Ausgangspunkt für den Beginn der sportlichen Laufbahn von Gisela Heinz und Grete Krämer im VfL Hamm war Lehrerin Clara Gregor. Sie prägte nicht nur drei Jahrzehnte überaus nachhaltig und effektiv das Schulwesen an der evangelischen Volksschule in Hamm, sondern darüber hinaus auch das gesellschaftliche Leben im Ort. Vor allem in der Jugendarbeit setzte sie bedeutende und hochgeschätzte Maßstäbe. „Fräulein Gregor gab in Hamm vor, als Kind schon im örtlichen Sportverein aktiv zu sein“, erinnert sich Grete Krämer im Gespräch mit unserer Zeitung.
Für die beiden Geehrten begann es in jungen Jahren in der Leichtathletik. Grete Krämer widmete sich dem Weit- und Hochsprung; Gisela Heinz dem Schlagballwurf. Damaliger Trainer war kein Geringerer als Wilhelm Sälzer aus Hamm, der im Jahre 1933 Deutscher Meister im Dreisprung geworden war. Die ersten bedeutenden Meisterschaften fanden für die beiden Hammer Mädchen mit 15 Jahren in Betzdorf statt. In den frühen Morgenstunden ging es zu Fuß zum Bahnhof in Au und von dort mit dem Zug zum Austragungsort. „Das war ein aufregender Tag für uns“, hieß es auch noch viele Jahrzehnte später.
Liebe zum Handball entdeckt
Parallel trat für Gisela Heinz und Grete Krämer mit Handball eine weitere Sportart immer mehr in den Vordergrund. Bereits im Frühjahr 1946 traf man sich mit weiteren Handballbegeisterten mit Karl Kürten, einem nach Hamm verschlagenen kölschen Jong, auf dem alten Sportplatz zum Training. Es bildete sich, wie auch in anderen Ortschaften, schnell eine Frauenhandballmannschaft in Hamm. Das erste Spiel trug man auf dem Sportplatz in Birkenbeul aus. An das Ergebnis konnten sich die beiden nicht mehr erinnern, jedoch an die Tatsache, dass der Hin- und der Heimweg zu Fuß absolviert werden mussten.
Auf holprigen, unebenen Plätzen spielte man gegen Bitzen, Holpe, Eichelhardt, Wissen und Neitersen. Es war ja Feldhandball – über die gesamte Länge und Breite des Sportplatzes wurde gespielt, wie die Fußballer. Im Jahre 1947 wurden die Hammer Feldhandballerinnen bereits Kreismeister und zwei Jahre später sogar Bezirksmeister. In den nachfolgenden Jahren stellen in der Region leider die Damenhandballmannschaften ihre Spieltätigkeiten ein. „Wir mussten bis an den Rhein und die Mosel fahren, um Spiele auszutragen“, resümierte Gisela Heinz, um sich dann schmerzhaft zu erinnern: „Bei einem Spiel auf dem Großfeld in Trier brach ich mir einen Finger. Trotzdem war es mir vergönnt, den 1:0 Siegtreffer zu erzielen”.
Außenseiter wurde Rheinlandmeister
Unvergessen ist das Jahr 1954; als der VfL Hamm als krasser Außenseiter in Simmern Rheinlandmeister wurde. Diesen unverhofften Titelgewinn nahm der damalige Hammer Amtsbürgermeister Anton Rüttel zum Anlass, die erfolgreichen Handballerinnen mit einem Autokorso in Altenkirchen abzuholen. In den beiden folgenden Jahren wurde man jeweils Vize-Rheinlandmeister. Später gab es dann die Umstellung von Großfeld- auf Kleinfeldhandball. Bis zum Bau der Hammer Sporthalle spielten die Hämmscherinnen in der Altenkirchener Sporthalle.
Nach 20 Jahren beendete Gisela Heinz ihre aktive Handball-Laufbahn. Danach war sie über viele Jahre eine wichtige und erfahrene Stütze in der Handballabteilung, leitete diese überaus verantwortungsvoll und arbeitete im Vorstand des VfL Hamm mit. Hamm wurde bekanntlich weit über die Region mit seinem leistungsstarken Frauenhandballsport und der Nachwuchsarbeit bekannt, spielte zwei Jahrzehnte in der Regionalliga West und klopfte sogar an die Tür der Zweiten Bundesliga an. „Da konnten wir jedoch finanziell nicht mithalten“, bekundete Gisela Heinz.
Grete Krämer richtete schon früh ein Augenmerk auf Turnen und vor allem auf die Sparte Gymnastik, avancierte hier zu einer erfolgreichen und beliebten Übungsleiterin, die in über vierzig Jahren immer wieder mit sportlichen und leistungsorientierten Neuigkeiten überraschte und die Übungseinheiten für die Beteiligten im Kinderturnen und der Erwachsenengymnastik zu einem Erlebnis werden ließ.
Auch in der Kommunalpolitik aktiv
Von 1967 bis 2001 übte sie das Amt der Frauenwartin im VfL Hamm aus, ab 1990 war sie mehr als zwei Jahrzehnte stellvertretende Vorsitzende des Gesamtvereins, ist derzeit Mitglied im Ältestenrat und Trägerin der Goldenen Ehrennadel des Sportbundes Rheinland. Neben sportlichen Belangen widmete sich Grete Krämer auch einem großen kommunalpolitischen und sozialen Feld. Von 1984 bis 2019 war sie im Ortsgemeinderat Hamm, von 1999 bis 2009 zweite Beigeordnete sowie von 2009 bis 2014 dritte Beigeordnete. Dem Verbandsgemeinderat Hamm gehörte die Sozialdemokratin von 1989 bis 2014 und dem Kreistag Altenkirchen von 2001 bis 2004 an.
Ferner war sie im Kreissportausschuss, dem Vorstand der Hammer Arbeiterwohlfahrt sowie im Vorstand des SPD-Ortsvereines Hamm tätig. Mit weiteren „Hammer Blumenfrauen“ setzte sie darüber hinaus sehenswerte Blumenarrangements im Raiffeisengeburtsort. Für ihre langjährigen und vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten im sportlichen, kommunalpolitischen und sozialen Bereich und das damit verbundene gesellschaftliche Verantwortungsgefühlt erhielt Grete Krämer 2011 die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz.
Rückblickend und resümierend auf ihre 85-jährige Mitgliedschaft im VfL Hamm sprachen die beiden heute 93-Jährigen von einer schönen, abwechslungsreichen und interessanten Zeit. „Wir haben Höhen und Tiefen erlebt.“ Auch heute sind sie mit ihrem VfL noch eng verbunden und verfolgen dessen Aktivitäten