Jedoch lassen Größe und Bekanntheitsgrad sowie Höhe und seitliche Ausdehnung einen Vergleich mit dem Riesen aus dem Oberkreis wohl kaum zu. Trotzdem ist der grob pyramidenförmige Block etwas Besonderes. Er wird in Gesprächen unter Einheimischen grundsätzlich als Herz bezeichnet, als Herz vom Beulskopf eben. Sein Blockaufbau besteht aus dunkelblauem, äußerst festem Basaltgestein.
Man geht, auch teilweise unter Experten, davon aus, dass besagtes Steinmaterial als ehemals flüssiges Magma mitten durch den Aufstiegsschlot nach oben gelangte und dort zu einer extrem widerstandsfähigen Gesteinsmasse erkaltete. Ob sich jener (angenommene) Vorgang als Tatsache bestätigen lässt, erschließt sich uns – zumindest vorerst – nicht unbedingt. Der Einwohnerschaft von Heupelzen steht dieses Herz so nahe, dass sie es in ihr Gemeindewappen aufgenommen hat. Warum nun die Arbeitskräfte des oberen Steinbruchs vor mehr als 100 Jahren dieses eigenartige Basaltgebilde stehen ließen, ist aus heutiger Sicht kaum zu ergründen.
Leute aus dem Mittealter waren aktiv
Unweit entfernt verrät ein Hügel aus Eisenschlacke die frühe Erzverhüttung. Nicht die Kelten sind hier aktiv gewesen, wie in der Umgebung des Druidensteins, sondern, was aufgefundene Keramikbruchstücke eindeutig belegen, Leute aus dem Mittelalter, die sich hauptsächlich primitive Gebrauchsgegenstände aus Metall anfertigten. Recht auffällig zeigen sich landwehrartige Längsaufschüttungen, welche dammähnlich die angrenzenden Wälder durchziehen. Sogar eine Durchfahrt ist auszumachen. Heimatgeschichtskenner vertreten teilweise die Ansicht, dass Nachforschungen darüber kurzfristig vertieft werden sollten, um eine langjährige Ergebnisoffenheit zu vermeiden.
Sagen haben in dem gegenwärtig behandelten Umfeld eher Seltenheitswert. Es sei denn, den nicht weit von hier im Springer Loch in einer einsamen, heruntergekommenen Hütte hausenden Köhler Jörg zieht es, auf dem Weg zu nicht immer ganz legalen Geschäften, dort entlang. Manchmal ist auch sein Eheweib, die „Schlawwerstien“, dabei. Oder der Förster Deihl, von einer abenddämmrigen Pirsch kommend, befindet sich zügigen Schrittes auf dem Weg zu seiner Heimstatt, dem Forsthaus in Pfaffenseifen.
Am Fuße der nördlichen Kopfanhöhe verlief lange Zeit die abgesteinte und zusätzlich noch von einem Graben markierte Grenze zwischen Sayn Altenkirchen und Sayn Hachenburg. Keine „harte“ Grenze, aber eben doch eine Grenze, sozusagen. Auch eine Abzweigung der Alten Kohlstraße, eines ehemaligen Holzkohletransportweges, ist aller Wahrscheinlichkeit nach hier verlaufen. Am Waldrand des nach Beul sich absenkenden Kopfes zeigt eine, jetzt meist feuchtigkeitslose, Vertiefung den Platz des ehemaligen „Hasenbörnchens“ (Hasenbrünnchen). Sogar ein öffentlicher Pfad führt noch zu jener Stelle, an der die nächsten Beuler Haushalte früher ihren Trink- und Brauchwasserbedarf deckten.
Bei Sprengung flogen Dachziegel
Ursprünglich zeigten sich die Abmessungen des Herzgesteins mindestens um die Hälfte ausgedehnter. Um die Mitte der 1950er-Jahre verpachteten die Eigentümer der Steinbruchanlage, die Heupelzer Waldinteressenten, ihre diesbezüglichen Liegenschaften an ein Tiefbauunternehmen aus einem Nachbarort. Sofort rückte man der Herzpyramide mit Steinbohrern und Sprengstoff zu Leibe. Am Haus Baumeister im Beuler Oberdorf gehen infolge unsachgemäßem Umgangs mit Sprengstoff, massenweise Dachziegel zu Bruch.
Weitere derartige unausgegorene Aktionen bringen den Betrieb innerhalb kürzester Frist zum Erliegen. Nicht Basaltsteine, sondern finanzielle Stolpersteine hätten besagtem Unternehmen den Garaus beschert, hörte man. Doch die bisher einzigartige Silhouette des Herzgesteins ist für immer dahin. Trotzdem wird das Bruchstück immer weiter als Unter- und Hintergrund für Fotosequenzen genutzt, wie seit eh und je. Kein Motiv hier am Beulskopf dient so oft besonderen Gesamtbildgestaltungen wie das Herzgestein.
Es werden etliche Jahrzehnte der sonntäglichen Spaziergänge und Wanderungen zur knapp 400 Meter hohen Basaltkuppe Beulskopf gewesen sein. Ein in Heupelzen wohnhafter älterer Mitbürger meinte einmal, auf die 1950er-Jahre zurückblickend: „Wenn man sonntagnachmittags nicht den Beulskopf aufgesucht hatte, glaubte man, es wäre kein richtiger Sonntag gewesen!“
Raiffeisenturm war Wunschtraum der Bewohner
1986 tritt ein besonderes Ereignis ein. Der Männergesangverein Beul-Heupelzen brennt, unter fachkundiger Anleitung eines gestandenen Köhlers, vor dem Herzbasalt einen Holzkohlemeiler ab. Mehr als 20.000 Besucher machen der 14-tägigen Festlichkeit ihre Aufwartung. Sogar heute, nach fast 40 Jahren, ist diese Begebenheit noch in vieler Munde.
Vier Jahre später kommt es hier oben zur Errichtung des Raiffeisen-Aussichtsturm, wovon große Teile der einheimischen Bevölkerung bereits in den 1920er-Jahren verstohlen geträumt haben. Im weiteren Verlauf gibt es am Turm immer wieder unterschiedliche Veranstaltungen, die sich vom Turmlauf über Radrennen bis zur Traktorschau präsentieren. Am 29. September 2007 läuft am Turmgelände das Richtfest für den an dieser Stelle vorbeiführenden 235 Kilometer langen, von Herborn in Hessen nach Bad Hönningen am Rhein reichenden Fernwanderweg Westerwaldsteig ab. Mit einer solch regen Teilnahme war, ehrlich gesagt, nicht gerechnet worden.
In der Umgebung von Beul findet eine Tiefbaumaßnahme statt. Große Mengen Aushuberde fällt an. Wohin damit? Die Heupelzer Waldinteressentenschaft stellt ihren unteren Steinbruch für eine Vollverfüllung zur Verfügung. Die Ortsgemeinde plädiert für eine Teilverfüllung, um Platz für eine Wasserfläche zu belassen. So entsteht eine ansprechende Teichanlage, die einseitig an die noch bestehende Basaltwand anstößt, während die anderen Seiten von bewaldeten Uferhängen begrenzt werden. Ein Paradies für eine auf Wasser angewiesene Kleintier- und Pflanzenwelt.
Dieser Beitrag ist größtenteils der 50-seitigen, reich bebilderten, digitalen Dokumentation „Zeiten und Wege; Der Beulskopf und seine Basaltgeschichte“ von Manfred Herrmann entnommen.