen, dass sie einen Solarpark am geplanten Standort ablehnt. Neben allgemeinen Kritikpunkten verwies die NI vor allem auf gravierende Mängel in dem von einem Planungsbüro erstellten Umweltbericht: Darin fehle eine angemessene FFH-Verträglichkeitsprüfung (Fauna-Flora-Habitat) ebenso eine Artenschutzprüfung, zumal der als Standort vorgesehene Wiesenhang an drei Seiten unmittelbar an ein Vogelschutzgebiet grenze.

Mit ähnlicher Begründung erhob auch die Ortsgruppe Daaden des Naturschutzbunds (Nabu) Widerspruch: Unbedingt seien Lebensräume bedrohter Tierarten (wie Tagfalter, Brutvögel, Rotmilan) zu untersuchen, ebenso die Umgebung auf mögliche Bruthorste.

Zwischenzeitlich hat der Investor zwei andere Fachbüros mit den Gutachten beauftragt. Am Ende soll der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis, die ihrerseits diesbezüglich bereits klare Forderungen vorgebracht hat, ein Konzept zur Kompensation der Maßnahme vorgeschlagen werden. Den Forderungen werde mit dem detaillierten Umweltbericht nachgekommen, hieß es in der Sitzung.

Während behördlicherseits ansonsten keine gravierenden Einwände gegen den Solarpark bestehen, lehnen die Eigentümer des benachbarten Hofes Silberberg das Projekt ab und haben sogar eine Anwaltskanzlei eingeschaltet. Diese verweist in einer Stellungnahme auf diverse Beeinträchtigungen für den gewerblich betriebenen Reiterhof mit rund 70 betreuten und eingestellten Pferden.

Erstens würden der 400-Meter-Mindestabstand von Fotovoltaik-Freilandanlagen gegenüber tierhaltenden, landwirtschaftlichen Betrieben nicht eingehalten. Zweitens seien Lärmemissionen durch die Stromtransformatoren und die Verkehrserschließung des Solarparks vom Hof Silberberg her zu erwarten.

Sorge vor Wolf und Umsatzverlusten

Drittens besteht die Befürchtung, dass die Schafhaltung, mit der das Grün zwischen den Solarmodulen naturverträglich gemäht werden soll, Wölfe anlocken könnte, die dann eine potenzielle Gefahr für die Pferde auf den Weiden, aber auch für die Feriengäste darstellen würden. Und viertens befürchten die Inhaber des Hofes einen Umsatzrückgang für ihren auf Tourismus und Naherholung ausgelegten Betrieb.

Beistand bekommen sie dabei von der IHK Koblenz, die für ihren Mitgliedsbetrieb gleichfalls „mögliche Nutzungskonflikte und eine Kundenreduktion“ befürchtet, sowie von der Landwirtschaftskammer, die den Hof Silberberg durch einen Solarpark in direkter Nachbarschaft „in seinen Belangen stark tangiert“ sieht.

Vonseiten des Investors und der Verwaltung heißt es dazu: Auch wenn die Hofeigentümer von dem Bauvorhaben nicht unmittelbar betroffen seien, so sollten ihre Interessen als Nachbarn dennoch, sofern denn möglich, Berücksichtigung finden.

Im Bauausschuss wurden jedoch alle Einwände einstimmig zurückgewiesen. Was die Unterschreitung des 400-Meter-Abstands um knapp die Hälfte angeht, so soll letztlich der Stadtrat abwägen, ob das Vorhaben trotzdem weiterverfolgt werden kann – Fakt sei, dass der Solarpark von den Gebäuden des Hofes „kaum bis gar nicht einsehbar“ wäre, da er hangabwärts hinter der Vegetation verdeckt läge.

Auf Wunsch der Anlieger war bereits die am nächsten an den Hof heranreichende Parzelle aus dem Entwurf herausgenommen worden (siehe Text links). Darüber hinaus hat Arrela zugesagt, zusätzlich zu den bestehenden Büschen und Bäumen eine Sichtschutzhecke anzupflanzen. Zudem sei der Solarpark nochmals deutlich verkleinert worden, weil das Forstamt als Vorsichtsmaßnahme vor umstürzender Bäume einen 30-Meter-Abstand zum Waldrand angeregt hatte.

Die Geräuschkulisse der Transformatoren, heißt es weiter, sei mit 40 Dezibel vergleichbar mit dem „Brummen eines Kühlschranks“. Da diese nun auch mit weiterem Abstand zu den Reit- und Wanderwegen aufgestellt würden, seien Geräusche über die Entfernung „kaum noch wahrnehmbar“.

Ferner werde auf eine der ursprünglich drei geplanten Zufahrten verzichtet, und da Solarmodule nicht störanfällig seien und in der Regel über Jahrzehnte nicht ausgetauscht werden müssten, sei allenfalls mit monatlich ein oder zwei Service-Anfahrten zu rechnen. Was das Thema Schafbeweidung angeht, so sei noch keine Entscheidung getroffen worden; grundsätzlich halte man auch eine maschinelle Mahd für denkbar.

Klimaschutz: Lob aus Altenkirchen

In der Bewertung heißt es abschließend: „Erwartungsgemäß sollte sich der in seiner Größe sehr reduzierte Solarpark, der kaum noch einsehbar ist, nur noch geringfügig auf die Erholungs-, Freizeit- und Reitsportaktivitäten der Gäste des Hofes Silberberg auswirken.“ In diesem Sinne erfolgte letztlich auch die einstimmige Empfehlung des Bauausschusses zur Annahme des Vorentwurfs.

Übrigens: Auch wenn sich das Planverfahren bislang als schwierig und langwierig darstellt, so erntet das Projekt auch Lob. Aus Sicht des Klimaschutzes sei der Solarpark als positiv zu bewerten, heißt es in einer Stellungnahme der Kreisverwaltung. Dessen potenzieller Stromertrag würde mehr als 1 Prozent des kreisweiten Stromverbrauchs entsprechen. Daher könne die geplante Anlage „einen bedeutenden Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele des Landkreises Altenkirchen leisten“.

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