Musik dringt aus der Mehrzweckhalle in Dermbach. Die jungen Damen der Tanzgruppe des VfL Dermbach trainieren. Nein, nicht für das Dorfjubiläum, sondern für den Karneval, erzählen sie fröhlich. Der Karneval – na klar, ist aus Herdorf und natürlich auch aus dem Vorort Dermbach nicht wegzudenken. Doch tatsächlich rückt im September zunächst ein anderes großes Ereignis in den Fokus: Denn Dermbach feiert mit einem Jubiläumswochenende vom 13. bis 14. September sein 675-jähriges Bestehen.
Für die Organisation haben sich fünf Vereine zusammengetan und Vertreter geschickt, um das Programm vorzustellen: Willi Eisel (Geschäftsführer Gesangverein Liedertafel – der älteste Verein im Dorf), Christof Stinner (Vorsitzender VfL Dermbach), Julian Lück (Beisitzer im Vorstand Heimatverein), Julia Euteneuer (Vorsitzende Förderverein Feuerwehr) und Johannes Patt (Vorstand Finanzen Musikverein). Bei der Präsentation mit dabei sind Bürgermeister Uwe Geisinger und Schirmherr Dirk Eickhoff.

Fünf Vereine ziehen an einem Strang, dieser Zusammenhalt zeichne Dermbach aus, sagen die Organisatoren. „Wir haben ein gutes Miteinander“, sagt Patt. So werden auch der Karneval und das Weihnachtstreiben gemeinsam veranstaltet und eben auch das Ortsjubiläum.
Die frühe Besiedlung des Tales erfolgte durch die Kelten. Erstmals urkundlich erwähnt wird Dermbach wohl im Jahre 1350. Damals wurde die Existenz eines Ritters Johann von Doerenbach, der wahrscheinlich in Dermbach Eigentum besaß und hier Eisenerz verarbeitete, dokumentiert – ganz gesichert ist dies allerdings nicht., vermerkt die digitalisierte Chronik.
Jahrhunderte lang gab es keine Änderungen in der hiesigen Wirtschaftsstruktur. Die Eisenerzgewinnung und Verhüttung stellte zusammen mit der Haubergswirtschaft die einzigen Erwerbsgrundlagen dar. Ackerbau und Viehwirtschaft wurden nebenbei betrieben, während es Handwerksbetriebe nur vereinzelt gab. Um 1600 existierten in Dermbach elf „Räuche“, also steuerpflichtige Häuser. Der 30-jährige Krieg (1614-1648) bedeutete einen Einschnitt in der Geschichte Dermbachs, in dem fast alle bestehenden Wohnhäuser zerstört wurden.

1840 zählte man 20 Häuser mit 151 Einwohnern. Die Ursache für das verhaltene Wachstum lag in der begrenzten landwirtschaftlich nutzbaren Fläche, die nur die Versorgung einer begrenzten Anzahl von Menschen sicherstellen konnte. Mit der Fertigstellung der Eisenbahnstrecke von Herdorf nach Wissen 1862 und der damit geschaffenen Verbindung über Köln-Deutz mit den Kohleabbaugebieten im Ruhrgebiet nahm die wirtschaftliche Entwicklung Dermbachs und Herdorfs eine entscheidende Wende.
Zu einer gewissen Berühmtheit ist wegen seiner Einmaligkeit das Erzvorkommen im Hollerter-Gang-Zug gelangt. Dieser Gangzug berührt auch Dermbacher Gebiet. Immerhin hat es sich der berühmte Naturforscher Alexander von Humboldt nicht nehmen lassen, Dermbach zu besuchen und die Gruben und Stollen des Hollerter-Gang-Zuges zu besichtigen. Ihm zu Ehren wurde eine Grube „Alexander“ genannt, auch ein Alexander-Stollen trägt seinen Namen.
Nachzulesen ist die Jahreszahl 1350 auf einem Gedenkstein beim Dorfkreuz, der zur 650-Jahr-Feier errichtet wurde. Dieses Jubiläum, erinnert sich Eisel, feierte der Ort in einem Festzelt und mit einem mittelalterlichen Markt, wo Gewerke vorgeführt wurden und eine Münze geprägt wurde.

Das neuerliche Dorfjubiläum „675 Jahre“ feiern die Dermbacher und Gäste zunächst mit einer Party, die am Samstag, 13. September, 19.30 Uhr (Einlass: 18.30 Uhr), in der Mehrzweckhalle über die Bühne gehen wird. Nach der Eröffnung mit einem offiziellen Fassanstich wird die Band Kölsch Gedäh aus dem Siegerland für Stimmung sorgen. Im Anschluss legt DJ Nico auf.
Am Sonntag, 14. September, trifft sich die Dorfgemeinschaft ab 11 Uhr zu einem Familientag rund um die Halle, mit Spiel und Spaß für die Kinder, Mitmachaktionen und Präsentationen der Ortsvereine. Abgerundet werden die Feierlichkeiten zum 675-jährigen Bestehen mit einem Dank- und Festgottesdienst am Sonntag, 21. September, 9.30 Uhr, in der Kirche St. Josef, das Wahrzeichen des Ortes, eingeweiht 1902.
Das Jubiläum in einem größeren Rahmen zu feiern, stand für die Vereine außer Frage. „Das ist wichtig für die Dorfgemeinschaft, so Jubiläen erlebt man nicht viele“, meint Patt. Wie erlebt der neue Bürgermeister Geisinger diese Dorfgemeinschaft? „Als sehr aktive Gemeinschaft, mit vielen Veranstaltungen und Festivitäten“, lautet die Antwort. Er habe sich bereits bei den Vereinen im Ort vorgestellt und das erste Mal als Bürgermeister auch den Karneval in Dermbach mitgefeiert, erzählt Geisinger, von Hauses aus bekanntlich ein ausgewiesener Herdorder Karnevalist und Bockordenträger.
Anfang Juli beginnt der Vorverkauf
Orden werden bei den Jubiläumsfeierlichkeiten nicht verliehen, dafür werden die rund 850 Einwohner mit Ortsvorsteher Berthold Buchen an der Spitze ordentlich feiern und Spaß haben – das hoffen jedenfalls die Verantwortlichen. Der Ortsvorsteher sei ebenfalls sehr aktiv, wenn es um die Belange des Dorfes gehe, sagt Geisinger. „Er trägt sehr viele Themen ins Rathaus.“ Zusammen könne man eben mehr erreichen. Christof Stinner nennt als Beispiel den benachbarten Spielplatz, der in Eigenleistung hergerichtet worden sei. Tatsächlich macht der Spielplatz unweit der Halle einen tadellosen Eindruck. Die Mehrzweckhalle ist „die gute Stube des Ortes“, das „Wohnzimmer“, wie Schirmherr Eickhoff ergänzt. Die Halle verfügt über eine Bühne, wo man – da sind die Organisatoren sich einig: „einen schönen Abend verbringen kann.“ Der Vorverkauf für die Jubiläumsparty beginnt am 2. Juli. Karten für 12 Euro gibt es bei den oben genannten Vereinsvertretern.