„Es tut schon weh“, sagt Schmalz, „aber ich bin 83 Jahre alt, und es wurde Zeit, das Forum in andere Hände zu geben“. Was er allerdings in den Jahren seit der Gründung 1994 (damals noch als Verein „Pro AK“) geleistet hat, das kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Mehr als 300 Veranstaltungen stehen auf der Haben-Seite. Namhafte Persönlichkeiten wie der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel, der israelische Botschafter Avi Primor, Regisseur Volker Schlöndorff, der spätere Bundespräsident Joachim Gauck und der „Maueröffner“ Günter Schabowsiki gaben sich im AK-Land ebenso die sprichwörtliche Klinke in die Hand wie heimische Künstler und Wissenschaftler, unter ihnen der Maler und Bildhauer Erwin Wortelkamp, der Historiker Andreas Rödder und Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil.
„Nach der Entscheidung, Berlin zur Bundeshauptstadt zu machen, sprach mich der damalige Botschafter Alfred Steger an“, erinnert sich Schmalz. Ziel sei es gewesen, dem durch das Ende der Bonner Republik entstandenen politischen Vakuum regionale Angebote entgegenzusetzen. „Warum nicht die Welt hierher holen“, bringt Schmalz das Ansinnen Stegers auf den Punkt, das er sich zu eigen machte.
Überparteilich
„Wir hatten vier Ziele formuliert, es sollten politische, wirtschaftliche, kulturelle und konfessionsübergreifende Veranstaltungen werden. Zunächst dachten wohl viele, ich wolle nur ein weiteres Spielfeld für meine Partei, die CDU, eröffnen“, erinnert sich Schmalz lachend. Aber schon bald hätten die Menschen erkannt, dass es um mehr gehe. Auch für ihn selbst seien die Begegnungen sowohl mit den prominenten Gästen als auch mit den Besuchern des Forums gedanklich raumöffnend gewesen. „Man hatte auf einmal auf viele Dinge einen anderen Blick, es kamen immer mehr Leute von völlig anderer politischer Couleur, und wir hatten im Forum auch viele Mitglieder, die anderen Parteien angehörten. Ich habe dabei erkannt, was für ein Potenzial es hier gibt“, lobt er die Besucher, die teilweise zu Hunderten an den Diskussionsrunden teilnahmen.
Deren Zugkraft wundert allerdings nicht, denn die Themen waren ebenso aktuell wie teilweise brisant. Ob es beispielsweise um das transatlantische Verhältnis, die Spannungen im Nahen Osten, um die Entwicklung der Kirche oder um die Rolle Deutschlands in Europa ging, immer zeigten die Referenten fundierte Kenntnisse und oftmals erzählerisches Geschick, sodass die Veranstaltungen ebenso kurzweilig wie tiefgreifend waren.
Dass Politiker, Wirtschaftsgrößen, Botschafter und auch Bischöfe wie etwa Kardinal Josef Meisner den Weg in den Westerwald fanden, ist wohl hauptsächlich auf die langjährige Abgeordnetenzeit von Schmalz und dessen Wirken im Auswärtigen Ausschuss zurückzuführen. Damals knüpfte er Hunderte von Kontakten, aus denen sich sogar die eine oder andere Freundschaft entwickelte.
Kulturarbeit
Aber nicht nur der Politik, sondern vor allem auch der Kultur hat sich das Forum, vor allem zu Anfang, verschrieben. So gab es „Pro-AK-Musiktage“ und sogar Jazzkonzerte, organisiert unter der Leitung des Kirchener Dirigenten und Musikschuldirektors Herbert Ermert. „Auch das war toll, einmal hatten wir mehr als 500 Besucher bei einem Haydn-Konzert hier in Wissen in der Kirche“, freut sich Schmalz. Darüber hinaus gab es Betriebsbesichtigungen in heimischen Unternehmen und Reisen in europäische Länder. Aus diesen wiederum stellten Künstler im AK-Land aus oder stellten ihre Region vor. Ein lebhafter kultureller Austausch also, der ebenfalls eine Seite des vielseitigen, weltoffenen Forums widerspiegelt, dessen Gründer Ulrich Schmalz am kommenden Samstag, 26. November, um 10.30 Uhr im Kulturhaus Hamm letztmals unter seiner Leitung die Gäste begrüßen wird. Das sind niemand Geringere als der Außenpolitiker und Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen und der amerikanische Politikwissenschaftler Andrew Denison, die über die Situation der USA nach den Midterm-Wahlen und über Deutschlands außenpolitischen Kurs reden werden. Beide waren schon mehrmals im Forum zu Gast. Angesichts der weltpolitischen Lage dürfte diese Veranstaltung, ebenso wie viele vorangegangene, gleichermaßen aktuell wie spannend werden. Darüber hinaus ist es ein krönender Abschluss für den ehemaligen Politiker Ulrich Schmalz, der den Blick weit über regionale und Parteigrenzen öffnete und der vor allem eines schaffte: Die große, weite Welt ein Stück weit in den Westerwald zu holen.