Dreifachmord am Sonntag
Der Tag danach: Weitefeld ist unter Schock
Weiterhin ist das Anwesen, in dem der Dreifachmord geschehen ist, weiträumig abgesperrt.
Thomas Leurs

Ein idyllisches Westerwalddorf steht still: Nach dem gewaltsamen Tod von drei Menschen in Weitefeld sitzt der Schock tief. Viele Bewohner sind verunsichert, da der Täter weiterhin auf der Flucht ist. Die Polizei teilt konkrete Daten zum Täter mit.

Auch am Montag ist es weiter still in Weitefeld. Nicht viele Menschen sind draußen, das einzige, was sich regelmäßig durch den Ort bewegt, sind die Verkehrsfahrzeuge. Das Wetter ist dabei unverändert warm und frühlingshaft. Doch die Stimmung im Ort ist betrübt, wie man in der örtlichen Bäckerei erfährt. Denn der Täter der Bluttat, bei dem drei Menschen gestorben sind, ist immer noch nicht gefasst. Am Nachmittag gibt die Polizei konkrete Informationen zum Täter heraus (siehe Infokasten).

Auch wenn die Lage in Weitefeld sich erstmal wieder beruhigt hat, sind die Folgen der Tat für die Weitefelder noch lange nicht ausgestanden. Das sagt der Ortsbürgermeister von Weitefeldunserer Zeitung am Telefon. „Die Stimmung in Weitefeld ist gedämpft“, so Karl-Heinz Keßler. Teilweise auch ängstlich, da der Täter noch nicht gefasst sei. Zudem kursieren unterschiedliche Varianten über die Tat. „Keiner weiß genau, was passiert ist“, so Keßler. Die Opfer seien im Dorf nicht sehr bekannt gewesen.

Kita und Grundschule sind weiter geöffnet

Da der Täter immer noch gesucht wird, machen sich Eltern Sorgen, ob sie ihre Kinder in die Grundschule beziehungsweise in den Kindergarten in Weitefeld bringen können. Ortsbürgermeister Keßler sagt dazu, dass es den Eltern freigestellt ist, ob sie ihr Kind in die Einrichtungen schicken wollen oder nicht. Einige Eltern haben ihre Kinder mit dem Auto bis zur Schule gebracht, selbst wenn diese auch fußläufig erreichbar ist.

In der Nacht auf Montag sei noch mal ein Hubschrauber über Weitefeld geflogen, wie Karl-Heinz Keßler unserer Zeitung berichtet. Auch sind im Ort weiterhin Polizeiwagen unterwegs. Die Suche nach dem Täter ist noch nicht abgeschlossen.

„Wir haben hier ein idyllisches Dorf und dann sind auf einen Schlag drei Menschen tot.“
78-jährige Seniorin aus Weitefeld

„Es ist deprimierend und traurig“, sagt ein 81-jähriger Weitefelder unserer Zeitung, der gerade mit seiner Frau bei der Gartenarbeit ist. Um 5.30 Uhr morgens hätte der Hubschrauber die beiden geweckt. Auf Anweisung der Polizei seien sie bis in den Nachmittag in ihrem Haus geblieben. „Wir hatten an dem Tag ohnehin nichts geplant“, so der 81-Jährige. Für ihn sei die Tat nur schwer vorstellbar. Vor allem, dass so etwas in Weitefeld passieren konnte. „Man kennt das ja nur von woanders“, so der Rentner. Über die Familie, die dem Täter zum Opfer gefallen ist, weiß das Paar nicht viel. „Sie war nicht auffällig im Ort“, sagt die 78-jährige Ehefrau. „Die meisten Leute hier kannten sie auch gar nicht.“ Ihr tue das aber unfassbar leid. „Wir haben hier ein idyllisches Dorf und dann sind auf einen Schlag drei Menschen tot.“ Beide hoffen darauf, dass der Täter bald gefasst wird. Dann könne das Dorf besser zur Ruhe kommen. Bis in den späten Nachmittag war der Täter immer noch nicht gefasst.

Nicht jeder im Ort hat zurzeit Angst

Eine Seniorin, die gerade auf ihre Enkeltochter an der Haltestelle im Weitefelder Zentrum wartet, zeigt sich betrübt über die blutige Tat von Sonntag. „Auf einmal war das Dorf still“, beschreibt sie den Tag. „Wir sind wirklich erschüttert.“ Angst habe sie aber derzeit nicht, auch wenn der Täter immer noch nicht geschnappt sei.

Auch am Montag ist die Polizei immer noch in Weitefeld unterwegs.
Thomas Leurs

Eine Weitefelderin sagt unserer Zeitung, dass sie sich derzeit kaum in den Garten traue. Zu groß ist die Angst, dem noch flüchtigen Täter zu begegnen. Am Nachmittag gibt die Polizei ein Fahndungsfoto des Täters heraus. Dabei soll es sich um den 61-jährigen Alexander Meisner aus Elkenroth handeln. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen einen Haftbefehl wegen des Verdachts des dreifachen Mordes gegen den Mann erwirkt.

„Dort standen Leute, die sich mit Maschinenpistolen ausgerüstet haben.“
49-Jähriger aus Weitefeld

Bei den Weitefeldern herrscht aber vor allem noch die Angst vor. Ein 49-jähriger Mann aus Weitefeld erzählt, er sei zum Morgengebet aufgestanden und habe den Lärm von draußen am frühen Sonntagmorgen erst für Baugeräte gehalten und sich darüber gewundert, warum man am Sonntag so früh in dem Ort arbeitet. Nach dem Gebet habe ihn sein Sohn darauf hingewiesen, was draußen los ist. „Dort standen Leute, die sich mit Maschinenpistolen ausgerüstet haben“, sagt der 49-Jährige. Zuerst habe er gedacht, es handele sich um eine Razzia. Doch schnell erfuhr auch er, was sich nur wenige Straßen weiter zugetragen hatte.

„Da macht man sich natürlich Gedanken, wie man seine Familie schützen kann“, sagt der Mann. Schließlich laufe der Täter noch immer frei rum. „Da fragt man sich: Bin ich noch geschützt.“ Er habe zwei erwachsene Töchter, die in Daaden arbeiten. Auch um sie mache er sich Sorgen, wenn sie sich auf den Weg zur Arbeit machen. Ursprünglich komme seine Familie aus Siegen. Sein Vater sei bewusst mit ihnen in ein kleines Dorf gezogen, fern der Großstadt, in der Jugendliche auf die schiefe Bahn geraten können. „Und dann passiert genau hier so etwas“, sagt der 49-Jährige über den Mehrfachmord in Weitefeld. Auch, dass viele Gerüchte nun verbreitet werden, ziehe ihn runter. „Das belastet uns psychisch sehr“, sagt der Weitefelder. „Die Kinder machen sich natürlich auch Gedanken. Wir werden noch ein paar Tage und Nächte in Sorge sein.“

Neue Informationen zum jüngsten Opfer

Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier als Schulaufsicht hat bestätigt, dass der 16-jährige Jugendliche, der bei dem schrecklichen Geschehen in Weitefeld sein Leben verloren hat, Schüler der IGS Betzdorf-Kirchen war. Die Schulgemeinschaft sei sehr erschüttert, berichtet die ADD auf Anfrage.

Die Schule habe bereits am Sonntag ein Krisenteam einberufen. Ein Team aus Schulseelsorgern stehe sowohl für individuelle Gespräche als auch für Gruppengespräche zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler sowie das Kollegium könnten alle notwendigen Unterstützungsmaßnahmen in Anspruch nehmen. Auch das schulpsychologische Beratungszentrum Hachenburg ist laut ADD in die Betreuung eingebunden. Ein besonderes Augenmerk liege hier insbesondere auf der Klassenstufe, die der Junge besucht hat. Die Schulaufsicht unterstütze die Schule dabei in allen Belangen.

Andacht ist geplant

Am morgigen Dienstag. 8. April, wollen sich Verantwortliche des Kirchenkreises Altenkirchen bei einem Planungstreffen über eine mögliche gemeindeübergreifende Andacht mit Blick auf die Bluttat in Weitefeld austauschen. Wahrscheinlich wird die Andacht in der Martin-Luther-Kirche Weitefeld (Martin-Luther-Straße 4) stattfinden, eine Uhrzeit soll noch bekannt gegeben werden.

Informationen zum Täter

Die Polizei hat am Montagnachmittag genauere Daten über den Täter herausgegeben. Die mit Hochdruck geführten Ermittlungen, insbesondere die Analyse der forensischen Spurenlage am Tatort, haben zu einem dringenden Tatverdacht gegen den 61-jährigen Alexander Meisner aus einem Nachbarort von Weitefeld geführt. Nach Informationen unserer Zeitung soll er in Elkenroth wohnhaft sein. 

Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen einen Haftbefehl wegen des Verdachts des dreifachen Mordes gegen den Mann erwirkt. Der Verdächtige befindet sich weiterhin auf der Flucht. Zwei Lichtbilder des Verdächtigen sind der Fahndung beigefügt.

Personenbeschreibung / Besondere Hinweise

 - männlich - 1,74 Meter - 74 Kilogramm - braune Haare - blau-graue Augen 

Beschreibung / Besondere Merkmale

- Narbe Oberarm rechts - Narbe Augenbraue - Narbe Unterarm links - Tattoo: Handrücken links „Katja“ (russische Schreibweise) 

Der gesuchte Täter Alexander Meisner (61).
Polizei

Hinweise auf den Verdächtigen an die Polizei unter 0261/10350399.

Top-News aus der Region