Manfred Widerstein ist eine Art kleiner Bastelprofi. Und immer in der Adventszeit läuft der 71-jährige Steinebacher zur Hochform auf. Traditionell werkelt er dann immer an der riesigen Krippenlandschaft herum, die im Wohnzimmer aufgebaut wird und in die er mit viel Raffinesse und technischem Ideenreichtum ein Dutzend Szenen montiert hat, in denen sich die Krippenfiguren wie von Wunderhand geleitet bewegen: Ein Schmied, ein Angler, ein Schreiner, ein Fischer auf dem See und vieles mehr. Im Zentrum dieser fantasievollen Landschaft steht natürlich die Heilige Familie. Und Maria, Josef und das Jesuskind sind es auch, die nun in einer anderen höchst dekorativen Bastelei im Mittelpunkt seiner Bastelarbeit stehen: in seinen Laternenkrippen.
„Diese Krippen habe ich vor ein paar Jahren im Internet entdeckt“, erzählt der Senior, der früher Hausmeister an der Astrid-Lindgren-Grundschule in Gebhardshain war. „Und das fand ich so schön, dass ich selber mich auch an die Arbeit gemacht habe.“ Zuerst war es eine mehr als einen Meter hohe Holzlaterne, die bei den Widersteins vor der Haustür steht. Darin findet sich zur Winterzeit die berühmte Krippenszene mit allerlei feinen Ausschmückungen – und um die Osterzeit ist da ein gewisser Hase mit seinen bunten Eiern drin zu sehen.
Doch in erster Linie ist Manfred Widerstein ein Weihnachtsbastler. Neben der imposanten Krippenlandschaft im Wohnzimmer, für die er alljährlich einen ganzen Tag lang zum Aufbauen braucht, zieren auch eine „Tannenzapfen-Eule“, etliche weihnachtliche Wurzelszenen und andere Adventsdekorationen das Haus und den Vorgarten der Widersteins und sind schön anzusehen. Seine Frau Hildegard unterstützt ihren Mann dabei nach Kräften und ist begeistert, wie er das gemeinsame Heim immer aufs Neue ausgestaltet.
Liebevoll ausgestaltete Details
In Bezug auf die Krippenlaternen aus Holz hat Widerstein längst richtig Feuer gefangen – auch wenn im Inneren der kleinen Kunstwerke keine Flamme flackert, sondern kleine LED-Lichterketten. Auf einer Fläche von 20 mal 20 Zentimetern und bei einer Höhe von 45 Zentimetern geht es dabei um die liebevoll ausgestalteten Details.
Aus zwei Zentimeter dicken Jackodur-Platten, einer Art festerem Styropor, schneidet er die Wände für eine Ruinenszene, den Stall von Bethlehem, und in stundenlanger geduldiger Feinarbeit formt er daraus liebevolle Details, schneidet mit dem Teppichmesser Fensternischen, Ecken und Winkel heraus, bringt mit Spachtelmasse und Ponal-Kleber Ästchen aus seinem Garten an, die zu kleinen Zäunen werden, zaubert Steinbögen und Reste von rauen, ruinenhaften Steinmauern sowie Gebüsch aus Moos in die Ecken seiner Krippenruine.
Wenn die Szene fertig ist, muss sie nur noch bemalt werden: Mit Tönungsfarbe werden die Mauern und einzelne Ziegelsteine aufgemalt, sodass das Ganze wie ein alter Bau in Miniaturgröße täuschend echt aussieht, bis in die Details. Am Ende wird noch die LED-Beleuchtung samt einer Batterie fachgerecht eingepasst – natürlich so, dass man sie nicht sieht, wenn man „draußen“ vor der Laterne steht. Dann glimmt in dem kleinen Krippenwunderwerk auch immer ein heimeliges Licht, das die Heilige Familie einhüllt. „Es macht mir richtig Spaß, beim Basteln diese Miniaturszenen vor mir entstehen zu sehen“, sagt Widerstein und strahlt.
Zeitaufwändige Bastelarbeit
Maria, Josef und Jesus in der Krippe, die schnitzt Widerstein – im Gegensatz zu den Figuren seiner großen Krippenlandschaft – übrigens nicht selber, sondern kauft sie als fertiges Ensemble in der passenden Größe im Internet. Dafür und für das Bastelmaterial investiert er pro Laternenkrippe etwa 40 Euro. Dazu kommen natürlich viele Stunden für die Bastelarbeit.
Das Krippengebäude, also die Ruine, in die die Heilige Familie dann zuletzt noch eingefügt wird, bastelt der Tüftler separat am Küchentisch oder an seiner Werkbank – erst, wenn das Ganze fertig ist, wird es in die Holzlaterne hineingehoben. „So kann man die Krippe jederzeit wieder herausnehmen“, erklärt der Steinebacher, „und wahlweise auch eine Kerze hineinstellen oder zur Osterzeit ein Osternest hineinbasteln.“
Bei seiner Arbeit an den Laternenkrippen hat ihm natürlich die jahrzehntelange Arbeit an seiner großen Krippenlandschaft im Wohnzimmer das nötige Rüstzeug und die entsprechende Erfahrung gebracht. Auch hier hat der Rentner für dieses Jahr neue Figuren und „Attraktionen“ eingebaut. Seine Enkelkinder werden wieder ganz große Augen machen.