Die Siegener Historikerin Stefanie Siedek-Strunk und Christian Weber sowie die Brachbacherin Christel Hussing, die stellvertretenden Vorsitzenden des Trägervereins „Ein Siegerländer Tal“, beantworteten dem Reporter allerlei Fragen zu der Thematik.
Warum sich die alten Kelten vor über 2000 Jahren gerade diesen Standort zur Erzverhüttung ausgesucht hatten, auf diese Frage hat Weber eine fachkundige Antwort parat: Die Fläche sei eben genug gewesen, um die Öfen dort zu errichten; ferner habe man en masse Eisenerz in den umliegenden Wäldern finden können, Holz sowieso; zudem habe der Bach, den wir heute Gerhardsseifen nennen, ausreichend Wasser zur Lehmherstellung für den Bau der Öfen geliefert. Weber konstatiert, dass der gewonnene Stahl dann hauptsächlich zur Herstellung von Werkzeugen verwendet worden sei: „Beispielsweise wurden Pflüge daraus gemacht. Das mit den Schwertern steht deutlich im Hintergrund“, sagt er und grinst dabei.
Auch Öfen aus dem Hochmittealter könne man im Freilichtmuseum bewundern. Weber erklärt, dass die hochmittelalterlichen Modelle aus dem 11. Jahrhundert deutlich kleiner und weniger effektiv gewesen seien als die keltischen. Auch unterstreicht er, dass die Kelten nicht im heutigen Dreiborntal gewohnt, sondern bloß saisonal dort gearbeitet hätten. Historikerin Siedek-Strunk fügt an, dass das Hauptlager sich wahrscheinlich im Gießener Raum befunden haben müsste. Das sei von der Forschung zwar noch nicht bewiesen, doch Vieles deute darauf hin.
Die hochmittelalterlichen und keltischen Öfen sind für Museumsbesucher durch einen Schutzbau einsehbar. Auf Knopfdruck bekommt man in allerlei Sprachen Infos über den geschichtsträchtigen Boden der Region vorgelesen, eine Lichtshow veranschaulicht die Umrisse der alten Öfen. Und das Genialste: Das Museum wird den ganzen Tag geöffnet sein, der Eintritt ist kostenlos.
Abgerundet wird das Projekt durch einen etwa 800 Meter langen sogenannten „Eisen Zeit Reise Weg“ mit insgesamt 14 Stationen, die mit detaillierten Infotafeln ausgestattet sind. Der Wanderweg startet auf dem Schotterparkplatz hinter dem Sportplatz des SuS Niederschelden. Dargestellt wird auf ihm die Stahlindustrie der Region von der Jetztzeit bis hin zu den alten Kelten.
Hussing beschreibt die Intention hinter dem Projekt: „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, diese Geschichte für die Nachwelt erfahrbar zu machen“. Es sei erschreckend, wie wenig Einheimische über die Verhüttungsvergangenheit der Region wüssten. Und dass diese Geschichte im europäischen Forschungskontext einen Ehrenplatz verdient habe, das beschreibt Weber in seinem enthusiastischen Resümee: „Das ist hier kein einfaches Dorfmuseum! Die hiesigen Forschungsergebnisse haben große Signifikanz. Hier standen die größten keltischen Öfen Europas. Das war hier praktisch das Hightechzentrum der Kelten!“. Es gibt ab Oktober also sehr viel zu entdecken.
Mehr Infos gibt es im Netz unter www.einsiegerlaendertal.de.