Gemeinderat ebnet Weg für neues Baugebiet - Haushaltslage erlaubt weiterhin wenig Spielraum
Einstimmiger Beschluss im Rat: Emmerzhausen schafft Platz für Häuslebauer
Platz für bis zu 16 Baugrundstücke bietet der Bereich „Oben in der Struth/In der Buchenwiese“ am südlichen Ortsrand von Emmerzhausen bis zum geteerten Wirtschaftsweg (links im Bild). Mit seiner Grundsatzentscheidung hat der Gemeinderat die Möglichkeit für ein Neubaugebiet angestoßen. Foto: Daniel Weber
Daniel Weber

Emmerzhausen. In Emmerzhausen soll neues Bauland entstehen. Darauf verständigte sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend einstimmig. Demnach könnten in nicht allzu ferner Zukunft bis zu 16 Baugrundstücke am südlichen Ortsrand in Richtung Lippe erschlossen werden.

Dass in Emmerzhausen letztmals ein Neubaugebiet ausgewiesen wurde, ist nunmehr schon fast 30 Jahre her. Im Rat sieht man daher Handlungsbedarf. Aktuell, so hieß es in der Sitzung, habe man nur noch drei Bauplätze zur Verfügung; alle drei befänden sich jedoch in „Steilhanglage“ und hätten vermutlich deshalb bislang kaum Kaufinteresse geweckt.

Weitgehend eben ist dagegen das potenzielle Bauland, das sich oberhalb des Waldwegs an die bestehende Bebauung anschließen würde. Da es am Montagabend zunächst um eine reine Grundsatzentscheidung für oder gegen ein Baugebiet ging, kamen nur wenig Details zur Sprache. Nur so viel: Der 250 mal 70 Meter große „Streifen“ böte Platz für 16 Grundstücke im Quadratmaß 30 mal 30 Meter. Wie der Beigeordnete Heinz Dücker erläuterte, würden diese – Stand heute – wohl eher nicht durch eine separate Zufahrt von der L 280 aus erschlossen, sondern über die Gemeindestraßen Struthweg und Waldweg.

Mit seinem Beschluss hat der Rat die Sache nun angestoßen. Im nächsten Schritt soll die Verwaltung unter anderem Kosten für den Grunderwerb ermitteln sowie alles Notwendige für die Bauleitplanung in die Wege leiten. Im Zuge dessen will die Gemeinde freilich auch Anlieger und Grundstückseigentümer informieren und beteiligen.

Im Rat ist man sich weitgehend einig, dass ein Neubaugebiet überschaubarer Größe dem Dorf guttun wird. „Es ist wichtig, dass wir wachsen: Je mehr Einwohner, desto mehr Steuereinnahmen“, findet Hans-Jürgen Joswig. Ähnlich sieht es der Beigeordnete Volker Schüler: „Wir wollen ja ein lebendiges und lebenswertes Dorf bleiben.“ Sven Fries verweist auf den Stegskopf, wo in Zukunft Arbeitsplätze auch für mögliche Neubürger von Emmerzhausen entstehen könnten: „Für den Fall, dass wir da oben was hinbekommen werden, sollten wir jetzt vorausdenken.“

Bis im künftigen Neubaugebiet die Bagger rollen, dürften indes noch ein paar Jahre ins Land gehen. Immerhin wurden aber schon mal 10.000 Euro an Planungskosten in den Gemeindeetat für 2021/2022 mit aufgenommen, der ebenfalls am Montag einstimmig verabschiedet wurde. Anhand der Zahlen, die Pascal Weyand von der Finanzverwaltung darlegte, wurde dabei einmal mehr deutlich, warum man in Emmerzhausen eine Entwicklung auf dem Stegskopf so sehr herbeisehnt. Denn nach wie vor gestattet die mangelnde Steuer- und Finanzkraft der Gemeinde kaum Gestaltungsspielraum – eine ernüchternde Tatsache, die nun auch den seit gut einem Jahr amtierenden Ortsbürgermeister Hans-Joachim Fries einholte. Beim Blick auf „seinen“ ersten Haushaltsplan, sei seine Zuversicht doch „jäh ausgebremst“ worden, gab er unumwunden zu. Ohne Firmenansiedlungen und entsprechende Gewerbesteuererträge (für 2021 rechnen die Kämmerer mit gerade mal 45.000 Euro) müsse man vorerst „weiterhin mit einem schmalen Geldbeutel“ auskommen, seufzt Fries: „Wenn man bedenkt, dass der Winterdienst bei uns schon fast die Hälfte der Steuereinahmen aufzehrt, brauchen wir über weitere Maßnahmen gar nicht groß nachdenken.“

Immerhin: Zum Abschluss des ersten „Corona-Jahres“ 2020 kann entgegen der Prognose in Emmerzhausen sogar mit einem Überschuss von 129.000 Euro gerechnet werden, vor allem deshalb, weil diverse Unterhaltungsmaßnahmen und Investitionen aufgeschoben wurden. So ist der Sparstrumpf der Gemeinde mit etwa 306.000 Euro derzeit noch gut gefüllt. Die Folgen der Pandemie seien dank der Kompensationszahlungen von Bund und Land derzeit noch nicht spürbar, so Weyand. Die weitere Entwicklung bleibe allerdings abzuwarten.

Dass Emmerzhausen auch im laufenden Jahr einen Überschuss von rund 164.000 Euro (Erträge: 1,27 Millionen Euro, Aufwendungen: 1,1 Millionen Euro) einplanen darf, liegt im Wesentlichen jedoch an einem Einmaleffekt: Durch die Neuveranlagung des Stegskopfs erwartet die Gemeinde rund 200.000 Euro zusätzlich aus der Grundsteuer. Künftig, so Weyand, könne man hier immerhin 60.000 Euro an Mehreinnahmen einplanen. Allgemein wird für 2022 aber damit gerechnet, dass die Erträge wieder auf ein „normales Niveau“ schrumpfen – und das bedeutet unter dem Strich Fehlbeträge sowohl im Ergebnis- (-315.000 Euro), als auch im Finanzhaushalt (-253.000 Euro).

Beigeordneter Dücker appellierte daher, mit den begrenzten Mitteln weiter sparsam zu haushalten. Auf der Prioritätenliste ganz oben: die Dachsanierungen am Kindergarten (67.000 Euro inklusive Vordach) und an der Friedhofshalle (30.000 Euro). In beiden Fällen will man auch die Installation einer Fotovoltaikanlage prüfen lassen. Für das laufende Jahr stehen ferner unter anderem ein Neubau der Außentreppe an der Wohnung in der Alten Schule (30.000 Euro), LED-Beleuchtung für den Kindergarten (12.000 Euro) und eine Instandsetzung der Fahrbahndecke in der Bergstraße (15.000 Euro) auf dem Zettel. 2022 könnten dann mit dem Ausbau des Friedhofswegs (Ansatz: 185.000 Euro) sowie der Generalsanierung des Saals im Dorfgemeinschaftshaus (50.000 Euro) zwei „dickere Brocken“ angepackt werden.

Und zu guter Letzt hat sich der Rat nach eingehender Diskussion nun doch für die Anschaffung eines Rasentraktors mit Anbaugeräten zum Schneeschieben, Kehren und Mulchen entschieden und damit seinen Beschluss vom April wieder rückgängig gemacht. Die Investition von rund 10.000 Euro, heißt es, soll den neuen Gemeindearbeiter Florian Schreiber künftig entlasten.

Von unserem Redakteur Daniel Weber

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