Baustellenärger in Kaltau
Eltern in Forster Ortsteilen verärgert über Baustelle
Melanie Schumacher und Andreas Schmidt an der Wartehalle in Hof-Holpe, die derzeit auf Grund der Vollsperrung der K 65 in Kaltau „verwaist“ ist. Genau wie die Haltestelle in Neuhöfchen wird sie während der Straßenbauarbeiten vom ÖPNV nicht mehr bedient.
Rolf-Dieter Rötzel

Zwei Ortsteile der Gemeinde Forst sind derzeit wegen Straßenbaumaßnahmen abgehängt. Die Eltern der zehn schulpflichtigen Kinder wurden aufgefordert, Elterntaxis zu bilden. Das aber ist vor allem für Berufstätige zum Teil schwer umzusetzen.

. Bis voraussichtlich Ende August ist die Kreisstraße 65 im Forster Ortsteil Kaltau aufgrund von umfangreichen Straßensanierungsarbeiten sowie Verlegung von neuen Wasserleitungen voll gesperrt. Auswirkungen hat das aber auch auf den Busfahrplan und hier insbesondere auf die Schulbusse, die derzeit die beiden Nachbarorte Neuhöfchen und Hof-Holpe bis voraussichtlich Ende August nicht mehr anfahren. Die Eltern der dortigen Schulkinder wurden vielmehr angehalten, Eltern-Taxis zu bilden, um die Kinder morgens nach Forst zur Bus-Haltestelle zu bringen und dort mittags wieder abzuholen. Man fühlt sich in den beiden Orten quasi „abgehängt“.

In den beiden Talortschaften sind insgesamt zehn Kinder betroffen, die zur Grundschule in Etzbach, zur IGS Hamm und zur Realschule plus in Wissen gehen. Für sie gelten morgens zwei unterschiedliche Abfahrtszeiten zur Umsteige-Bushaltestelle in Forst und mittags sogar drei verschiedene Ankunftszeiten – diese liegen in einem Zeitfenster von einer Stunde. Fünf unterschiedliche Zeiten, das stellt die Eltern vor allem in der Mittagszeit vor zum Teil unlösbare Probleme.

Die Straßenbauarbeiten im Forster Ortsteil Kaltau gehen zügig voran.
Rolf-Dieter Rötzel

Der Öffentlichkeit bekannt wurde der Sachverhalt in der jüngsten Forster Ratssitzung (wir berichteten), als Andreas Schmidt, Vater aus Hof-Holpe, im Rahmen der Einwohnerfragestunde die Herausforderungen der Schulkinder-Eltern mit dem derzeitigen Nichtmehranfahren der beiden Bushaltestellen in Neuhöfchen und Hof-Holpe skizzierte. Im anschließenden Gespräch mit unserer Zeitung kritisieren Andreas Schmidt und Melanie Schumacher (Neuhöfchen), eine ebenfalls betroffene Mutter, vor allem den fehlenden Informationsfluss.

„Wir sind ja unmittelbar betroffen, müssen unseren Alltag in privater und beruflicher Hinsicht völlig umgestalten“, sagt Melanie Schumacher. Am 21. März hatten die Eltern mehr zufällig von der Mutter eines Kindergartenkindes erfahren, dass die Kreisstraße in Kaltau in zehn Tagen gesperrt und die beiden Bushaltestellen in Neuhöfchen und Kaltau nicht mehr bedient würden. „Das war für uns neu, konkrete Mitteilungen über anstehende Veränderungen bezüglich der Buslinie lagen uns bis dato seitens des ÖPNV-Trägers Landkreis Altenkirchen nicht vor“, so die beiden Eltern. Es handele sich ja immerhin um Einschränkungen, Ostern- und Sommerferien eingerechnet, von drei Monaten.

Voraussichtlich bis Ende August ist die Kreisstraße 65 im Forster Ortsteil Kaltau voll gesperrt.
Rolf-Dieter Rötzel

Nicht gelten lassen wollen Schmidt und Schumacher eine Veröffentlichung von vor einem Jahr, in der auf die diesjährige Straßenbaumaßnahme hingewiesen worden sei. Das sei alles sehr unkonkret gewesen. Auf die Einschränkungen, insbesondere im öffentlichen Personennahverkehr, sei dabei nicht eingegangen worden. Zudem sei diese Mitteilung über ein Jahr her; in der Zwischenzeit hätten sich Veränderungen, in welcher Art auch immer, ergeben können.

Wenn auch in der Mittagszeit ein Abholdienst zur Umsteige-Bushaltestelle in Forst von privater Seite organisiert werden konnte, begleitet die Eltern trotzdem ein ungutes Gefühl. Aufgrund der drei unterschiedlichen Ankunftszeiten der Busse müsste nämlich ein Teil der Kinder lange an der Bushaltestelle in Forst warten. Diese liegt bekanntlich an der stark frequentierten Landesstraße 267. „Es sind ja auch Grundschüler dabei. Die wartenden Kinder verhalten sich sicherlich nicht über den gesamten Wartezeitraum ruhig. Wir haben einfach Angst, dass etwas passiert“, so Andreas Schmidt. „Mit einer anderen, besseren Informationspolitik, zum Beispiel Einberufung eines runden Tisches unter Beteiligung der betroffenen Eltern, wären sicherlich Probleme im Vorhinein aus der Welt zu schaffen gewesen, oder hätten in eine für alle Seiten akzeptable Lösung einmünden können. Man muss miteinander reden“, findet der Vater.

„Es ist von großer Wichtigkeit, dass die schulischen Bedürfnisse der kleinsten Mitbürger unserer Gemeinde nicht ignoriert werden.“
Ortsbürgermeister Marc Schwenzfeger

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Andrea Henningsen vom Omnibusbetrieb Marenbach-Touristik, Windeck, das Unternehmen müsste und würde sich strikt an die erlassene verkehrsrechtliche Anordnung halten; eventuelle Ausnahmen, zum Beispiel zusätzliches Wenden in Ortschaften, wäre dabei nicht möglich. Nach Eingang der verkehrsrechtlichen Anordnung wäre diese umgehend am 21. März an einen zu bedienenden Verteiler, darunter auch die Grundschule Etzbach, IGS Hamm und Realschule plus Wissen, zur entsprechenden Weiterleitung verschickt worden. Seitens der Schulelternsprecherin der Realschule plus, Carmen Zinke, so Schmidt, wurde dann auch Verbindung mit der Kreisverwaltung Altenkirchen aufgenommen, um für die Streichung der Buslinie in Hof-Holpe und Neuhöfchen eine Lösung zu finden.

Völlig unbefriedigend findet auch Ortsbürgermeister Marc Schwenzfeger die Situation. Er fordert eine umgehende und effektive Zusammenarbeit des ÖPNV-Trägers mit den betroffenen Eltern, um während der Bauzeit eine tragfähige Kompromisslösung zu finden. „Es ist von großer Wichtigkeit, dass die schulischen Bedürfnisse der kleinsten Mitbürger unserer Gemeinde nicht ignoriert werden.“

„Es wäre sicherlich von Vorteil und hilfreich gewesen, wenn der ÖPNV-Träger im Vorfeld unmittelbar auch auf die Eltern in den beiden Talortschaften zugegangen wäre, um die zu erwartenden Veränderungen darzulegen.“
VG-Bürgermeister Dietmar Henrich

An der Forster Ratssitzung hatte auch VG-Bürgermeister Dietmar Henrich teilgenommen und dort auch erstmals von den Problemen der Eltern gehört. Im Gespräch mit unserer Zeitung brachte er zum Ausdruck, dass bei solchen einschneidenden Maßnahmen für die Bevölkerung die Kommunikation überaus wichtig sei. „Es wäre sicherlich von Vorteil und hilfreich gewesen, wenn der ÖPNV-Träger im Vorfeld unmittelbar auch auf die Eltern in den beiden Talortschaften zugegangen wäre, um die zu erwartenden Veränderungen darzulegen.“ Henrich hat sich der Sache sofort angenommen und die Kreisverwaltung Altenkirchen kontaktiert. Diese habe ihm zu verstehen gegeben, dass die von ihr in Abstimmung mit dem zuständigen Busunternehmen getroffene Lösung unverzichtbar gewesen sei, in vollem Umfang vom Gesetz gedeckt werde und – rechtlich eingestuft – zumutbar wäre. Weiter sei die Baumaßnahme vor einem Jahr mit dem Hinweis angekündigt worden, diese werde entsprechend vorausgegangenen straßenbaulichen Maßnahmen im Holperbach-Bereich ausgeführt.

Henrich betonte, es sei wichtig, dass die Kinder gut und sicher zur Schule und anschließend wieder nach Hause kämen. Diesbezüglich hat er zwischenzeitlich die Kreisverwaltung nochmals auf die Ernsthaftigkeit der Angelegenheit hingewiesen und die Bitte ausgesprochen, sich des Problems der aktuellen Busanbindung in Hof-Holpe und Neuhöfchen erneut unter Beteiligung der Eltern anzunehmen.

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