Folge 9: Tante Theodoras schreckliche Vermutung (Beate Christ)
Schnell schlüpfte Isidor Tulpner in seine ausgewaschene Jeans und den blauen Wollpullover, der auf der Lehne von Theodoras Fernsehsessel lag. „Es ist nicht das, wonach es aussieht“, sagte er und im gleichen Moment spürte er, dass dieser Satz die Situation nicht unbedingt besser machte. „Ich würde sagen, wir beruhigen uns jetzt mal alle und trinken erst einmal einen Kräuterlikör“, meinte Tante Theodora. Sogleich erhob sie sich von ihrem Sofa, um allen Anwesenden im Zimmer ein Gläschen einzuschenken. Isidor Tulpner kippte den Likör als erster hinunter, ohne überhaupt auf Theodoras allseits bekannten Trinkspruch zu warten. Auch Wusthahn und seine Kollegin leerten ihre Gläser in einem Zug und schauten dann erwartungsvoll Theodora an. Die ließ sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen, wickelte ordentlich einen Stützstrumpf auf und wandte sich mit bedeutungsvoller Miene an ihren Neffen. „Alma war eine gute Freundin von mir, weißt du...“, sagte sie nachdenklich. „Ihr Eierlikör war göttlich“, geriet sie ins Schwärmen. „Tante Theodora, komm endlich auf den Punkt“, fuhr Walter Wusthahn sie ungeduldig an. „Ja, ja. Ist ja schon gut. Ich glaube, Alma wurde Opfer einer Erpressung“, kam es ihr dann schnell über die Lippen. Mit offenem Mund starrte Wusthahn seine Tante staunend an. Schließlich ergriff Felicitas Bettler das Wort. „Das ist ja interessant. Wie kommen sie denn darauf? Und warum springt Herr Tulpner hier in Unterwäsche vor ihnen herum?“ Theodora grinste. „Der Mann ist doch noch knackig. Walter, du weißt doch, wie gerne ich male“, versuchte die alte Dame schon mal eine Frage zu beantworten. Dann griff sie hinter das große Sofa und holte eine Leinwand hervor. Darauf war deutlich ein unvollendeter männlicher Akt zu erkennen.