Genauer gesagt geht es bei dem Konzept zunächst einmal um eine einheitliche Beschilderung, die gewisse Standards erfüllt. Dabei sind Richtlinien zu beachten. „Wir sind nicht unbedingt kreativ unterwegs“, verweist Höblich auf vorgegebene Normen, was unter anderem Größe und Farbgebung der Schilder angeht.
Der Planer hat auf seiner Tour erkundet, welche schon vorhandenen Fahrradwege für eine offizielle Ausweisung durch eine Beschilderung infrage kommen und wo die VG auch Lücken, eventuell durch Baumaßnahmen, schließen kann. Diese Lücken gibt es, weiß auch Martin Schäfer, der Leiter des Bauamtes, zu berichten. Wer beispielsweise auf dem Westerwald-Lahn-Radweg unterwegs ist und von Luckenbach nach Malberg radelt – „der weiß nicht, wie man weiter nach Gebhardshain fahren muss.“ In der VG Betzdorf-Gehardshain gibt es bereits relativ viele Bestandsradwege, hat der Experte bei seiner Rundfahrt festgestellt. Das Streckennetz umfasst nämlich an die 70 Kilometer.
Bei seiner Tour durch die VG sind Gregor Höblich natürlich auch Mängel auf den bereits bestehenden Radwegen aufgefallen. Sie werden in einer Liste erfasst. „Es gibt Fördermöglichkeiten, um seine Wege in Schuss zu bringen“, erläutert er den Ausschussmitgliedern im Sitzungssaal.
„Wir wollen umsetzen, was in einem vernünftigen Zeitrahmen möglich ist“
Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain Joachim Brenner
Nicht alle Bestandswege finden Gnade vor den Augen des Experten. Auf dem oben genannten Weg zwischen Elkenroth und Rosenheim beispielsweise müssten auf jeden Fall noch Baumaßnahmen durchgeführt werden, lautet seine Empfehlung: „Ich mache kein Hinweisschild auf eine Wiese.“
Auch die Alte Poststraße Richtung Wallmenroth falle seiner Meinung nach aus dem Konzept. „Das hier ist nicht so prickelnd“, ist seine Einschätzung. Auch hier wären Baumaßnahmen erforderlich. Knackpunkt sei auch die B 62 Richtung Wallmenroth mit ihrem hohen Verkehrsaufkommen. Aber hier gebe es ja bereits entsprechende Planungen seitens des LBM. „Dieser Part wird an die Stadt zurückgegeben“, möchte der Erste Beigeordnete Joachim Brenner diesen Bereich ausgeklammert wissen.
Auf den Vortrag des Referenten hin gab es zahlreiche Wortmeldungen. Udo Piske (FDP) erkundigte sich danach, ob die VG die Kosten der Beschilderung alleine tragen müsse. Höblich verweist auf Fördermöglichkeiten zwischen 80 und 90 Prozent. Auf die VG kämen als Folgekosten die Wartung der Schilder zu.
Jan Hellinghausen (SPD) und Hans-Werner Söhngen (FWG) sind nicht ganz einverstanden damit, dass die Alte Poststraße ausgeklammert werden soll. „Der Höhenzug ist schon eine wichtige Verbindung“, meint Hellinghausen. Was in der Diskussion deutlich wird, ist, dass die VG auf jeden Fall Kontakt mit den Nachbarverbandsgemeinden aufnehmen muss, damit eine Beschilderung auch weitergeführt wird. „Die Wortmeldungen zeigen, dass es ein Entwurf ist und dass es noch viel Planungsbedarf gibt“, meint der Beigeordnete Joachim Weger. Er bekomme oft Hinweise von Besuchern der Grube Bindweide in Steinebach, die mit dem Rad unterwegs sind, dass sie sich verfahren hätten, weil eine Beschilderung fehle.
Christel Mies (Bündnis 90/Die Grünen) fehlt im Entwurf die Alltagstauglichkeit. Sie nennt ein Beispiel: „Wie komme ich von Elkenroth mit dem Fahrrad nach Betzdorf an den Bahnhof oder die Schule?“ Inzwischen seien häufiger Radfahrer auf der Steinerother Straße (J 288) zu beobachten – „das ist gefährlich“, sagt sie. Bei Alltagsrouten komme meistens der Landesbetrieb Mobilität mit ins Spiel, sagt Höblich. Da könnten Planungen schon einmal fünf bis sieben Jahre in Anspruch nehmen.
So lange will die VG mit der Umsetzung des Radwegekonzeptes natürlich nicht warten. „Wir wollen umsetzen, was in einem vernünftigen Zeitrahmen möglich ist“, kündigt Brenner an. So soll mit der Beschilderung auf unproblematischen Bestandsradwegen schon im kommenden Jahr begonnen werden.