Und wenn Sie ihren Blick nach links richten, dann können Sie das Reichstagsgebäude sehen, sagte die Stadtführerin. Kommissar Weisbier saß zusammen mit Politikern und Berlin-Touristen in einem Doppeldeckerbus. Direkt hinter ihm saßen zwei junge Frauen aus den Niederlanden, die sich angeregt unterhielten und gefühlt jede Straße selbst kommentieren mussten, was Weisbier ziemlich auf die Nerven ging. Da er am Berliner Flughafen eine gute Dreiviertelstunde auf sein Gepäck warten musste, blieb ihm nur wenig Zeit, schnell zum Hotel zu hasten und einzuchecken. Wie im Wahn rannte er dann weiter zum geplanten Treffpunkt für die Busreise.
Gerne hätte er sich zum ehemaligen Kreisbeigeordneten Dobermann gesetzt, um mit ihm über den Fall Peters zu sprechen. Doch er erreichte gerade noch rechtzeitig den Bus, um sich dann schnaubend auf den erstbesten freien Sitz zu setzen, den er sah. „Dat is een mooi gebouw. Neem een paar fotos“, hörte Weisbier eine der Frauen hinter ihm sagen. „Können Sie mal bitte mit dem Geschnatter aufhören“, herrschte Weisbier die beiden Frauen an, die ihn daraufhin verdattert ansahen. „Komm, lass, Weisbier. Bleib bei Vernunft! Du bist doch sonst nicht so“, sagte Weisbier zu sich.
Das ganze Geschnatter ging ihm dann doch zu sehr auf die Nerven. Weisbier stand auf und machte sich auf die Suche nach Dobermann. „Gleich sehen Sie auf der rechten Seite den Berliner Fernsehturm“, sagte die Stadtführerin. „Bei direkter Sonneneinstrahlung auf die Turmkugel kann man ein Lichtkreuz sehen. Man nennt das auch die Rache des Papstes.“ Weisbier achtete gar nicht darauf, was die Stadtführerin zu erzählen hatte. Weisbier stand auf und ließ in der unteren Etage des Doppeldeckers seinen Blick schweifen. Unter den Fahrgästen konnte er Dobermann nicht finden.
Als Weisbier in die obere Etage des Doppeldeckerbusses ging, musste er gar nicht lange nach Dobermann suchen. Er sah ihm direkt ins Gesicht. „Ah, Herr Weisbier“, lächelte Dobermann ihn an. „Schön, dass Sie es geschafft haben. Setzen Sie sich doch.“ Dobermann wechselte auf den Sitz am Fenster, und Weisbier setzte sich neben ihn. Der Kommissar kam direkt auf den Punkt: „Und weswegen haben Sie mich nach Berlin eingeladen? Was ist mit dem Landrat Peters los?“
Beate Christ setzt die Geschichte in der nächsten Ausgabe fort. Ihre drei Stichwörter lauten: Weihnachten, Ruhestand und Betzdorf.