An jedem dritten Sonntag im Monat sowie dienstags und donnerstags kann man die 150 Fotos umfassende Ausstellung des Fördervereins Bismarckturm nun besichtigen.
„Oh, daran erinnere ich mich noch gut“ oder „Wo war das noch mal?“ war schon bei der Ausstellungseröffnung immer wieder zu hören, denn die Fotos erzählen die Geschichte und Entwicklung der Straße in den vergangenen 120 Jahren. „Wir freuen uns, dass wir nach siebenmonatiger Pause wieder öffnen können“, sagte Uli Stope. Der Vorsitzende des Fördervereins stand zusammen mit seinem Stellvertreter, Wolfgang Becker, und weiteren Vereinsmitgliedern Rede und Antwort. Seit fünf Jahren veranstaltet der 100 Mitglieder starke Verein nun schon Fotoausstellungen in dem Haus, das einst direkt an der Stadtmauer stand. An 100 Tagen im Jahr präsentieren die Vereinsmitglieder die Fotos aus dem Archiv des Heimatforschers Manfred Herrmann. „20.000 Fotos hat er uns zur Verfügung gestellt. Sie sind alle digitalisiert“, erzählte Stope. Aus diesen suchen die aktiven Vereinsmitglieder, die jeweils mindestens zu zweit an Ort und Stelle sind, die historischen Fotos thematisch aus. „Nächstes Jahr machen wir etwas über unsere jüdischen Mitbürger“, kündigte Becker mit Blick auf den ersten von 19 geplanten Stolpersteinen an. Der erste soll im September vor dem „Historischen Quartier“ verlegt werden und an Ruth Löwenberg erinnern, die hier lebte und arbeitete.
Weitere Motive aus der Wilhelmstraße erinnern an schöne und traurige Zeiten. Ein Postkartenmotiv aus dem Jahr 1938 zeigt sie als hübsches gepflastertes Gässchen mit der „Privilegierten Apotheke“ und der Gaststätte „Zur guten Quelle“. Ein anderes Foto zeigt die Zerstörungen nach den Bombenangriffen 1945. Auch einstige jüdische Kaufhäuser sowie die alte Mühle der Gebrüder Hassel in der Mühlenstraße und deren Brand im Jahr 1959 sind interessante Motive.
Ebenso das Gerichtsgebäude, in dem der berühmte General Marceau starb, ist mehrfach auf den Fotos abgebildet. Neuere Motive zeigen spielende Kinder auf dem inzwischen schon wieder abgerissenen Mühlensteinbrunnen aus den 1980er-Jahren. Dem Brand von 1893 jedenfalls waren 59 Wohn- und Geschäftshäuser, 33 Nebengebäude und die evangelische Kirche zum Opfer gefallen. Dokumentiert hatte die Katastrophe Karl Käppele senior, der 1890 sein Atelier in der Unterstadt eröffnet hatte. Kurz nach dem Brand brachte er eine Serie heraus, die ihm neben einem finanziellen Gewinn auch viel Ruhm einbrachte.