„Das Amtsgericht Betzdorf hat mich am vergangenen Montag zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt“, sagt Rödder im Gespräch mit der RZ, der für das vorläufige Insolvenzverfahren zuständig ist.
Aktuell gehe der Geschäftsbetrieb weiter, Gespräche mit einem Investor seien aufgenommen worden. „Dieser muss kurzfristig finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, damit der Betrieb auch die nächsten Wochen weiterlaufen kann“, sagt Rödder. Wenn diese Hürde genommen sei, bestünden sehr gute Chancen, das Unternehmen an eine Auffanggesellschaft zu verkaufen und damit dauerhaft zu erhalten.
Das Unternehmen Davinci Haus, das Fertighäuser produziert, ist seit mehr als 80 Jahren in der Region fest verwurzelt. 90 Mitarbeiter zählt es derzeit, sagt Rödder. Aktuell mache sich der Anwalt noch ein Bild von der Lage. So sei es etwa wichtig zu sehen, welche Projekte momentan laufen, und welche Liquidität dafür nötig ist.
Die Mitarbeiter seien am vergangenen Dienstag bei einer Mitarbeiterversammlung über den Stand der Dinge informiert worden. Für die Zukunft des Unternehmens sieht der Rechtsanwalt großes Potenzial: „Das Unternehmen verfügt über erstklassige Produkte und Fertigungsverfahren, das ist eine wichtige Voraussetzung für eine Sanierung. Allerdings wird alles von den Entwicklungen der nächsten Tage abhängen.“
Die Anfänge des Unternehmens
Den Start setzte das Unternehmen laut seiner Homepage im Jahr 1936 mit der Gründung eines Sägewerkes durch die Familie Stühn. Anfang der 1970er-Jahre nahm das Unternehmen Kontakt mit jungen Architekten und Bauhaus-Schülern auf, der sogenannten Planungsgruppe Stieldorf. 1974 wurde dann das erste Modulhaus auf der Ausstellung „Eigenheim & Garten“ in Wuppertal vorgestellt. Das gemeinsame Merkmal dieser Häuser war ihre Fachwerkbauweise aus Holz, Glas und etwas Mauerwerk.
Mittels der Kontakte zur Planungsgruppe Stieldorf und eigenen Inspirationen entwickelte das Unternehmen die ersten Ideen für das mittlerweile firmennamensgebende Davinci-Haus. Die Besonderheiten: Eine freie Grundrissgestaltung in Erd- und Dachgeschoss durch eine durchgehende Decke, großzügige Räume durch wenige Wände bei frei stehenden Stützen und schließlich die Einbeziehung der Natur durch großflächige bodentiefe Verglasungen.
Universalgenie als Namensgeber
Den Namen Davinci Haus, benannt nach dem berühmten italienischen Bildhauer und Architekten Leonardo da Vinci, trägt das Unternehmen aus Elben seit 1995. Die sei in Anlehnung an die Genialität und Vielseitigkeit des Mannes angelehnt. Im folgenden Jahr erweiterte das Unternehmen ihre Schneiderwerkstätten im unweit der belgischen Grenze befindlichen Bleialf. Im Jahr 2001 richtete sich das Unternehmen nach Osten aus. Drei der Davinci Häuser wurden in Japan gebaut. Ein Jahr später erhielt Firmeninhaber Anton Hammes die Wirtschaftsmedaille des Landes Rheinland-Pfalz vom damaligen Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage für herausragende Leistungen. lrs