Jürgen Ecker: „In Altenkirchen stehen sechs Patientenzimmer (bei möglicher Kohortierung bis zu zwölf Patienten) zur Verfügung; derzeit sind dort sieben Betten belegt, und in Hachenburg gibt es eine Covid-Station mit zehn Patientenzimmern (maximal 20 Patienten – aktuell anderweitig belegt) und einem anschließenden gesonderten Isolierbereich mit drei Patientenzimmern (maximal sechs Patienten, davon fünf Betten belegt). An beiden Standorten sind jeweils sechs Intensivbetten vorhanden; aktuell sind an jedem Standort drei Betten mit Covid-Patienten belegt. Die intensivmedizinische Behandlung beträgt durchschnittlich drei bis vier Wochen, auf den Covid-Stationen sind es etwa zwei bis drei Wochen.“ Ecker hat beobachtet, dass die Patienten deutlich jünger geworden sind, die jetzt eingeliefert werden. „Das derzeitige Durchschnittsalter liegt bei 60 bis 65 Jahren. Die Krankheitsverläufe sind schwerwiegender und langwieriger, weil wir nun jüngere Patienten haben, deren Behandlungsverläufe länger andauern. Auf den Covid-Stationen sind die Verläufe mittelschwer, auf den Intensivstationen schwer.“ Männer und Frauen seien gleichermaßen betroffen, so Ecker.
Den Hauptgrund dafür, dass weniger alte Patienten eingeliefert werden, sieht Ecker in der angelaufenen Impfkampagne. „Der Anteil an älteren Patienten hat sich reduziert, weil diese geimpft sind und heute besser isoliert beziehungsweise geschützt sind, in den Seniorenheimen etwa. Die Jüngeren haben aber längere Verläufe und die Anzahl der Covid-Erkrankten hat zugenommen, auch durch vermehrte Testungen und Mutationen. Die Mitarbeiter fühlen sich nach der Erstimpfung sicherer, die Hygienevorgaben werden strikt eingehalten, aber eine Entspannung in der Patientenversorgung hat es in den letzten Monaten nicht gegeben, da es Covid-Erkrankungen im Bereich unserer Mitarbeiter gab und damit verbunden Anordnungen zu Quarantänemaßnahmen, was insbesondere in den letzten sechs Monaten zu erheblichen Personalausfällen führte.“
Eckers allgemeines Fazit zur Belastung der Mitarbeiter lautet: „Die Pandemie dauert schon über ein Jahr. Deshalb sind unsere Mitarbeiter physisch und psychisch belastet, insbesondere hat die Belastung in den letzten sechs Monaten deutlich zugenommen. Auf beiden Intensivstationen sind 40 bis 50 Prozent der verfügbaren Intensivplätze mit beatmungspflichtigen Patienten belegt, die einen hohen Betreuungsaufwand bedürfen. Auf den Covid-Stationen versorgen wir durchschnittlich je sechs bis acht positive Patienten. Das ständige Tragen von persönlicher Schutzausrüstung ist für alle Bereiche eine zusätzliche Belastung.“ Man tue viel, so Ecker, um zur Entlastung beizutragen, etwa Personalaufstockung und Angebote zur psychologischen Unterstützung. Von der Politik wünscht sich Ecker für seine Mitarbeiter aber klarere Signale. „Wir sind technisch und materiell gut aufgestellt und haben bauliche beziehungsweise strukturelle Anpassungen für die Versorgung von Covid-Patienten vorgenommen. Was fehlt, sind die Aufwertung und Wertschätzung des Pflegeberufes sowie die finanzielle Absicherung und wirtschaftliche Sicherheit für die Krankenhäuser.“
Nicki Billig: „Wir haben derzeit acht Patienten auf der Covid-Station in Kirchen, zwei werden intensivmedizinisch betreut. Auf der normalen Station liegt die Kapazität bei acht bis zehn Patienten, auf der Intensivstation sind es sechs.“ Auch Billig hat die Beobachtung gemacht, dass die Patienten jünger werden, die Behandlung dafür länger dauert. „Es gibt zwar Ausreißer nach unten und oben, aber im Durchschnitt sind die Patienten, die jetzt eingeliefert werden, um die 60 Jahre. Im Schnitt liegt ein Patient derzeit etwa vier bis sechs Wochen auf der Intensivstation, auf der normalen Covid-Station, wo wir symptomatisch mit Sauerstoff und Medikamenten behandeln, sind es im Schnitt vier Wochen.“ Dass weniger Alte kommen, bringt auch Billig mit dem Impfen in Verbindung. „Alle, die derzeit aufgenommen werden mit einer Covid-Erkrankung sind nicht geimpft. Es gibt einige wenige, die sich nach einer Erstimpfung angesteckt haben, die Verläufe sind aber dann deutlich milder, mit vollständigem Impfschutz hatten wir noch keine Erkrankten. Das macht uns Mut und gibt unserem Personal auch die nötige Sicherheit für die Arbeit. Auch deshalb, weil die Mitarbeiter – soweit möglich – alle geimpft wurden. Dieser Schutz in Verbindung mit allen anderen ergriffenen Hygienemaßnahmen sorgt eben für weniger Ängste und damit auch für eine geringere, psychische Belastung.“
Die körperliche Belastung sei jedoch nach wie vor hoch, nicht zuletzt deshalb, weil es sehr anstrengend sei, den ganzen Tag in der nötigen Schutzkleidung zu arbeiten. Billig sieht da auch keine Entlastung etwa durch weniger Grippefälle. „Das hebt sich auf, auch dadurch, dass die Covid-Patienten viel länger auf der Station verbleiben.“ Gegenüber der Politik hat Billig keine großen Wünsche, eher gegenüber der Bevölkerung: „Ich würde mir wünschen, dass sich die Menschen mehr an die geltenden Vorgaben halten.“ Billig sieht vor allem im privaten Bereich das Problem der Ansteckung und das wiederum wirkt sich dann direkt auf die Arbeit seiner Mitarbeiter aus.
Von unserer Redakteurin Sonja Roos