Der Oberirsener Künstler Friedhelm Zöllner hat zu einer kleinen Lesung mit Musik eingeladen, und etliche Freunde und Wegbegleiter sind dem verlockenden Angebot gefolgt. Kaum schließen sich die Türen, dürfen sich die Besucher ganz entspannen und in Friedhelm Zöllners private Reisegeschichten über das „Blaue Band der Durance“ eintauchen. In der Begrüßung des Publikums, zu dem auch Petra Eul-Orthen (Zweite Beigeordnete der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld) und der ehemalige Landrat und Staatsminister Alfred Beth gehören, weist der Künstler darauf hin, dass die meisten seiner literarischen Skizzen aus einem besonderen Buch stammen.
Das seiner Frau gewidmete wasserblaue Album korrespondiert farblich mit dem Titel der Lesung und dem der aktuellen Ausstellung „Das blaue Band“, die noch immer im Kunstraum zu sehen ist – ein netter Zufall. Der Rezitator hat nun die Freude, den zweiten Akteur des Abends vorzustellen: den Klangimpressionisten Hans Walter Putze aus Dierdorf, der zur Lesung einige Exemplare aus seiner Sammlung eher seltener, teils geheimnisvoller Musikinstrumente mitgebracht hat.
Fluss Durance war Thema
Dann geht der literarische Ausflug los. Friedhelm Zöllner erzählt zunächst vom Fluss Durance, der in den Hautes Alpes in 2300 Metern Höhe am Fuß des Mont Chenaillet entspringt und 323 Kilometer weiter bei Avignon in die Rhone mündet. Am Ufer dieses alpin-mediterranen Gewässers entspinnt sich das Gespräch mit einem gelassenen Angler, der mit Friedhelm Zöllner nicht nur sein Fachwissen, sondern auch seinen gut gefüllten Picknickkorb gerne teilt.
Da das Treffen von Bekannten in der attraktiven Provence quasi unvermeidlich ist, schildert der Künstler nun die Begegnung mit dem heimischen Autor Heiner Feldhoff, der mit seiner Frau die berühmten Ockerfelsen bei Roussillon besichtigt und auf seine stille, sensible Weise von diesem Naturschauspiel und von seinen herzlichen Gastgebern schwärmt. Ein kurzer Abstecher führt zu Friedhelm Zöllners „Traum-Turm“ (einem trutzigen, bewohnbaren Refugium inmitten eines Weinfeldes), dann ziehen die Zöllners weiter zu einer dörflichen „Santon“-Werkstatt, die eine unglaublich große Auswahl der typisch provenzalischen Figuren bietet – und schon werden eine Bäckersfrau und ein Schäfer zu Erinnerungsstücken, die bis heute geliebt werden.
Gediegener Pfeifenraucher
Auf vergnügliche Weise berichtet der Künstler nun von der Einkehr in ein Café, in dem ihn die Bedienung nachhaltig beeindruckt: optisch ein in allen Farben schillernder Paradiesvogel, umgarnt sie ihre Gäste mit Kompetenz und Charme, denen auch die Zöllners nicht widerstehen können. Nach der verführerischen Beschreibung eines österlichen Wildschweinwurst-Mahles trifft Friedhelm Zöllner dann auf einen gediegenen Pfeifenraucher und damit auf einen Gleichgesinnten, mit dem er sich auf Anhieb versteht. Schließlich beschreibt er das geschickte Ergattern von Sitzplätzen im „Café de la Poste“, das der Autor Peter Mayle in seinem Buch „Mein Jahr in der Provence“ berühmt gemacht hat und das an diesem Tag neben kulinarischen Köstlichkeiten auch noch ein Lehrstück in Erziehung bereithält.
Alle diese Eindrücke verdeutlicht Friedhelm Zöllner anhand einer Kollage, die er mit Fotos und handgemalten Skizzen bestückt hat – eine wertvolle Unterstützung für jene Zuhörer, die die Provence (noch) nicht kennen. Dank der feinfühligen Klangkostproben von Hans Walter Putze, die die Geschichten voneinander trennen, können die Impressionen deutlich besser nachwirken. Und als die Lesung nach einer knappen Stunde beendet ist, beglückwünschen die Gäste nicht nur den Rezitator, sie umringen auch den Musiker, um ihn zu Kalimba, Kupferrohrflöte oder Mandalafon zu befragen.
Dieses kurzweilige Kleinkunstformat, das sich bis zum Abriss des Gebäudes übrigens einmal monatlich in ähnlicher Weise wiederholen soll, hat gezeigt, dass kulturelle Genüsse auch im Trubel des Alltags möglich sind. Für die beherzte Premiere gebührt dem Duo Zöllner-Putze deshalb ein großer Dank.