Die RZ hat sich im Unter- und Oberkreis des AK-Landes umgehört, wann die Freibäder öffnen
Freibäder: Wasserratten müssen wegen Corona abwarten
Schwimmmeister Ingo Korthe (50) freut sich im Siegtalbad Wissen auf die Badegäste. Das Freibad mit den großzügigen Außenanlagen öffnet am Mittwoch, 10. Juni, seine Pforten. Das Hallenbad und die Sauna bleiben weiterhin geschlossen. Foto: Markus Döring
Markus Döring

Kreis Altenkirchen. Die Temperaturen in den vergangenen Tagen haben bestimmt die eine oder andere Wasserratte von einer Abkühlung in hiesigen Freibädern träumen lassen. Aber haben die überhaupt schon wieder auf? Die RZ hat im AK-Land nachgefragt.

Das Freibad in Wissen wird am 10. Juni die Türen öffnen – allerdings ohne Hallenbad und Sauna. Wie genau die Hygienevorschrift des Landes für Freibäder umzusetzen ist, das wird sich Dirk Baier, Geschäftsführer der Stadtwerke Wissen, bis dahin noch überlegen müssen. „Im Hygienekonzept steht zum Beispiel drin, dass bis 800 Quadratmeter eine Person je 10 Quadratmetern rein darf, ab 800 Quadratmeter sind es eine Person je 20 Quadratmetern. Aber es steht zum Beispiel nicht drin, ob das nur die Liegefläche oder auch die Wasserfläche mit einbezieht“, ärgert er sich. Überhaupt ist Baier mit dem Hygienekonzept alles andere als glücklich. „Da hat keiner von der Praxisseite mitgewirkt, es gibt viel zu viele offene Fragen, da muss noch nachgebessert werden, sonst macht jeder etwas anderes“, sagt er. Trotzdem planen er und seine Mannschaft nun, wie es am 10. Juni gehen könnte. Zwischen 340 und 400 Gäste könnten täglich ins Bad, je nachdem, welche Zählart man bei den Quadratmetern ansetzt. Ein Drittel darf im Wasser sein, zwei Drittel müssen sich auf der Liegefläche befinden. Im Wasser wird noch mal nach Schwimmern und Nichtschwimmern unterteilt. Nach jetzigem Stand sollen sich die Badegäste vorab online ein Zeitfenster reservieren (unter www.siegtalbad.de). Es wird zwei Zeitschienen geben, morgens von 10 bis 14 und nachmittags von 15 bis 20 Uhr. Das lässt eine Stunde Raum für eine gründliche Reinigung und Desinfektion. Der Vorteil bei der Onlinereservierung sei, so Baier, dass man damit auch gleich die Vorschrift erfülle, die Adressen der Badegäste zu sammeln für den Fall einer Infektion, damit diese schnell informiert werden können. Auch Kontrollen werden stattfinden müssen, wobei Baier noch nicht klar ist, wie seine Mitarbeiter krank von gesund unterscheiden sollen. Er rät in jedem Fall dazu, sich vorab auf der Homepage über den aktuellen Sachstand zu informieren.

Das Waldschwimmbad Thalhauser Mühle in Hamm wird nicht vor dem 20. Juni öffnen, wie Ingo Schöler vom Rathaus in Hamm auf RZ-Anfrage mitteilt. Der Wasserstand sei durch den trockenen Frühling und zu wenig Niederschläge noch nicht hoch genug. Entsprechend ist man hier auch noch dabei zu prüfen, wie die Hygienevorschriften umzusetzen sind. Nach den gesetzlichen Vorgaben könnten bis zu 800 Menschen ins Bad, aber an diese Grenze wolle man wahrscheinlich nicht gehen. Erst wenn das Konzept steht und der Wasserstand entsprechend ist, wolle man festlegen, „ob, wann und wie genau geöffnet wird“, sagt Emilienne Marcus von der Tourist-Information Hamm.

Das Molzbergbad in Kirchen wird seine Türen weiterhin geschlossen halten müssen, denn Hallenbäder und Saunaanlagen dürfen nach den neuesten Bestimmungen weiterhin nicht geöffnet werden. Es bestünde aber die Ankündigung der Landesregierung, so Christoph Weber von der Verbandsgemeindeverwaltung Betzdorf-Gebhardshain, dass Hallenbäder und Saunen ab dem 10. Juni geöffnet werden sollten – die Voraussetzungen beziehungsweise Auflagen seien aber bisher nicht bekannt. Deshalb werde das Molzbergbad zunächst bis zum Beginn der Sommerferien in Rheinland-Pfalz geschlossen bleiben – die Saunaanlage bis Ende Juli 2020. Die Vorbereitungsmaßnahmen für eine Wiederaufnahme des Betriebes seien laut Weber abhängig von den Auflagen der Landesregierung.

Der Schwimmverein Dickendorf teilt der RZ mit, dass man dieses Jahr keine Möglichkeit sehe, das Freibad zu öffnen. Der Vorstand habe kurzfristig gemeinsam mit seiner Betriebsführung, der CMD GmbH aus Kirchen, erörtert, welche Maßnahmen umgesetzt werden müssen, um die Auflagen zu erfüllen, aber auch um ein Haftungsrisiko zu minimieren. Zahlreiche Telefonate und Gespräche mit der Landesregierung seien geführt worden, jedoch ohne konkrete Aussagen oder Mitteilungen zur Betreiberhaftung in Zusammenhang mit Covid-19 zu bekommen: „Der Schwimmverein so wie die CMD GmbH als zertifizierte Sachverständige für kommunale Schwimmbäder, können die Auflagen ohne einen erheblichen Mehrbedarf von Fachpersonal, insbesondere in der Haftungsfrage und aufgrund der beengten Räumlichkeiten so nicht umsetzen. Die zusätzlichen zu erwartenden Personal- und Sachkosten für eine mögliche Öffnung unter der Einhaltung der Auflagen des Landes, vornehmlich der notwendigen Hygiene- und Abstandsauflagen und bei einer enorm begrenzten Besucheranzahl, stehen in keinem vertretbaren Verhältnis zueinander und sind für den Schwimmverein nicht mehr finanzier- oder umsetzbar.“ Schweren Herzens sei man gezwungen, das Schwimmbad 2020 nicht zu öffnen. Die Mitglieder und Badegäste bitte man um Verständnis.

Der Ortsgemeinderat Niederdreisbach wollte gestern in einer Sitzung entscheiden, ob das örtliche Freibad öffnen wird oder nicht. Die Entscheidung lag der RZ zu Redaktionsschluss aber noch nicht vor (wir berichten weiter). Ortsbürgermeister Udo Bender kündigte aber bereits an, dass eine Öffnung nicht vor Ende Juni 2020 realisierbar sei. Um die Sicherheitsmaßnahmen einhalten zu können, seien bauliche Veränderungen vorzunehmen. Ferner sei weiteres Personal notwendig. Bender bekennt: „Ich sehe nicht, dass dies durch freiwillige Helfer geleistet werden kann, wie vieles in unserem Freibadbetrieb. Ich gehe auch nicht davon aus, dass die Rutsche oder der Turm benutzt werden dürfen.“ Aufgrund der Verordnung dürften sich maximal 155 Besucher im Freibad aufhalten. Ein mögliches Konzept sei, dass eine Art Schichtbetrieb eingerichtet werde, „um möglichst vielen Gästen die Möglichkeit eines Freibadbesuches einzuräumen“. Es greife in diesem Falle eine zeitliche Begrenzung.

Das Naturfreibad Schinderweiher im Mudersbacher Ortsteil Niederschelderhütte wird vorläufig ebenfalls nicht öffnen (wir berichteten). Hintergrund seien laut Ortsbürgermeister Maik Köhler die strengen Auflagen des Landes. Sollte das Land die Freibäder-Verordnung ändern, werde man jedoch kurzfristig prüfen, ob eine Öffnung in den Sommerferien doch noch möglich wäre.

Auch das Daadener Freibad wird vorläufig nicht öffnen. Stadt-Chef Walter Strunk erläutert der RZ, dass man die notwendigen Hygieneauflagen nur erfüllen könne, wenn man zusätzliches Personal einstellen sowie weitere finanzielle Aufwendungen tätigen würde. Ferner sei vor etwa drei Wochen ein Auto in das Kassenhäuschen am Daadener Freibad gekracht. Und genau dort müssten sich Gäste ihre Karten kaufen. Jedoch sei dies wegen des Unfalles momentan nicht möglich. Strunk stellte aber in Aussicht, dass das Freibad womöglich zu den Sommerferien doch noch seine Pforten öffnen könnte. Man spekuliere nun auf eine neue, weniger strenge Corona-Verordnung des Landes.

Von Johannes Mario Löhr
und Sonja Roos

Top-News aus der Region