Seit der Gründung konnte das Ehepaar schon mehr als 300 Gegenstände neu aufbereiten und somit vor dem Wegwerfen bewahren. Jeden Montag, pünktlich um kurz nach 15 Uhr, erscheinen die ersten Gäste im Reparatur-Café in Hof, um gemütlich zusammenzusitzen, Kaffee zu trinken, Kuchen zu essen und bei dieser Gelegenheit, auch gleich ihre kaputten Elektrogeräte mitzubringen und reparieren zu lassen. Ganz hoch im Kurs sind Kaffeevollautomaten und Akkustaubsauger. Dabei läuft der Reparaturservice so ab, dass jeder, der ein kaputtes Gerät mitbringt, einen Zettel mit Daten über die eigene Person sowie das zu reparierende Gerät ausfüllen muss. Sobald Ulrich Diez das Gerät wieder aufbereitet hat, wird der Kunde benachrichtigt und kann es sich abholen.
Gezahlt wird hier nur für die kulinarische Verpflegung
Der Techniker im Ruhestand fängt während des laufenden Betriebs im Café an, die Dinge an seiner Werkbank zu reparieren, und beendet die Arbeiten an den folgenden Tagen. Bis zur nächsten Öffnung am Montag sind die Gegenstände meistens fertig. Da der 72-Jährige selbst die Räume gemietet hat, in denen das Café angesiedelt ist, können die nötigen Werkzeuge für die Reparaturen immer dort verbleiben, ohne dass sie weggeräumt werden müssen.
„Die einzigen Kosten, die unsere Kunden zu tragen haben, sind die Preise für die kulinarische Verpflegung während ihrer Zeit im Café sowie die Kosten für die Ersatzteile. Für meine geleistete Arbeitszeit dürfen sie eine Spende abgeben, wenn sie wollen“, erklärt Diez. Da die Einrichtung immer montags von 15 bis 20 Uhr geöffnet hat, bietet das Ehepaar den Besuchern auch ein kleines Abendessen an, meistens bestehend aus einer Suppe oder einem Salat. „Hier ist es toll zu sehen, dass sich unsere Kunden auch beteiligen. Viele bringen auch ab und zu einen Kuchen oder einen Salat mit, sodass ich allein nicht so viel Arbeit habe“, berichtet die Ehefrau von Diez, die sich mit ihrem selbst gemachten Essen um das leibliche Wohl der Besucher kümmert.
Die Erfolgsquote bei den Reparaturen ist erfreulich hoch
„Wir haben eine Erfolgsquote von 80 bis 90 Prozent an gelungenen Reparaturen zu verzeichnen“, freut sich der 72-Jährige. Man habe außerdem viele Stammkunden, die oft auch nur zum Kaffeetrinken und gemütlichen Zusammensein vorbeikämen, aber eben auch immer wieder neue Klienten, die ihre kaputten Geräte mitbringen würden, sagt der Techniker.
Da manche Reparaturen sehr zeitaufwendig sind und Diez nur zwei Helfer hat, die aufgrund ihrer Berufstätigkeit jedoch unregelmäßig kommen, musste er die Grundidee, die Kunden ihre Sachen mit seiner Hilfe selbst reparieren zu lassen, verwerfen. Deswegen ist zusätzliche Hilfe immer willkommen. Das Ehepaar würde sich außerdem freuen, wenn mehr jüngere Menschen den Weg in das Reparatur-Café finden würden, da der größte Teil der bisherigen Kunden eher älterer Natur ist.
Doch nicht nur in Hof, sondern auch in anderen Gemeinden gibt es ein Reparatur-Café. Für den Westerwaldkreis ist hier noch eine Einrichtung in Montabaur zu nennen. Die Gruppe der „Technik Werkstatt“ wurde bereits im Jahr 2015 gegründet und besteht aus zehn Mitgliedern, darunter Fachkräfte unterschiedlichen Alters. Ansässig im Haus der Jugend (HdJ) in Montabaur, öffnet die Initiative immer am ersten Mittwoch jeden Monats, von 16 bis 19 Uhr, ihre Pforten. Für die kulinarische Verpflegung (Kaffee und Kuchen) während der Reparaturzeit arbeitet das Team der „Technik Werkstatt“ mit dem Team des Hauses der Jugend zusammen.
Von Haushaltsgeräten über Gartenwerkzeug bis hin zu Fahrrädern
Die Einrichtung folgt zwar auch der Idee, die Geräte zusammen mit den Klienten zu reparieren, dies sei aber leider nicht so einfach, da die Besucher oft wenig Zeit hätten und sich nicht lange aufhalten wollten, berichtet Jürgen Kronjäger vom Team des Reparatur-Cafés. „Wir arbeiten ehrenamtlich, nehmen aber auch gern Spenden an, von denen wir einen Teil an das HdJ weitergeben. Kosten entstehen uns für Kleinteile und Verbrauchsmaterial. Ersatzteile werden von den Besuchern beschafft“, sagt Kronjäger. Die am meisten reparierten Geräte sind in Montabaur Haushaltsgeräte, Gartenwerkzeuge, Audio- und Videogeräte sowie Fahrräder.
Auch im angrenzenden Kreis Altenkirchen spielt das Thema „Nachhaltigkeit“ eine große Rolle. Das Reparatur-Café in Wissen wurde Ende 2018 gegründet. Unterstützt wird es von der Ehrenamtsbörse der Verbandsgemeinde Wissen. Geöffnet hat es jeden zweiten Mittwoch im Monat, immer von 14 bis 18 Uhr, in den Räumen des Kulturwerks Wissen. Anders als in Hof, wird die Institution nicht von einer Einzelperson geführt, sondern dort sind insgesamt zehn ehrenamtliche Mitarbeiter im Rentenalter (Diplom-Ingenieure, Techniker, Elektriker ) im Einsatz.
„Wenn die Besucher ihre kaputten Geräte bringen, werden sie auch immer aufgefordert, sich die Arbeiten anzusehen und somit auch ,Hilfe zur Selbsthilfe' zu erlernen“, verrät Hermann Stausberg, Teamsprecher des Reparatur-Cafés Wisserland. Während der Reparaturzeit werden die Klienten mit kostenlosen Getränken und Kuchen versorgt. Da die Initiative, ebenso wie in Montabaur, nur einmal im Monat tagt, werden die Geräte ausschließlich während der vierstündigen Öffnungszeit wieder in Schuss gebracht.
Repariert werden vorrangig Kleingeräte, wie Küchenmaschinen, Nähmaschinen, Lampen, Drucker, Staubsauger, Radios, aber auch Heckenscheren und Rasentrimmer. Allein die Ersatzteile müssen von den Kunden bezahlt werden. Oft würden jedoch auch Spenden als Dank für die geleistete Arbeit abgegeben, berichtet Stausberg.
Wegen der hohen Nachfrage ist eine Anmeldung erforderlich
In der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain gibt es seit 2017 ein Reparatur-Café. Es hat einmal im Monat, immer am zweiten Samstag, ebenfalls von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Aufgrund hoher Nachfrage vergibt die Einrichtung nur noch Termine nach telefonischer Voranmeldung. Das Reparaturteam besteht aus acht ehrenamtlichen Spezialisten (Techniker, Meister und Ingenieure). Sie tragen alle Kosten, auch die Kosten der Ersatzteile, selbst. Die Klienten können allerdings auch hier einen freiwilligen Obolus hinterlassen. Die Räumlichkeiten werden den Experten im Pfarr- und Gemeindezentrum in Kausen kostenfrei für vier Stunden im Monat zur Verfügung gestellt.
Auch hier bestimme das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ die Arbeit, wie Manfred Ebener vom Team des Cafés angibt. Unter den meist reparierten Gegenständen sind beispielsweise Küchengeräte, Lampen, Staubsauger, Bügeleisen, Heckenscheren, aber auch Waffeleisen, Aktenvernichter und Laubsauger. Aufgrund harter Auflagen vonseiten des Gesundheitsamtes bietet die Initiative jedoch keine kulinarische Verpflegung während der Reparaturzeit mehr an.