Um solche Zweifel auszuräumen, hatte er in seiner Antrittsrede nach seiner Amtseinführung im Stadtrat einen persönlichen Besuch bei Investor Bernard Widerker in Stuttgart angekündigt. Diese Woche war es so weit – und das Bekenntnis des Geschäftsführers der Unternehmensgruppe Widerker zum Standort Altenkirchen hätte nicht deutlicher ausfallen können. So griff Bernard Widerker von sich aus während des Gesprächs mit dem Stadtchef zum Telefon und rief bei der Rhein-Zeitung an. Er sei mit dem Abschluss eines städtebaulichen Vertrags mit der Stadt Altenkirchen eine Verpflichtung eingegangen, versicherte er.
Auch ein „Best-Case-Szenario“ malte der Investor aus. „Wenn es keine Widerstände mehr gibt, könnten wir im Sommer 2023 mit dem Bau beginnen. Vorher müsste abgerissen werden“, erklärte er. Wenn an allen drei Gebäuden, die vier Märkte – Rewe, Expert, Penny und dm stehen als Mieter fest – beherbergen sollen, gleichzeitig gearbeitet werden könne, wäre eine Fertigstellung binnen eines Jahres möglich. Nach drei Monaten für die Ladeneinrichtung könnte dann noch im frühen Herbst 2024 die Eröffnung gefeiert werden.
Dass gewisse Zweifel in der Altenkirchener Bevölkerung auch in einem sehr ehrgeizigen Zeitplan begründet liegen, den er bei der Präsentation seiner Pläne Anfang 2020 nannte, räumte der Schwabe ein. Eine Eröffnung zum Weihnachtsgeschäft 2022, also quasi in diesen Tagen, hatte er damals als Ziel genannt. „Da ist die Euphorie mit mir durchgegangen“, gab Widerker nun zu. Gerüchten, das Projekt würde nicht realisiert, will er mit aller Entschlossenheit entgegentreten, auch weil er das Engagement der Stadtpolitik für eine Wiederbelebung des Center-Areals sehr zu schätzen weiß.
„Ich begrüße es sehr, dass die Stadt Altenkirchen von ihrer Seite aus alles tut, das Projekt umsetzen zu können“, sagte Widerker. Dies habe bereits für den früheren Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt gegolten und werde nun durch Ralf Lindenpütz mit seinem persönlichen Besuch nachdrücklich unterstrichen.
Lindenpütz kehrt jedenfalls zufrieden aus der süddeutschen Metropole zurück. „Ich fand es beeindruckend, wie groß Bernard Widerker das Potenzial und das Einzugsgebiet unserer Stadt einschätzt“, betont er. Es sei ein gutes Gefühl, dass Altenkirchen offenbar nach wie vor ein Standort sei, in den es sich zu investieren lohne.
Derweil steht das Bebauungsplanverfahren für das neue Fachmarktzentrum, das sich auf Teile des städtischen Parkplatzes am Festplatz erstrecken soll, kurz vor dem Abschluss. Der Bebauungsplan geht laut Ulrich Konter, Bauamtsleiter der Verbandsgemeinde nach der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit bald in die der erneute Offenlage, die bis Ende Januar dauert. Der nächste und vorletzte Schritt ist, vor Bekanntmachung und Inkrafttreten, der Satzungsbeschluss. In der nächsten Sitzung des Stadtrats am Donnerstag, 15. Dezember, ist es dafür noch zu früh. In jedem Fall wird Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz aber über den Sachstand informieren, um zu zeigen: „Es tut sich was.“
Die Hintergründe des Projekts Fachmarktzentrum
Im Oktober 2019 schockte der Rewe-Konzern die Kreisstadt mit der Ankündigung, das von ihm betriebene Rewe-Center im folgenden Frühjahr schließen zu wollen. 68 Mitarbeiter waren von der Entscheidung betroffen. Bernard Widerker kündigte als Geschäftsführer des Immobilienbesitzers, der Unternehmensgruppe Widerker, wenig später Pläne für einen Abriss und Neubau an, die er Anfang 2020 konkretisierte. Auf einer Fläche von mehr als 6500 Quadratmetern sollen, aufgeteilt auf drei Gebäude, vier neue Märkte entstehen: Ein Rewe-Vollsortimenter, ein Expert-Elektronikmarkt, ein Penny-Discounter und ein dm-Drogeriemarkt. Seitdem beschäftigt das Projekt den Stadtrat – auch, weil das Fachmarktzentrum eine größere Grundfläche beansprucht als das alte Rewe-Center und der derzeitige Expert-Markt und dafür Flächen überplant werden, die der Stadt gehörten. mif