Versteigerung in Betzdorf
Fundsachen: Wo es Joop-Brillen für 15 Euro gibt
Selina Schreiber, Mitarbeiterin des Fundbüros, gibt alles, um die Fundsachen an den Mann oder die Frau zu bringen.
Gaby Wertebach

Kleine und große Schnäppchen bot die jüngste Versteigerung von Fundsachen in Betzdorf. Allein 14 Fahrräder waren im Angebot, darunter auch einige E-Bikes. Bis zur nächsten Gelegenheit, günstig an Fundsachen zu kommen, wird noch Zeit ins Land gehen. 

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Wer am Samstagmorgen um Punkt 11 Uhr im Bauhof der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain dabei war, hatte gute Chancen auf ein kleines oder größeres Schnäppchen, zumindest wenn man sich für E-Bikes, Modeschmuck, oder auch mysteriöse Technik begeistern kann. Der große Besucheransturm blieb allerdings aus, nur eine Handvoll Interessenten hatte sich eingefunden.

Bei der Fundsachenversteigerung, die alle zwei Jahre stattfindet, kam etliches unter den Hammer, was in der Zwischenzeit wohl niemand vermisst zu haben scheint, außer Regenschirmen, die im Allgemeinen die Versteigerungen dominieren. Die hätten auch keinen Sinn gemacht, das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und nicht nur die Sonne strahlte über das Sammelsurium verlorener Besitztümer. Die vor Jahren mehrmals gefundene Schildkröte, es handelte sich immer um das gleiche Exemplar, das eine deutliche Weglauftendenz von zu Hause zeigte, war glücklicherweise nicht mit dabei, wenngleich sie bestimmt ein neues Zuhause gefunden hätte.

Malo Mailinger (rechts) und Ronny aus El Salvador freuen sich über ihre ersteigerten Fundsachen.
Gaby Wertebach

Im Angebot waren 14 Fahrräder, darunter ein Kinderrad und sogar ein Fahrradanhänger zum Kindertransport. Auch einige E-Bikes waren dabei, inklusive Spannung, ob der Akku es noch tut. Das Anfangsgebot von 2 Euro ließ aufhorchen, trotzdem ging es erst mal schleppend voran. Zwei Motorroller standen ebenfalls bereit, allerdings in einem Zustand, der eher Standzeug als Fahrzeug vermuten ließ. Die hochwertigeren Fahrräder waren zuvor durch die Polizei übergeben worden, ihre Besitzer konnten trotz Registrierung nicht ausfindig gemacht werden. Marlo Mailinger half dem 25-jährigen Ronny aus El Salvador, der momentan in Deutschland lebt und mit dem er gemeinsam Fußball spielt, ein passendes Rad und eine Soft-Shell-Jacke zu ersteigern, sodass er künftig viele Wege in und um Betzdorf erkunden kann.

Ein Bieter, der seinen Namen mit „Lack-Doktor“ angab, war schließlich stolzer Besitzer von fünf Rädern, einem Motorradhelm und diversen anderen Kleinigkeiten. Wer modisch zugreifen wollte, hatte die begrenzte Wahl der Qual. Eine Micky-Maus Kindermütze, ein Schal, eine kunterbunte Handtasche sowie eine kleine Auswahl an Modeschmuck und echtem Silberschmuck, diverse Sonnenbrillen, darunter sogar eine hochwertige Joop-Brille und Brillen mit Sehstärke wechselten allerdings nur zögerlich den Besitzer. Offenbar fehlte es am richtigen Durchblick. Vielleicht haben die Besitzer ihre Sehkraft wiedererlangt oder einfach kein Vertrauen in die Ehrlichkeit der Mitmenschen.

Sehr begehrt waren Brillen jeglicher Art.
Gaby Wertebach

Zum Ende hin wurde es noch einmal richtig spannend, ein kleines Bietergefecht entbrannte um die Joop-Sonnenbrille inklusive Etui und Brillenputztuch. Die ging schließlich für 15 Euro an den Lack-Doktor, der sich damit stilvoll geschützt gegen UV-Strahlung auf den Heimweg machen konnte. Bei einem ominösen digitalen Etwas, von dem die meisten der Interessenten nicht wussten, handelte es sich um einen Mini-Tracker – ein Abhör- oder elektronisches Mini-Diktiergerät fand ebenfalls einen Abnehmer. Der glückliche Ersteigerer Marlo Mailinger nahm es mit leuchtenden Augen für 40 Euro in Empfang, in der Hoffnung, dass es funktioniert und kein W-Lan-fähiges Partnergerät braucht.

Was Samstag nicht den Besitzer wechselte, wird laut der Mitarbeiterin des Fundbüros, Selina Schreiber, und ihren Kolleginnen, Carmen Gehrer und Tanja Pfeifer, vernichtet, vermutlich ohne dramatische Abschiedszeremonie. Ein Fund im Wert von mehr als 10 Euro muss der zuständigen Behörde angezeigt werden. Wer es genauer wissen will, kann sich entweder im Internet oder bei der Behörde selbst über das deutsche Fundrecht informieren.

Nächste Versteigerung erst in zwei Jahren

Wer Samstag nicht da war, der hat was verpasst, vielleicht nicht das digitale mysteriöse Fundstück, aber auf jeden Fall beste Unterhaltung und eine Prise Kuriosität. Und wer diesmal leer ausging oder erst nach 11 Uhr kam, der muss sich gedulden. Die nächste Fundsachenversteigerung der Verbandsgemeinde findet erst wieder in zwei Jahren statt.

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