„Was da am Freitag gemacht wurde, war ganz toll“, sagt Günter Pauli bewegt. Zu Ehren seines am 9. Mai 1975 im Kölner Stadtteil Humboldt-Gremberg getöteten Bruders, der aus Gebhardshain stammte, gab es nun zum 50. Todestag eine Gedenkveranstaltung im Polizeipräsidium in Köln. Die Gedenkveranstaltung ist von der Interessengemeinschaft (IG) Humboldt-Gremberg mit dem Polizeipräsidium Köln und den christlichen Kirchen des Stadtteils im Polizeipräsidium, Walter-Pauli-Ring 2-6 in Köln-Kalk organisiert worden.
Eine Stunde lang gedachten Polizisten, Bürger, Kirchenvertreter sowie die Familie Walter Pauli. „An der Gedenktafel im Präsidium wurden zwei Kränze abschließend abgelegt, daneben stand ein Foto meines Bruders“, berichtet Günter Pauli im Gespräch mit unserer Zeitung. Es wurden Reden gehalten und es wurde gebetet. Auch 50 Jahre nach dem Tod seines Bruders, der nur 22 Jahre alt wurde, nimmt ihn die Geschichte immer noch mit.

Was Günter Pauli besonders freut: Viele Polizisten und Bundespolizisten waren zugegen, um seinem Bruder Ehre zu erweisen. Das bedeutet Günter Pauli und seiner Familie viel: „Mein Bruder wird nicht vergessen und es fand ein würdevolles Gedenken statt“, sagt er. „Ich möchte den Polizisten für das zahlreiche Erscheinen einen großen Dank aussprechen.“ Auch freut es ihn, dass Bürger aus Gebhardshain zur Veranstaltung gekommen sind.
Walter Pauli wurde am 16. Januar 1953 in Ochtendung geboren, lebte in Gebhardshain und starb nach nur sechs Wochen im Polizeidienst. In den frühen Morgenstunden am 9. Mai 1975 im Kölner Stadtteil Humboldt-Gremberg erschoss ein Mann, der zur Terrorgruppe „Bewegung 2. Juni“ (Baader-Meinhof-Gruppe, R.A.F.) gehörte, Pauli im Einsatz. Ein Kollege von ihm wurde bei dem Einsatz schwer verletzt. An der Trauerfeier am 14. Mai 1975 waren alle Geschäfte, Betriebe und Schulen in Gebhardshain anlässlich des Gedenkens geschlossen. An der Beerdigung nahmen laut einem damaligen Bericht unserer Zeitung an die 3000 Menschen teil, darunter 2000 Ehrengäste. Neben den damaligen Ministern Willi Weyer (NRW) und Heinz Schwarz (Rheinland-Pfalz) erwiesen 800 Polizeibeamte aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz Pauli die letzte Ehre, aber auch aus anderen Teilen der Bundesrepublik sowie aus Holland waren Beamte angereist.

26 Jahre nach Paulis Tod, zur Einweihung des neuen Kölner Polizeipräsidiums am 25. Oktober 2001 – nur wenige Hundert Meter vom Tatort entfernt –, wurde in Deutschland zum ersten Mal ein Straßenname für einen im Dienst getöteten Polizisten umbenannt. 2015 wurde eine zusätzliche Gedenktafel im Eingangsbereich des Kölner Polizeigebäudes angebracht und ein Zusatzschild unter dem Straßenschild montiert. Der Walter-Pauli-Ring erinnert noch heute an das Schicksal des damals 22-jährigen Polizei-Hauptwachtmeisters.

Die VG Betzdorf-Gebhardshain gedachte Walter Pauli zum 50. Todestag, gleichzeitig ist es der VG ein Anliegen, „ein Zeichen der Wertschätzung für all jene zu setzen, die täglich für Sicherheit und Ordnung in unserer Gesellschaft eintreten“. Bürgermeister Joachim Brenner betont: „Ob Polizei, DRK, Ordnungsamt, Feuerwehr oder THW – die Angehörigen der sogenannten Blaulichtfamilie stehen in allen Notlagen bereit, wenn Hilfe gebraucht wird. Sie verdienen unser aller Respekt, denn sie übernehmen Verantwortung dort, wo andere Schutz suchen. Walter Pauli steht sinnbildlich für all jene, die im Dienst für unsere Gemeinschaft Opfer von Gewalt wurden.“ Die Erinnerung an ihn sei nicht nur ein persönliches Gedenken, sondern auch ein Ausdruck von Respekt und gelebter Erinnerungskultur – gerade in einer Zeit, in der Menschen immer wieder radikalen Elementen und sinnloser Gewalt zum Opfer fallen.
Günter Pauli wünscht sich 50 Jahre nach dem gewaltsamen Tod seines Bruders, dass der Polizei und der Bundeswehr wieder mehr Anerkennung in der Gesellschaft zuteilwird und die Menschen, die diese Jobs ausüben, auch respektiert werden. Denn schließlich: „Halten sie den Kopf für uns hin.“
