Die Sonne strahlt an diesem Sonntag in Weitefeld über einem blauen, wolkenlosen Himmel, in den Bäumen kündigt das Zwitschern der Vögel den Frühling an. Doch sowohl am Tatort selbst als auch an den Ortsausfahrten lässt sich erahnen, was für eine fürchterliche Tat sich in den frühen Morgenstunden in einem Haus in der Gartenstraße/Ecke Waldwegereignet haben muss.
Drei leblose Menschen sind nach Informationen der Polizei in dem Haus aufgefunden worden. Laut Jürgen Fachinger, Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Koblenz, soll es sich um zwei männliche und eine weibliche Person handeln. Auf Nachfrage spricht Fachinger von Hinweisen auf Stich- und Schusswaffen, ohne dass die bislang konkret mit der Tat in Verbindung gebracht werden können. Über das genaue Alter der drei Menschen könne er noch keine Angaben machen, es liege aber nahe, dass die Tat im familiären Umfeld stattgefunden hat. Laut Karl-Heinz Keßler, Ortsbürgermeister von Weitefeld, handelt es sich um eine Frau, einen Mann und einen Jugendlichen.

Er zeigt sich erschüttert über die Tat. „Es ist schlimm“, sagt er unserer Zeitung. Über die Opfer gibt Keßler an, dass sie bereits länger im Ort gewohnt haben. Er selbst sei kurz vor 5 Uhr von der Koblenzer Polizei angerufen worden. Für das Spezialeinsatzkommando sollte die Schule geöffnet werden. „Dann ging das peu à peu weiter“, so der Ortsbürgermeister. Weitefeld ist eine traditionell sehr christlich geprägte Gemeinde. So geht Keßler davon aus, dass die Gottesdienste bereits ab Montag entsprechend umfunktioniert werden – dass man auch auf diese Weise die tragischen Ereignisse verarbeiten wolle.
Helmut Stühn, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf, der auch vor Ort ist, zeigt sich ebenfalls bestürzt über die Tat. Er habe noch keine Möglichkeit gehabt, mit den Nachbarn zu reden, doch es handele sich um eine schreckliche Tat, die sicher für große Betroffenheit sorge. Bislang seien die Täterschaft und die Hintergründe noch nicht geklärt. „Ich hoffe, dass die polizeiliche Arbeit schnell dazu beiträgt, dass wir Klarheit bekommen“, so Stühn. Laut ihm habe es eine solche Tat zu seinen Lebzeiten in der Verbandsgemeinde nicht gegeben.

Die Bluttat in Weitefeld hält auch die ehrenamtlichen Helfer des Tierschutzvereins Kreis Altenkirchen in Atem. Wie uns Schriftführerin Amneris Bürschel auf Nachfrage berichtet, habe man bereits in den frühen Morgenstunden ein paar Sicherheitsmaßnahmen in der Tierauffangstation getroffen. Die befindet sich direkt bei Weitefeld. Die Katzen werden dort heute nur mit dem Nötigsten versorgt, um kein Risiko für die Helfer einzugehen. „Die Angst ist da“, sagt Bürschel mit Blick auf die Ehrenamtlichen und die laufende Fahndung. „Es ist katastrophal und erschreckend“, dass eine solche Tat im beschaulichen Weitefeld passiert sei.
So viele Pressevertreter auf einmal dürfte die Gemeinde auch noch nie gesehen haben. Und selbst die müssen am frühen Vormittag am Ortseingang warten. Die Tat liegt erst wenige Stunden zurück, und die Polizei achtet noch sehr genau darauf, wer den Ort verlässt. Hinein kommt erst einmal niemand. Gegen 9 Uhr können die Medien von Süden über Langenbach in den Ort einfahren und werden zum Dorfgemeinschaftsort gelotst. Dort wird ein provisorischer Treffpunkt für alle Journalisten eingerichtet. Der große Saal des erst vor gut einem Jahr eingeweihten neuen Dorfgemeinschaftshauses kommt dafür nicht infrage. Dort habe gestern Abend eine Feier stattgefunden, sagt Ortsbürgermeister Keßler. So wird schnell im kleinen Sitzungssaal auf der anderen Seite des Gebäudes für die Pressevertreter Ordnung geschaffen. Und dann beginnt sowohl für Kessler als auch für Stühn und den Polizeisprecher ein Interviewmarathon.

Als alle Interviews gegeben und die Notizblöcke mit den wichtigsten Informationen gefüllt sind, heißt es für die Pressevertreter nochmals warten. Denn frei im Ort bewegen sollen sich die Journalisten nicht. So dauerte es noch mal mehr als eine Stunde bis die Freigabe kommt, dass sie in einer Kolonne, angeführt von einem Polizeiauto, zum Tatort geführt werden. Weitefeld wirkt dabei wie ausgestorben. Kein Mensch ist draußen zu sehen. Die Bewohner halten sich an die Anweisungen der Polizei, ihre Häuser vorerst nicht zu verlassen.
Zum Täter kann die Polizei auch am Nachmittag noch nichts Genaues sagen. „Um 3.45 Uhr sind die Kollegen informiert worden“, sagt Jürgen Fachinger, Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Koblenz. Als die Einsatzkräfte in den frühen Morgenstunden am Tatort eingetroffen sind, solle eine Person – ob männlich oder weiblich sei nicht sicher – sich von dem Tatort entfernt haben. Deshalb hatte die Polizei die Ortsausfahrten mit Polizeiwagen gesperrt und in den Morgenstunden jeden kontrolliert, der in und aus dem Ort gekommen ist. Zudem ist ein Hubschrauber im Einsatz, der über mehrere Stunden über dem Ort kreiste.

Weitefeld steht unter Schock
Die Fahndung läuft weiter. Ein Mensch soll sich noch auf der Flucht befinden. Derweil gehen die Ermittlungen nach der Gewalttat in Weitefeld weiter.
Bis in den Nachmittag ging eine Warnung an die Bevölkerung in Weitefeld raus, ihre Häuser vorerst nicht zu verlassen, so Fachinger weiter. Zu Beginn ist nicht klar gewesen, ob die flüchtige Person bewaffnet ist. Nach mehreren Stunden ging die Polizei aber davon aus, dass keine Gefahr für Anwohner besteht. Genauere Angaben zur Tat und dem Beziehungsverhältnis des Täters zu den Opfern könne Fachinger am Sonntag noch nicht machen.
Leichen werden nach Mainz gebracht
Die Polizei gibt in einer Pressemitteilung an, dass die Hintergründe der Tat Bestandteil der mit Hochdruck durchgeführten Ermittlungen der Kriminalpolizei Koblenz seien. Die Leichen werden in der Regel zur Rechtsmedizin nach Mainz gebracht. Wenn die Polizei ihre Arbeit getan hat, wird das Haus versiegelt. Es könne aber auch sein, dass noch in den kommenden Tagen weitere Untersuchungen am Tatort stattfinden, sagt Fachinger unserer Zeitung.
Bezüglich der Tat hat die Polizei ein Hinweistelefon eingerichtet. Unter der Nummer 0261/92156390 nimmt die Kriminalpolizei weitere Hinweise und Beobachtungen zu der Tat entgegen.