Besonderes Fußballturnier begeistert Betzdorfer Kinder - Nachwuchs schon in EM-Stimmung
Ehemaliger Bundesligaprofi in Betzdorf: Mit viel Fair Play zur Integration
Vertreter der Schule und der Sparkasse sowie Bürgermeister Joachim Brenner freuen sich über die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen beim Fairplay-Tunier in der Turnhalle der Schule. Prominenter Botschafter der Veranstaltung war der ehemalige Fußballprofi René Tretschok (4. von links).
Claudia Geimer

Auf den ersten Blick schien das Betzdorfer Gymnasium ein ganz normales Fußballturnier auszurichten. Rund 200 Jungen und Mädchen tummelten sich in der Turnhalle. Der Aufwand, der für das Turnier betrieben wurde, war groß: Gleich drei Soccer-Courts waren aufgebaut, auf denen Mannschaften verschiedener Altersgruppen gegeneinander kickten. Die Schüler waren eifrig bei der Sache, und sie bejubelten jedes Tor. Aber: Es ging bei diesem besonderen Turnier nicht nur ums Gewinnen.

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Das betonte René Tretschok. Der ehemalige Bundesligaprofi von Borussia Dortmund ist das prominente Gesicht der Organisation „Unityed“ mit Sitz in Erfurt. Sie tourt durch ganz Deutschland und richtet an Schulen wie dem Gymnasium Soccerturniere aus. Und dabei geht es nicht nur um den Erfolg. „Es ist ein sozialpädagogisches Projekt. Wir verbinden Bildung, Bewegung und Sport“, sagte Tretschok. Konkret gehe es um den Fair-Play-Gedanken, um einen respektvollen Umgang miteinander „egal, ob jemand aus Deutschland, Syrien, der Ukraine oder sonst von wo herkommt“, erläuterte der prominente Botschafter.

Deswegen gab es bei dem Turnier nicht nur eine sportliche, sondern auch eine Wertung, bei der die fairsten Mannschaften der jeweiligen Altersgruppen ebenfalls zu den Gewinnern gehörten. Im Laufe eines Spiels, das drei Minuten dauerte, wurden Fouls und auch verbale Entgleisungen negativ bewertet und mit Punktabzügen in einer Fair-Play-Wertung geahndet. Konkret bedeutete das, dass die Spieler der 3er-Teams nach einer Partie an einem Tisch zusammenkamen und das Match in puncto Fairness bewerteten. „Wer von sich aus ein unfaires Verhalten einräumt, der bekommt nur einen Punkt abgezogen, ansonsten sind es zwei Zähler“, erläuterte Tretschok. Sport und vor allen Dingen auch der Fußball sei eine wunderbare Möglichkeit, Kindern und Jugendlichen beizubringen, „dass im Leben nicht nur das Ergebnis zählt, sondern das faire und respektvolle Miteinander“, so der 55-Jährige.

Wir als Schule sind sehr dankbar, dass die Kinder so viele Fähigkeiten aus dem Turnier mitnehmen können.

Direktorin Simone Kraft

Verstehen die Kinder die Botschaft? „Ich habe zunächst in stutzige Gesichter geschaut“, sagte Sportlehrer Andreas Krämer. Er war angetan von der Philosophie des Turniers. „Ich werde einige Elemente wie das gegenseitige Abklatschen in den Sportunterricht einbauen“, sagte der ehemalige erfolgreiche höherklassige Amateurfußballer. „Für die Schule ist diese Veranstaltung ein Gewinn“, zeigte sich auch Direktorin Simone Kraft begeistert. Auch sie ist dem Sport, dem Tischtennissport, zugewandt. „Wir als Schule sind sehr dankbar, dass die Kinder so viele Fähigkeiten aus dem Turnier mitnehmen können“, sagte sie.

Ähnlich äußerte sich Joachim Brenner, der frisch gewählte Bürgermeister der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain. Seine jüngsten Söhne kickten auch mit und seien begeistert. „Ich bin froh, dass die Organisation bei uns Stopp gemacht hat, mit Sport und in Verbindung mit Werten“, so Brenner. Er verwies auf die hohe Migrationsquote in der Verbandsgemeinde und dass der Sport wichtig sei für Integration, aber auch für Inklusion. „Mit Sport bekommt man viele“, ist auch Tretschok überzeugt.

Sparkasse stärkt den Rücken

Unterstützt bei der Ausrichtung der sozialpädagogischen Events wird die Organisation von den Sparkassen vor Ort. Mit Sascha Eckardt, Maik Rumpel und Jan Kowalsky waren drei Vertreter der Sparkasse Westerwald-Sieg bei dem Event vertreten. Wobei sich bei dem Treffen herausstellte: Rumpel und Tretschok kennen sich aus Jugendtagen im Osten der Republik.

Beide verbindet der Fußball – Rumpel ambitioniert auf Amateurebene. Sein alter Freunde René hat es als Profi im Vereinsfußball nach ganz oben geschafft. Der ehemalige Mittelfeldspieler mit Hang zur Offensive wurde mit Borussia Dortmund zweimal Deutscher Meister und Champions-League-Sieger. Schöne und unvergessliche Erfolge, aber für den Repräsentanten von „Unityed“, der in Potsdam lebt, zählten mittlerweile andere Dinge. „Es muss nicht immer die Nationalmannschaft sein. Die Basis ist viel wertvoller. Der Fußball ist ein gutes Vehikel, Jungen und Mädchen zusammenzubringen. Denn Sport ist so viel mehr“, betonte der ehemalige Profi, der auch als Jugendtrainer arbeitet und unter anderem bei Hertha BSC einen gewissen Robert Andrich unter seinen Fittichen hatte.

Weil wir einen guten Kader haben.

Der 16-jährige Joshua gibt sich optimistisch bezüglich der Chancen der Nationalmannschaft bei der EM.

Natürlich war auch die bevorstehende Fußballeuropameisterschaft Thema bei dem Turnier. Frankreich ist für Tretschok der Turnierfavorit. „Die deutsche Mannschaft“, sagte er ehrlich, „ist eine Wundertüte. Vom Ausscheiden in der Vorrunde bis zum Titel ist alles drin.“ Die Mädchen und Jungen in der Halle freuten sich auf die EM und waren optimistischer. Deutschland werde Europameister, „weil wir einen guten Kader haben“, meinte der 16-jährige Joshua, den sein Trikot als Gladbachfan auswies.

Auch der 14-jährige Ben, ebenfalls Anhänger der Fohlenelf, war optimistisch. „Wir haben Heimvorteil, und die Mannschaft ist in Form.“ Die elfjährige Zoe, der das Deutschlandtrikot bis über die Knie reichte, tippte dagegen auf Frankreich, traute aber der deutschen Elf immerhin das Halbfinale zu. Freundin Maja (13 Jahre), die beim TuS Weitefeld-Langenbach kickt, setzte auf die deutsche Mannschaft – „weil wir die Besten sind.“ Und die besten drei Mannschaften – in der sportlichen und der Fair-Play-Wertung – jeder Altersgruppe bei Jungen und Mädchen des Fair-Play-Turniers im Betzdorfer Gymnasium können zum Bundesfinale nach Berlin fahren.

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