Da sich die Auszählung der Stimmen im Wahlkreis länger hinzog, als ursprünglich erwartet, beziehen sich die folgenden Ergebnisse auf schon sehr verlässliche Zahlen, die sich aber nach Redaktionsschluss noch geringfügig ändern können.
Mit 42,7 Prozent der Erststimmen hat der 61-jährige Rüddel auch für die kommenden vier Jahre das Mandat aus seinem Wahlkreis erhalten. Damit lag er 4,2 Punkte unter den 46,9 Prozent, mit denen der Windhagener 2013 den Sprung nach Berlin schaffte. Der Abwärtstrend, den die Union im Bund hinnehmen musste, blieb auch Rüddel nicht erspart.
Ein beachtliches Ergebnis konnte der SPD-Direktkandidat Martin Diedenhofen einfahren. Zwar blieb auch er deutlich unter den 37,3 Prozent, die Sabine Bätzing-Lichtenthäler vor vier Jahren erzielte. Aber 28,9 Prozent der Erststimmen hätte dem 22-Jährigen aus Erpel, der erst 2014 in die SPD eingetreten ist, wohl längst nicht jeder zugetraut. Es war wohl der frische und eher unkonventionelle Wahlkampf, mit dem der Politneuling Wähler überzeugen konnte. Auch wenn er einen Einzug ins Parlament über die Landesliste verpasste, kann er den Kopf doch ein Stück höher tragen als so mancher gestern Abend im Willy-Brandt-Haus, wo die Genossen ihr schwärzestes Wahlergebnis im Bund verkraften musste.
Nicht nur die FDP ist nach vier Jahren Pause wieder im Bundestag vertreten: Mit Sandra Weeser wird auch wieder eine heimische Liberale die parlamentarische Arbeit in der Hauptstadt aufnehmen. Zuletzt war dies Elke Hoff 2009 vergönnt. Mit 6,1 Prozent der Erststimmen konnte Weeser ihr Ergebnis von 2,3 Prozent aus dem Jahr 2013 zwar deutlich steigern, blieb aber ebenso klar hinter dem Resultat zurück, dass die Liberalen im Bund und auch in Rheinland-Pfalz verbuchen konnten.
Ebenfalls im nächsten Deutschen Bundestag ist der AfD-Direktkandidat Andreas Bleck vertreten. Für die Partei, die vor vier Jahren noch keinen Direktbewerber aufgestellt hatte, holte er auf Anhieb ein fast zweistelliges Ergebnis der Erststimmen.
Sein Ergebnis im Wahlkreis Neuwied konnte auch der Linken-Bewerber Jochen Bülow steigern. Kam er 2013 noch auf 4,5 Prozent der Erststimmen, übersprang er diesmal mit 5,4 Prozent seine „persönliche“ 5-Prozent-Hürde. Für einen Einzug ins Parlament reichte dies aber dennoch nicht aus.
Nach dem Wahlsieg gönnt sich Erwin Rüddel (links) erst mal ein kühles Bier.
Damit hatte Anna Neuhof, Direktkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, erst gar nicht gerechnet. Sie ging mit dem politischen „Erbe“ von 4,0 Prozent einer Elisabeth Bröskamp in diesen Wahlkampf und kam mit 5,3 Prozent aus dem Rennen um die Wählerstimmen heraus.
Für zwei weitere Direktkandidaten blieben die Erststimmen-Ergebnisse deutlich dahinter. Sascha Müller, der für die Freien Wähler ins Rennen ging, erreichte mit 1,9 Prozent in etwa das Ergebnis, dass auch Oliver Weihrauch vor vier Jahren verbuchen konnte. Johann-Albrecht Rommel, der für die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands angetreten war, aber so gut wie gar nicht im Wahlkreis wahrgenommen wurde, bekam mit 0,1 Prozent der Erststimmen die Quittung.
Blickt man auf die Zweitstimmen, so kamen die beiden großen Parteien in den Landkreisen Altenkirchen und Neuwied nicht an das Ergebnis ihrer Direktbewerber heran. Die Christdemokraten, vor vier Jahren noch mit 45,6 Prozent gesegnet, rutschten fast 9 Prozentpunkte hinter dieses Ergebnis zurück. Nicht ganz so krass war der Abfall bei den Sozialdemokraten. Aber auch hier fehlten diesmal fast 3 Punkte an den 28,6 Prozent, die die Genossen noch 2013 für sich verbuchen konnten.
Während die AfD nicht nur im Bund, sondern auch im Wahlkreis 197 drittstärkste Kraft wurde (mit 11,1 Prozent steigerte die Partei ihr 2013er-Ergebnis um mehr als das Doppelte), gehörte vor allem die FDP bei den Zweitstimmen zu den Gewinnern. 4,7 Prozent waren es beim Urnengang vor vier Jahren, diesmal kratzte man mit 9,9 Prozent an einem zweistelligen Ergebnis, das der Partei im Bund vergönnt war. Die Grünen pendelten sich mit ihrem aktuellen Ergebnissen in etwa auf dem Niveau aus dem Jahr 2013 ein. 6,0 Prozent der Wähler gaben der Ökopartei diesmal ihre Stimme, vor vier Jahren waren es 6,2 Prozent. Die Linken konnten im Vergleich dazu etwas zulegen und steigerten die 5,2 bei der vorangegangenen Bundestagswahl auf 6,5 Prozent.
Von den kleinen Parteien schafften kurz vor Ende der Auszählung lediglich die Freien Wähler den Sprung über die 1-Prozent-Hürde. 1,1 Prozent wurden für sie gezählt, die „Partei“ landete bei 0,9 Prozent. Die Piraten, die vor vier Jahren mit Peter König sogar noch einen Direktbewerber ins Rennen geschickt hatten und damals auf 1,9 Prozent kamen, landeten diesmal bei 0,4 Prozent und damit in der politischen Bedeutungslosigkeit. Dort finden sich auch die NPD (0,3 Prozent), die ÖDP und die V-Partei (jeweils 0,2 Prozent) sowie die MLPD (0,1 Prozent) wieder. Insgesamt konnten sich die Wähler im Wahlkreis Neuwied zwischen 14 Parteien und Gruppierungen entscheiden.