Normalerweise besuchen bis zu 22 Menschen die Gelbe Villa, wo sie lernen, eine sinnvolle Tagesstruktur aufzubauen. Inhaltlich stehen dabei Ergotherapie, Musiktherapie, Gesprächsgruppen, Hauswirtschaftstraining, Einzel- und gruppentherapeutische Angebote sowie Freizeitmaßnahmen im Mittelpunkt. Außerdem erhalten die Menschen hier täglich mittags eine warme Mahlzeit, die gemeinsam eingenommen wird.
Die gewohnte und geliebte Routine hat sich mit dem Ausbruch der Corona-Krise schlagartig verändert. Die Mitarbeiter waren gezwungen, die Tagesstätte unverzüglich zu schließen und die Situation mit den Besuchern zu klären, was mit Enttäuschung und Ängsten vor der Isolation verbunden war.
Die tägliche Routine im Tagesablauf ist für psychisch kranke Menschen eine unabdingbare Voraussetzung, um psychische Stabilität zu erlangen und zu erhalten. Dieser gleichmäßigen Tagesstruktur beraubt, mussten die betroffenen Menschen sich einer neuen Herausforderung stellen.
Hilfe erfolgt über Telefon oder digitale Medien
Die Mitarbeiter der Gelben Villa haben in den vergangenen Wochen ein der Situation angepasstes Konzept der „Notfallbetreuung“ eingerichtet und damit die soziale Verbindung durch Telefonate und digitale Medien gewährleistet. Das Büro der Tagesstätte war durchgehend besetzt und telefonisch erreichbar.
Dank dem zuletzt meist schönen Wetter konnten die Mitarbeiter die psychisch kranken Menschen bei Spaziergängen im Freien begleiten. Die Besucher erhielten zudem regelmäßig Päckchen die die Mitarbeiter mit kleinen Aufgaben, Rätseln, Gedächtnistrainingsübungen sowie Anregungen zu kreativem Tun und Mut machendem Inhalt zur Gestaltung des Tages versehen hatten.
Eine Besucherin nähte unter ergotherapeutischer Anleitung Mund- und Nasenschutze. Psychische Krisen in dieser Isolationszeit konnten dadurch gemildert und teilweise sogar abgefangen werden.
“Das ist alles nicht dasselbe wie sonst"
„Dennoch: Das ist alles nicht dasselbe wie sonst“, schreibt die Caritas in einer Pressemitteilung. „Menschen, die üblicherweise auf eine engmaschige Begleitung und Unterstützung bei der Bildung einer sinnvollen Tagesstruktur angewiesen sind, sahen sich plötzlich mit einer – schon für psychisch gesunde Menschen – schwierigen Situation, konfrontiert.“
Zu Beginn der Schließung der Tagesstätte erhielten die Besucher ein Tagebuch, das je nach Wunsch und Bedürfnis genutzt werden konnte, um sich Gedanken, Gefühle und Erlebnisse in dieser Zeit „von der Seele zu schreiben“. Dies unterstützt sowohl die Eigenreflexion, als auch die psychische Entlastung, besonders bei allein lebenden Menschen, die einer höheren Gefahr ausgesetzt sind, in eine Depression zu rutschen.
Einige Besucher wurden über die Hauswirtschaft der Tagesstätte weiter mit Mittagessen versorgt, weil sie nicht in der Lage sind, dies selbst zuzubereiten.
Zusammenfassend lasse sich sagen, dass das Netzwerk, das die Mitarbeiter der Gelben Villa aufgebaut haben, trotz der schwierigen Bedingungen gut funktioniert hat, so die Caritas.
Gelbe Villa hat wieder geöffnet – allerdings mit besonderen Vorkehrungen
Dennoch sei die Freude groß gewesen, als vor einigen Tagen wieder eine Öffnung der Tagesstätte für die physisch gesunden Besucher erfolgen konnte. Zurzeit werden wieder – angepasst an die Situation und die gesetzlichen Vorgaben – zwei Kleingruppen, getrennt voneinander in den großen Räumen der Tagesstätte betreut, natürlich unter Einhaltung der vorgeschriebenen und notwendigen Hygienebestimmungen.
Besucher, die zur Corona-Risikogruppe gehören und aufgrund von Vorerkrankungen besonders vor einer Covid-19-Infektion geschützt werden müssen, dürfen die Tagesstätte noch nicht besuchen. Sie werden von den Mitarbeitern, wie bisher, außerhalb begleitet.
Eine Besucherin hat auf die Frage einer Mitarbeiterin, wie sie denn den Neu-Start der Tagesstätte erlebt habe, geantwortet: „Jetzt beginnt langsam wieder Normalität durch die sozialen Kontakte und die Rückkehr zur Alltagsroutine. Und das brauchen wir mehr als alles andere.“
Das Gemeindepsychiatrische Zentrum Gelbe Villa besteht neben der Tagesstätte aus den Bereichen Persönliches Budget/Ambulante Hilfen, fünf betreuten Wohngemeinschaften, dem Dienstag & Donnerstag-Angebot („DiDo“),der Kontakt- und Informationsstelle, dem „Offenen Treff“ donnerstags sowie verschiedenen Selbsthilfegruppen. Die Gruppenangebote sind derzeit noch geschlossen. Die Begleitung der psychisch kranken Menschen über das persönliche Budget ist durchgehend im vollen Umfang gewährleistet, so die Caritas.