Geisterfrauen und Geistermänner gibt es nicht, da sind sich Charlotte und Paul ganz sicher. Als sie dann aber wegen einer Autopanne in einem abgelegenen, verlassenen Schloss Unterschlupf finden, müssen sie ihre Meinung gründlich ändern.
Denn wie sich sehr bald herausstellt, leben hier Lord Buffel und seine entzückende Tochter Agatha, und die sind leider vor vielen, vielen Jahren von der bösen Hexe Joranda von Harmthworth in einen sprechenden Hund und einen Schwebegeist verzaubert worden. Was Charlotte und Paul nicht wissen: Nur, wenn die alte Schlossuhr beim Schreckensschrei eines Menschen stehen bleibt, werden die beiden Schlossbewohner von ihrem Fluch erlöst. Da fügt es sich perfekt, dass „bespuken“, „begruseln“ und erschrecken zu den Lieblingsbeschäftigungen der freundlichen Geister gehört. Wird der Bann nun endlich gebrochen?
Wie immer bei ihren mittlerweile legendären Gastspielen hatten Tammy Sperlich und Boris Weber von der „Freien Bühne Neuwied“ keine Mühe gescheut, um den jungen Besuchern einen abwechslungsreichen Nachmittag zu bieten. Das schlichte, geheimnisvoll beleuchtete Bühnenbild, die schwungvollen Musicalsongs und die wunderschönen Großpuppen verfehlten ihre Wirkung nicht.
Auch für Erwachsene fesselnd
Vor allem aber waren es die rasanten Wechsel der Rollen, die die Kinder und auch ihre Eltern verblüfften. Eben noch zankendes Ehepaar Charlotte und Paul im Burgfoyer, verschwanden Tammy Sperlich und Boris Weber in den Kulissen, um nur Sekunden später als Puppenspieler von Lord Buffel und seiner schwebenden Tochter wieder aufzutauchen. Und da die beiden Künstler ihr Handwerk meisterhaft beherrschen, vergaßen die Zuschauer ganz schnell, dass der rustikale Hunde-Lord und der blond gelockte Geist nicht „echt“ waren. Barbara und Günther Weinhold gestalteten die Großpuppen, Claudia Mohr die Bühne. Den Bühnenbau übernahm Jörg Hartmann, während Bernd Höfer für die Musik verantwortlich war.
Ganz einfach war es für die Schlossgeister letztlich zwar nicht, die beiden menschlichen Gäste zu ihrem Schreckensschrei zu bewegen, denn Charlotte und Paul verkleideten sich ganz schlau ebenfalls als Geister, um ihre Gastgeber in die Irre zu führen. Da Lord Buffel aber nach etlichen vergeblichen Experimenten im „Großen Buch des Erschreckens“ eine grandiose Lösung fand, fielen sich die Entzauberten schließlich nach heftiger Knallerei in die Arme.
Falls Tammy Sperlich und Boris Weber über die recht überschaubare Besucherzahl und den entsprechend spärlich ausfallenden Applaus enttäuscht waren, ließen sie es sich nicht anmerken. Bleibt zu hoffen, dass die beiden kreativen, engagierten Neuwieder Künstler genug Mut und Zuversicht aufbringen, um ihre wunderschönen Musicals auch weiterhin nach Altenkirchen zu bringen. Die sind nämlich Kleinkunst vom Allerfeinsten und der ideale Einstieg für künftige Theatergänger.