Musik Mirko Santocono nimmt in legendärenEgrem-Studios in Havanna einen Song auf
"Farben" in Kubas Musik: Mirko Santocono nimmt Song in legendären Egrem-Studios auf
Wo auch immer Mirko Santocono (links) zusammen mit Schlagzeuger Jonathan Schmenn und Gitarrist Jermaine Reinhardt auf Kuba ihr „Colores“ zum Besten gab, erntete das Trio riesigen Applaus für seine Liveauftritte. Foto: Markus Kratzer
Markus Kratzer

„Das ist echt eine Sensation.“ Der Westerwälder Singer/Songwriter Mirko Santocono sucht immer noch nach Superlativen, um das zu beschreiben, was er vor wenigen Tagen erleben durfte. Nicht in seinem Heimatort Norken, sondern im 8055 Kilometer entfernten Havanna. Denn dort öffneten sich für den Musiker die Türen der legendären Egrem-Studios, in denen vor 22 Jahren das Album „Buena Vista Social Club“ aufgenommen wurde.

Wo auch immer Mirko Santocono (links) zusammen mit Schlagzeuger Jonathan Schmenn und Gitarrist Jermaine Reinhardt auf Kuba ihr „Colores“ zum Besten gab, erntete das Trio riesigen Applaus für seine Liveauftritte. Foto: Markus Kratzer
Markus Kratzer

Und Aufnahme ist das richtige Stichwort, warum Santocono von einem „absoluten Highlight“ und einem „Burner“ spricht. Denn der Musiker durfte in Kubas Hauptstadt seine erste deutschsprachige Single „Farben“ (produziert von Edo Zanki) auf spanisch einspielen. Und „Colores“ könnte schon bald den kubanischen Markt erobern.

Doch wie kam es dazu, dass das staatliche Plattenlabel einem Künstler aus Deutschland diese Chance bietet? Wie so oft hat hier der Zufall die Rolle des Produzenten eingenommen. Santoconos Dankbarkeit gilt vor allem Klaus-Peter Weber. Der Arzt aus Elkenroth, Leiter der Abteilung Alterstraumatologie am DRK-Krankenhauses in Hachenburg, der sich seit einem Kuba-Urlaub im Jahr 2016 für einen intensiven Austausch auf medizinischer, sportlicher und auch kultureller Ebene stark macht, konnte den Sänger schnell für ein geplantes deutsch-kubanisches Kulturprojekt begeistern. Vor diesem Hintergrund war Santocono gemeinsam mit seinem Schlagzeuger und Freund Jonathan Schmenn aus Fehl-Ritzhausen sowie seinem Manager Eberhard Pacak in einer 19-köpfigen Delegation, die eine Woche lang auf der Karibikinsel das Fundament für eine vielschichtige Zusammenarbeit legen wollte.

Doch zurück zum Anfang der Plattenrille: „Wir haben ganz früh einmal den Wunsch geäußert, dass es für uns das Größte wäre, in den Egrem-Studios spielen zu dürfen“, erinnert sich der Sänger mit italienischen Wurzeln. Als das kubanische Kulturministerium kurz vor Abflug dann das Signal gab, dass daraus etwas werden könnte, fiel Santocono aus allen Wolken. Am Frankfurter Flughafen weihten er und Schmenn dann Jermaine Reinhardt in das Projekt ein. Es ist eine Begegnung mit Folgen mit dem Neffen des renommierten Koblenzer Gypsy- und Jazzkünstlers Django Reinhardt. Denn der preisgekrönte Gitarrenvirtuose spielte sich bei diversen Liveauftritten in die Herzen der Kubaner – und von Egrem.

Und dennoch stand das Projekt „Colores“ lange unter einer Art sozialistischem Vorbehalt. Studiobesichtigung, Vorgespräche, Proben – erst drei Tage vor Abflug stand der Aufnahmetermin fest. „Die Kubaner haben uns den bekannten Jazzpianisten Alejandro Falcón zur Seite gestellt, und mit der Sängerin Camila habe ich den Song als Duett aufgenommen“, so Santocono. Dies hat der Westerwälder schon als eine Art Wertschätzung empfunden – und als Zeichen, dass Egrem an den Song glaubt.

Ein Erinnerungsfoto vor den Egrem-Studios in Havanna. Kuba öffnete die Türen für die Musiker aus Deutschland. Foto: privat

Herausgekommen ist nach sieben Stunden eine „Pop Cubana Music“-Version, die sich allein schon durch fünf zusätzliche Percussioninstrumente in der Klangfarbe deutlich von dem deutschen Original unterscheidet. Aber die Botschaft, das ist Mirko Santocono wichtig, „bleibe auch in der spanischen Version dieselbe. „Wir wollen die Farben des Himmels sehen – das passt zu Kuba“ ist sich der Westerwälder sicher. Und das Plattenlabel, dem die Vertriebsrechte für den kubanischen Markt gehören, setzt große Hoffnungen auf das Stück, will „Colores“ in den kommenden Wochen zusammenmischen und entsprechend vermarkten. Und da Kuba dem digitalen Vertrieb noch einen Riegel vorgeschoben hat, läuft dies ganz klassisch ab. Es wird eine CD produziert, die dann in die Läden kommt. Parallel dazu soll das Lied über Radio und Fernsehen an möglichst viele karibische Ohren gelangen.

Mirko Santocono ist mit einem „sehr guten Gefühl“ wieder ins Flugzeug nach Deutschland gestiegen. „Da hat wirklich alles gestimmt“, versucht er, seinen wahr gewordenen Traum in Worte zu kleiden. Und formuliert im gleichen Atemzug schon ein nächstes Ziel: „Vielleicht werden wir ja bald als Trio wieder nach Kuba reisen, um dort unseren Song noch bekannter zu machen.“

Von unserem Redaktionsleiter Markus Kratzer

Top-News aus der Region