Es war ein Konzert der Spitzenklasse, das mehr als 200 Besucher am Samstagabend im Wissener Kulturwerk erlebten. 50 Tische mit Kerzen und eine diskrete Beleuchtung im Saal sorgten für Salonatmosphäre und die 17-köpfige Musikergemeinschaft der Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Big-Band (fwr-Big-Band) um ihren Bandleader Marco Lichtenthäler tat das ihre, um die nostalgisch anmutende Stimmung „mit Swing ins neue Jahr“ zu transportieren. Nicht weniger als 13 Songs und Swingmelodien standen auf dem „offiziellen Programm“, wobei die Reise in die manchmal schillernd bunten und oftmals gefühlvollen Welten von Stars und Legenden wie Glenn Miller, Frank Sinatra und Roger Cicero führte.
Traditionell der Beginn, denn „Something to start with“ von Paul Kuhn ist mittlerweile so etwas wie die „Erkennungsmelodie“ der Band, die damit ihre Konzerte eröffnet und gleichzeitig bereits die Vielfalt und Qualität der Musikerinnen und Musiker offenbart, die in den weiteren zwei Stunden für anhaltende Begeisterung sorgen sollten. Mit von der Partie: Moderatorin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die – wie gewohnt – ebenso charmant wie souverän durchs Programm führt. „Wir freuen uns, dass Sie bereits zum sechsten Mal mit uns beschwingt das neue Jahr begrüßen. Die Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Big-Band freut sich ebenso wie wir über unseren heutigen solistischen Gast, Steffen Labuda“, kündigte sie gleich zu Beginn einen der vielen schillernden musikalischen Höhepunkte des Abends an.

Der sympathische Entertainer, der auch in anderen musikalischen Genres wie etwa Heavy Metal zu Hause ist, ließ keinen Zweifel, dass er auch das Metier der „Königsklasse des Gesangs“, die Big-Band-Musik meisterhaft beherrscht. Unter der fulminanten Begleitung der Musikerinnen und Musiker ließt er Songs wie „Beyond the Sea“ und „Cheek to Cheek“ aus dem Nebel der Zeit auferstehen.
Fühlte man sich in ersterem Song dank der beschwingten Hintergrundmusik (sanfter Wellenschlag inbegriffen) und dem sehnsuchtsvollen Text, in dem sich die Liebe eines Mannes auf der anderen Seite des Meeres befindet, an einen nächtlichen Strand versetzt, über dem die Sterne funkeln, so sang Labuda kurze Zeit später mit samtweicher Stimme „I’m in heaven, when we dance together cheek to cheek“ („ich bin im Himmel, wenn wir zusammen ausgehen und Wange an Wange tanzen“). Ein Song aus dem Jahre 1935, der später von Frank Sinatra gesungen wurde und auch 90 Jahre nach seiner Premiere sein Ziel nicht verfehlte und – ebenso wie viele Darbietungen an diesem Abend – für ausgelassene Begeisterung unter den Gästen sorgte.

Aber auch die Musikerinnen und Musiker an ihren Instrumenten zeigten vielfach ihre Virtuosität, mal gemeinsam, mal als Solisten. Stellvertretend für die vielen „musikalischen Hochkaräter“ seien hier nur die Saxofonisten Dennis Grasmik, Leon Dehne und Felicitas Pielsticker genannt, die ebenso mit feinsten Jazz- und Swingsoli begeistern wie etwa der Trompeter Martin Golle, der beim Song „Sugar Blues“ sein Instrument förmlich sprechen ließ, mal mit sehnsuchtsvollem Schluchzen, mal mit humorvollen kurzen Sequenzen, mal mit butterweichem, einschmeichelndem Sound: eine grandiose Darbietung.
Was allerdings wäre eine Band ohne Rhythmus und für diesen war wie gewohnt Dirk Seiler verantwortlich. Dass man mit Trommeln, Tom-Toms, Becken und vielen anderen Schlagzeugelementen viel mehr machen kann als einfach nur „Takt“, das bewies Seiler in einer mehr als zehnminütigen Darbietung. Die Bühne war verwaist, einzig er allein und sein Schlagzeug beherrschten das optische sowie musikalische Bild. Besonders Letzteres sorgte erneut für tolle Stimmung, denn Seiler schaffte, angefangen vom stampfenden Rhythmus über ruhige Beckenpassagen bis hin zu instrumentalen Dialogen, ein opulentes Rhythmusgemälde, fliegende Stöcke mit Salti inbegriffen. Einmal mehr ein furioser Willkommensgruß ans neue Jahr, dank der fwr-Big-Band und ihrem Dirigenten Marco Lichtenthäler.