Befreundeter Ort liegt im von Israel besetzten Westjordanland - Familie Rosenkranz sammelt in Rekordzeit Spenden
Freundschaft zwischen Israel und Deutschland: Mauden hilft Siedlung Zufim mit Drohne
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Aron Lederberg, Sicherheits-Chef in Zufim, zeigt zusammen mit einem Kameraden die beiden gespendeten Drohnen aus Mauden und den USA.
Aron Lederberg

Schon lange gibt es freundschaftliche Bande zwischen der kleinen Ortsgemeinde Mauden und der Siedlung Zufim in Israel. Das Ehepaar Rosenkranz hat den Ort oft besucht. Auch nach dem Massaker am 7. Oktober. Dem Bürgermeister Zufims hat Manfred Rosenkranz bei der Abreise versprochen zu helfen, falls es notwendig ist. Und als das Ehepaar wieder in Deutschland war, kam prompt eine Anfrage an die beiden.

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Die kleine Ortsgemeinde Mauden hat eine jahrelange Freundschaft mit Zufim, einer israelischen Siedlung im Westjordanland. Manfred Rosenkranz und seine Frau Ilona haben das Land oft bereist, kennen die Menschen dort. Als es zu dem entsetzlichen Massaker am 7. Oktober 2023 gekommen ist, wollten sie helfen. Die radikalislamistische Hamas hatte an diesem Tag Israel überfallen und 1200 Menschen (davon größtenteils Zivilisten) getötet. Nachdem das Ehepaar Rosenkranz im Februar dieses Jahres nach Zufim zu Besuch da war, kam die Bitte für Spenden für eine Drohne. Und innerhalb weniger Wochen war das Geld dafür zusammen.

Zufim ist eine Siedlung mit gut 2500 Einwohnern im Westjordanland. Es ist umzingelt von der Westbank, wie Manfred Rosenkranz unserer Zeitung erzählt. Nach dem 7. Oktober war den beiden klar, dass sie nach Israel fliegen wollen. „Wir haben gesagt, wir fahren dahin und helfen“, so Rosenkranz. Im Februar des Folgejahres war es dann so weit. Auch die Siedlung Zufim ist am 7. Oktober überfallen worden. Der Sicherheitschef Aron Lederberg und einige seiner Leute konnten damals fünf Terroristen stellen, berichtet Manfred Rosenkranz.

„Jedes Haus hat einen eigenen Bunker.“

Ilona Rosenkranz

In den vergangenen neun Monaten hat sich selbst einiges getan in Zufim. „Jedes Haus hat einen eigenen Bunker“, sagt Ilona Rosenkranz. Jetzt wurden die Sicherheitsvorkehrungen noch ausgeweitet. Unter einem Supermarkt wurde ein Bunker ganz neu gebaut, für insgesamt 50 Personen. „Sollte es zu einem Raketenangriff kommen, während Leute einkaufen und es nicht mehr rechtzeitig nach Hause schaffen würden, können sie sich in dem Bunker unter dem Supermarkt verstecken“, so Ilona Rosenkranz.

Rund 45 Soldaten würden die Siedlung bewachen. Um in den Dämmerstunden besser geschützt zu sein und früh erkennen zu können, ob sich Unbekannte dem Ort Zufim nähern, wäre eine Drohne sehr hilfreich. Und so erreichte die Familie Rosenkranz die Frage nach ihrer Rückreise im Februar, ob sie dabei helfen könnten. Das Ehepaar war oft mit Reisegruppen mit Bekannten und Freunden aus dem Ort und der Umgebung nach Israel gereist. Dieses Netzwerk wurde nun aktiviert und die insgesamt nötigen 6000 Euro für die Drohne wurden gesammelt. In nicht einmal acht Wochen war das Geld zusammen.

Eine zweite Drohne kommt aus den USA

Die Drohne hat auch schon seinen Einsatzort erreicht. Ebenso wie eine baugleiche zweite. „Aus den USA kam ebenfalls Hilfe für die Menschen in Zufim“, sagt Manfred Rosenkranz. Bei dem Gerät handele es sich aber nicht um eine Kampfdrohne. Sie komme ausschließlich zur Aufklärung zum Einsatz. Mittels einer Wärmebildkamera können Lebewesen, wie sich nähernde Soldaten, auch bei Dämmerung oder Nacht gut gesehen werden. „Die Drohne funktioniert genauso, wie bei den Menschen, die sie hier nutzen, um Rehkitze in den Feldern zu finden“, sagt Ilona Rosenkranz.

Die Situation in Zufim, wie auch im gesamten Land, ist weiterhin angespannt. Während des Gesprächs mit unserer Zeitung klingelt ein halbes Dutzend Mal das Handy von Ilona Rosenkranz. Sie hat noch die App auf dem Handy, die in Israel vor den Raketenangriffen warnt. Auch für Familie Rosenkranz ist es noch lange nicht vorbei. Sie sammelt weiterhin Spenden, um Zufim zu unterstützen. Just beim Besuch unserer Zeitung in Mauden lag schon der nächste Umschlag mit Spenden für die Siedlung auf dem Tisch. Familie Rosenkranz hat schon eine sehr lange Beziehung zu dem Land im Nahen Osten. Seit 1979 gibt es einen Kontakt nach Israel. Von 1999 bis 2014 war Manfred Rosenkranz Ortsbürgermeister in Mauden. Da kam ihm im Jahr 2000 die Idee, mit seiner Frau, eine Freundschaft mit dem Ort Zufim zu knüpfen. Eine Städtepartnerschaft war aufgrund der kleinen Orte und vor allem aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln nicht möglich.

Mit den Jahren entstanden Freundschaften, es gab gegenseitige Besuche und Jugendaustausche. Während die Bürgermeister in Zufim kamen und gingen, war der Sicherheitschef Aron Lederberg die Konstante im Ort. Er kümmert sich um die Sicherheit dort.

Westjordanland: Eine wechselvolle Geschichte

Das Westjordanland – auch Westbank genannt – ist ein seit 1967 von Israel unter Militärgerichtsbarkeit stehendes Territorium. Laut Daten des World Factbook aus dem Jahr 2023 leben im Westjordanland 3,17 Millionen Menschen. Davon circa 2,7 Millionen Palästinenser (neben Muslimen auch Christen und Samariter) und 468 000 Juden. Diese Juden leben in circa 213 israelischen Siedlungen und deren 132 Außenposten.

Zwischen 1948 (dem Jahr der Gründung des Staates Israel) und 1967 lebten fast keine israelischen Staatsbürger im Westjordanland. Am 5. Juni 1967 brach der Sechstagekrieg aus. Israel konnte die Angriffe mehrerer arabischer Staaten abwehren und erlangte neben dem Westjordanland auch die Kontrolle über den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen und Ostjerusalem. Im darauffolgenden Jahr begann Israel, im Westjordanland die ersten 30 israelischen Siedlungen zu errichten. Im Jahr 2002 sollte ein von UNO, USA, EU und Russland ausgearbeiteter Friedensplan eine Zweistaatenlösung zwischen Israel und dem bis dato staatenlosen Palästinensern erbringen, der aber scheiterte. Am 19. Juli dieses Jahres stufte der Internationale Gerichtshof die israelische Siedlungspolitik in den besetzten palästinensischen Gebieten als Verstoß gegen das Völkerrecht ein. lrs

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