An den Bahnhöfen in Deutschland geht es immer gewalttätiger zu. Regelmäßig bestimmen Schlagzeilen über Messerattacken die Nachrichten. Von dem Trend ist auch der Siegener Bahnhof nicht ausgenommen. Täglich wird er von Tausenden Pendlern aus der Region angesteuert, insbesondere von Fahrgästen aus dem AK-Land. Der Betzdorfer Bahnhof stellt hier einen stark frequentierten Einstiegspunkt dar. Wir wollen an einem typischen Werktagsmorgen von wartenden Fahrgästen erfahren, inwiefern sich ihr Sicherheitsempfinden verändert hat.
Zum Zeitpunkt der Umfrage trifft unser Reporter auf zahlreiche Fahrgäste an einem typischen Werktagmorgen am Gleis 105. Gleich fährt der RE 9 nach Siegen ein. Viele der Wartenden pendeln zur Arbeit oder Uni, unterhalten sich mit anderen Reisenden oder verharren mit ihren Blicken auf ihrem Smartphone. Sie steuern einen Bahnhof an, der im vergangenen Monat verstärkt von der Polizei ins Visier genommen wurde.
Polizei weitete Präsenz und Kontrollen aus
So erließ die Bundespolizei für jeden Freitag und Samstag am Siegener Bahnhof ein Mitführverbot von Waffen. Der Anlass für diese Allgemeinverfügung: In den vorangegangenen Monaten sei es besonders „unter dem enthemmenden Einfluss von Alkohol und Betäubungsmitteln“ immer wieder zu Konflikten gekommen, die teils mit gefährlichen Gegenständen und Waffen ausgetragen worden seien. Konkret nennt die Bundespolizei etwa Springmesser, Butterflymesser und Einhandmesser in verschiedenen Größen. Auch Schlagstöcke wurden sichergestellt.
Die Kreispolizeibehörde wurde ebenfalls aktiv. Deren Leiter der Kreispolizeibehörde, Landrat Andreas Müller, hatte für die Siegener Innenstadt wie bereits im vergangenen Jahr eine sogenannte Strategische Fahndung angeordnet, die bis zum 2. Juni galt. Damit bekamen Polizeibeamte die Möglichkeit, Kontrollen auch ohne konkrete Verdachtsmomente durchzuführen.
Sicherheit kein großes Thema für Pendler
Hat die verstärkte Polizeipräsenz das Sicherheitsempfinden der Pendler in Betzdorf positiv beeinflusst? Studentin Larissa K., die wie die anderen Befragten ihren Namen nicht nennen möchte, bejaht dies. „Man fühlt sich schon wohler,“ sagt sie. Wenn weniger am und um den Bahnhof los gewesen sei, habe sie sich stets unwohl gefühlt. „Jetzt ist es okay.“ Allerdings: Im Pendlerstress würde sie tagsüber eine Bedrohungslage grundsätzlich kaum wahrnehmen. Mara L., ebenfalls Studentin, hat gar noch nie von einer Waffenverbotszone am Siegener Bahnhof gehört. Grund zur Sorge stellen für die 21-Jährige eher die vielen Verspätungen auf der Siegstrecke dar.
Ähnlich empfinden es Matthias K., Mitte 30, und Stefan F.. Letzterer nutzt den Zug täglich, um zur Arbeitsstelle in Eiserfeld zu gelangen, kann sich also nicht zur Lage äußern, die eine Station weiter in Siegen herrscht. Am Eiserfelder Bahnhof vermisse er Rufsäulen, über die Notrufe abgegeben werden können. Auch das „unwürdige“ Gesamterscheinungsbild bemängelt er. Eine Bedrohungslage hat er bislang als Bahnreisender allerdings noch nicht wahrnehmen können.