Die Einrichtung, die Platz für zwei Personen bietet, ist schlicht, aber würdevoll – es gibt in jedem der zwei Schlafzimmer ein Bett, ein Regal, einen Tisch und einen Stuhl sowie einen Mülleimer. Die Notschlafstelle verfügt auch über einen Aufenthaltsraum, ein kleines Bad mit Toilette und Dusche sowie einen Raum mit Waschmaschine und Trockner.
Vor allem am Wochenende erleben wir, dass die Hilfsbedürftigkeit oft zutage tritt.
Tatjana Bär-Otto von der Fachstelle Wohnraumsicherung der Caritas
Das Angebot richtet sich an ortsungebundene Wohnungslose und an Menschen in der Region, die kurzfristig wohnungslos geworden sind, und die akut keine Übernachtungsmöglichkeit haben. „Vor allem am Wochenende erleben wir, dass die Hilfsbedürftigkeit oft zutage tritt – die Betroffenen haben dann kein Geld zur Verfügung oder Institutionen haben dann früh geschlossen“, berichtet Tatjana Bär-Otto von der Fachstelle Wohnraumsicherung der Caritas. Sie ist seit Februar 2024 in der neu eingerichteten Beratungsstelle Fachberatung Wohnraumsicherung tätig. Zwischen Beratungsstelle und Notschlafstelle besteht eine enge Kooperation, wie Manfred Glaßner, ehrenamtlicher Leiter vom Arbeitskreis Notschlafstelle, berichtet. Unter der Diensthandynummer 0172/ 2038945 können in Not geratene Menschen die Möglichkeit zur Übernachtung erfragen.
Die Probleme, warum Menschen in die Obdachlosigkeit rutschen, sind vielfältig. Mal wissen Betroffene nicht, wie es nach einer Trennung für sie weitergeht. Andere haben zu wenig Geld und keine Rücklagen. Manche werden aus ihrer alten Wohnung gekündigt – beispielsweise durch Eigenbedarf des Vermieters oder eine Räumungsklage. Wieder andere haben psychische Probleme, manche Suchtprobleme, andere Menschen fliehen vor Gewalt oder Problemen in der Familie. Und es ist auch im ländlichen Raum mittlerweile schwierig, bezahlbaren Wohnraum beziehungsweise überhaupt sozialen Wohnraum zu finden.
Seit Eröffnung 65 Übernachtungen verzeichnet
„Insgesamt haben 40 Hilfe suchende Personen das Angebot der Notschlafstelle vom 1. August 2023 bis 31. Juli 2024 genutzt“, berichtet Teamleiter Manfred Glaßner. Generell beobachten die Verantwortlichen, dass weniger Frauen (5) die Möglichkeit der Unterbringung nutzen, als Männer (34). Insgesamt 65 Übernachtungen wurden seit der Eröffnung der Notschlafstelle, die sich in den ehemaligen Räumen der Caritas-Kleiderkammer befindet, verzeichnet. Glaßner berichtet außerdem, dass es eher weniger „Durchwanderer“ sind, die das Angebot nutzen.
Voraussetzung für die Aufnahme ist, dass die Menschen keine Gefahr für sich oder andere darstellen.
Teamleiter Manfred Glaßner
„Die Notschlafstelle wird durch ehrenamtliche Mitarbeiter betrieben, davon arbeiten fünf im Aufnahmedienst und zwei im hauswirtschaftlichen Dienst“, führt Glaßner aus. „Die Notschlafstelle macht einen Dienstplan über mehrere Wochen, auch wenn es ein Ehrenamt ist, hat es eine Verbindlichkeit“, ergänzt Tatjana Bär-Otto. Das Team der Notschlafstelle würde sich über weitere tatkräftige Unterstützung freuen.
Wohnungslose müssen in der Regel die Notschlafstelle am nächsten Tag (an Wochenenden/Feiertagen am folgenden Werktag) um 9 Uhr wieder verlassen. Die Aufnahme ist an die Anerkennung der vorliegenden Hausordnung gebunden, eine Mitaufnahme von Haustieren ist dort geregelt. „Voraussetzung für die Aufnahme ist, dass die Menschen keine Gefahr für sich oder andere darstellen“, informiert Glaßner.
Auf Wunsch können die Betroffenen bei der Caritas eine fachliche Beratung in Anspruch nehmen, hier wird über weitere Hilfen informiert. Seit Februar besteht eine enge Kooperation zwischen der Notschlafstelle und der neu eingerichteten Beratungsstelle zur Wohnraumsicherung der Caritas. Tatjana Bär-Otto berät Betroffene, wenn akute Wohnungslosigkeit vorliegt. Ebenso, wenn die Kündigung der Wohnung droht, die Wohnung bereits gekündigt wurde oder eine Räumungsklage vorliegt, aber auch, wenn Betroffene die Miete nicht mehr rechtzeitig zahlen können oder bereits Mietrückstände bestehen. Sie versucht, bei Konflikten zwischen Vermietern und Mietern zu vermitteln und gemeinsame Lösungswege zu finden. „Ich möchte zukünftig ein System schaffen, in dem weniger Menschen durchs Netz rutschen. Prinzipiell geht es darum, zu verhindern, dass die Menschen in der Wohnungslosigkeit landen“, erklärt die Diplom-Sozialpädagogin, die vorher Einrichtungsleiterin einer stationären Jugendhilfe in Frankfurt am Main war.
Hilfe schon bei drohender Wohnungslosgkeit
Tatjana Bär-Otto arbeitet auch aufsuchend bei drohender Wohnungslosigkeit, fährt zu den Menschen nach Hause, schaut sich die Gegebenheiten an. Gerade im ländlichen Raum sei die aufsuchende Arbeit ein wichtiger Teil. „Je früher ich einschreiten kann, desto besser.“ Laut Bär-Otto muss sich die Fachstelle bei der Suche nach Wohnraum auf private Vermieter verlassen, da es keine Sozialwohnungen und keine Wohnungsbaugesellschaften im Kreis gebe. Sie würde sich freuen, wenn Vermieter, die Wohnungen zu angemessenen Wohnkosten vermieten würden, Kontakt zur Fachstelle aufnehmen.
Das ehrenamtliche Team von der Caritas-Notschlafstelle in Altenkirchen sucht noch Verstärkung. Wer helfen möchte, kann sich bei Christa Abts unter der Rufnummer 02681/8789210 oder per E-Mail an christa.abts@caritas-rheinsieg.de melden.