Den Auftakt der gut zweistündigen Sendung (die übrigens noch bis Mittwochabend gratis unter www.kulturwerk-live.de zu sehen ist) bildete eine Videobotschaft des Altenkirchener Landrats Peter Enders. Er gratulierte auch im Namen seiner Kollegen aus Montabaur und Neuwied zu „20 Jahre ww-lit“. Sein Dank galt allen Machern vor und hinter den Kulissen, stellvertretend nannte er die Programmleiterin Maria Bastian-Erll. In seinen Dank schloss er auch Sponsoren, Autoren und das treue Publikum dieser „erfolgreichen interkommunalen Veranstaltungsreihe“ ein. Der Mainzer Kulturminister Konrad Wolf stellte das Literaturfestival und seinen anregenden Charakter in den Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Wolf lobte den unermüdlichen Einsatz der Kulturszene, hob die regionale Initiative „Wir Westerwälder“ hervor und wünschte den Zuschauern „ein kluges und unterhaltsames Gespräch“.
Damit lag er goldrichtig, wie sich im Dialog der beiden bekannten Autoren Mariana Leky und Hanns-Josef Ortheil schnell zeigte. Beide sind in Köln aufgewachsen, kennen sich gut und haben eine Beziehung zum Westerwald. Bevor jedoch die „Nordlichter“ erstrahlten, blickte Ortheil mit ein wenig Stolz auf die von ihm begonnenen und stets aktiv begleiteten Literaturtage zurück, die sich binnen 20 Jahren zum größten Festival seiner Art in Rheinland-Pfalz entwickelt haben.
Kurzweilig knüpften Leky und Ortheil sodann an ihr „Heimaten“-Gespräch bei den Literaturtagen 2019 an. Diesmal jedoch drehte sich alles um Bücher und Geschichten aus dem hohen Norden, zumeist Reise- und Entdeckungsbücher aus vergangenen Tagen. Da spannte sich der Bogen von der Serbin Isidora Sekulic (Briefe aus Norwegen, 1913) über den Philosophen Ludwig Wittgenstein (Tagebücher, ebenfalls 1913) bis zu Sigrid Damms Erfahrungen in Lappland (Wandern – ein stiller Rausch, 2020). Wer also skandinavische Literatur bisher nur mit den Kinderbüchern von Astrid Lindgren und Selma Lagerlöf verknüpfte, der erkannte rasch, dass es noch viel mehr zu entdecken gibt. Freilich wollen auch Klischees bedient werden, etwa „die Hütte am See“ (unter anderem beschrieben von Knut Hamsun), mythische Fabelwesen (Johan Egerkrans) und natürlich ist auch Astrid Lindgrens Frühwerk wegweisend.
Zusätzlich aufgelockert wurde das entspannte Literatur-Gespräch durch musikalische Einspieler (der rasend schnelle Kobold Puck von Edvard Grieg) und durch fantasiereiche Bildbetrachtungen. Zum Schluss dankte Maria Bastian-Erll für diese „ungewöhnliche Eröffnung“ und verwies auf die rund 30 noch folgenden Veranstaltungen in diesem Jahr. Im Buchladen in Wissen sind signierte Bücher von Mariana Leky und Hanns-Josef Ortheil erhältlich.
Von unserem Redakteur Elmar Hering