Bei einer Unterschriftenaktion im vergangenen Jahr hatte sich mit 80 Unterzeichnern bereits ein Teil der rund 1560 Steeger gegen den Plan gewendet. Nun wollen sie persönlich im Kirchener Rathaus vorsprechen. Die Einwohner sind gegen die Erweiterung des Industriegebiets, was für die Expansion der Firma Metallbau Hermann möglich gemacht wird, die sich damit in das FFH-Gebiet am Ortseingang von Steeg nördlich der L 278 ausdehnen würde.
„Wir sind der Firma keineswegs böse gesonnen“, betonte Horst Braun, selbst Bürger von Steeg und Naturschutzbeauftragter des Kreises Altenkirchen. „Das persönliche Interesse eines Unternehmens ist berechtigt, es darf aber nicht auf Kosten der Menschen gehen, die hier leben und die seit Jahren diese Belastung hinnehmen. Wir wollen das Dorfbild bewahren. Die Gemeinde soll kein Hinterhof eines Gewerbegebietes werden.“
Die Bürger von Steeg und Steegerhütte sind der Meinung, dass wirtschaftliche Interessen ein Ende haben müssen, sobald die Belange und Bedürfnisse der Einwohner auf dem Spiel stehen. Dabei sind ihre Forderungen recht simpel: Wer den ganzen Tag arbeiten geht, sollte am Ende des Tages zu Hause zur Ruhe kommen dürfen. Dem entgegen stünde das zu erwartende Verkehrsaufkommen durch mehr Lkws und internen Werks- bzw. Rangierverkehr von einer Halle über die Dorfstraße hinweg zur nächsten Halle. „Wir wollen keinen noch unübersichtlicheren, gefährlicheren Schul- und Kindergartenweg für unsere Kinder“, sagen die Eltern. Zudem möchten die Steeger Bürger den Wert ihrer Immobilien und Bauplätze erhalten.
„Die Gewerbesteuer“, sagt Bruno Schuh, der von 2009 bis 2014 Ortsbürgermeister war, „ist wie ein flüchtiges Reh. Mal steigt sie, mal fällt sie. Die Einkommenssteuer hingegen bleibt konstant. Das wird das Ortsbild, Steeg und Steeger-hütte auseinanderreißen und die Kirche aus dem Ortsmittelpunkt drängen. Zudem ist Deutschland wegen seines Umgangs mit FFH-Gebieten ohnehin von der EU gerügt worden. Hier wird ein falsches Signal gesetzt.“
Negativ von den Demonstranten zur Kenntnis genommen wurde, dass der Ortsgemeinderat Friesenhagen bis auf Christoph Gehrke (Wählergruppe Zimmermann) nicht zur Demonstration erschienen war. Hinsichtlich der ökologischen Bedenken zur Flächenversiegelung und Einengung des Baches sicherte Wolfgang Stock den Demonstrierenden die Unterstützung der BUND-Kreisgruppe Altenkirchen zu. Er zeigte sich enttäuscht von den Funktionsträgern und kritisierte einmal mehr den immer stärker um sich greifenden Flächenfraß: „Wie wird hier mit Landschaft umgegangen? Es gilt die Wiesen und Weiden zu beschützen und nicht zu vernichten. Das Landschaftsschutzgebiet hat höchste Priorität. Wollen wir der zukünftigen Generation beibringen, dass mehr mehr ist?“
Die Corona-Pandemie als Globalisierungskrankheit regte zu einem Gedankenspiel an: Was wäre, wenn der Import von Nahrung wegfällt, wenn wir alles selbst anbauen müssten, es aber keine Flächen mehr gäbe? „Die Entwicklung einer Gemeinde muss aus der Gemeinde kommen“, lobte Udo Otterbach von der BI Wildenburger Land die Demonstration. „Die Menschen, die Anzahl hier ist doch nicht unwichtig.“