DRK-Klinik Altenkirchen-Hachenburg beteiligt sich am bundesweiten Aktionstag am 7. Juni
Dem Schmerz nicht die Hauptrolle geben: DRK-Klinik beteiligt sich am bundesweiten Aktionstag
Rückenschmerzen stehen in Deutschland auf Platz eins der chronischen Schmerzerkrankungen.
dpa/Arno Burgi

Das DRK Krankenhaus Altenkirchen-Hachenburg beteiligt sich am Dienstag, 7. Juni, am 11. bundesweiten „Aktionstag gegen den Schmerz“. An diesem Tag machen die Deutsche Schmerzgesellschaft und ihre Partnerorganisationen auf die lückenhafte Versorgung von vielen Millionen Menschen aufmerksam, die an chronischen Schmerzen leiden.

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Rückenschmerzen stehen in Deutschland auf Platz eins der chronischen Schmerzerkrankungen.
dpa/Arno Burgi

Etwa 23 Millionen Menschen in Deutschland berichten von chronischen Schmerzen. Das ist mehr als ein Viertel der Bevölkerung – damit zählen Schmerzerkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck zu den großen Volkskrankheiten.

Auf Platz Eins der chronischen Schmerzerkrankungen stehen laut der leitenden Oberärztin der Abteilung für Schmerztherapie im DRK Krankenhaus Altenkirchen-Hachenburg, Dr. Barbara Schneider die Rückenschmerzen, gefolgt von Kopfschmerzen.

„Schmerz ist für uns überlebenswichtig, er warnt uns vor Krankheiten, deutet darauf hin, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist“, so die Expertin. Doch was, wenn der Schmerz bleibt, nach einer überstandenen Erkrankung oder einer Operation nicht verschwinden will? Wenn Schmerzmittel nur noch bedingt etwas leisten könnten? „Wenn Schmerzen existieren, obwohl eigentlich alles okay ist, dann spricht man von chronischen Schmerzen. Das ist der Fall, wenn der Schmerz nicht mehr das Symptom ist, sondern die Krankheit“, sagt die Altenkirchener Medizinerin. Und es gebe Gründe, warum der Schmerz bleibt, obwohl die Ursachen behoben wurden.

„Das ist ein komplexes Thema und hat mit vielen Faktoren zu tun.“ Ziel einer Schmerztherapie sei es, den eigenen Schmerz zu verstehen, herauszufinden, was er ausdrücken will und wofür er steht. Für Dr. Barbara Schneider ist es wichtig, den Patienten zu vermitteln, trotz chronischer Schmerzen eine gute Lebensqualität haben zu können. Das, was man noch im Leben machen und erleben möchte, auf den Zeitpunkt nach den Schmerzen zu verschieben, sei für sie kein Ansatz.

Die leitende Oberärztin der Abteilung für Schmerztherapie im DRK Krankenhaus Altenkirchen-Hachenburg, Dr. Barbara Schneider, informiert im Rahmen einer Telefonsprechstunde über Hilfsangebote.
Beate Christ

Viel lieber möchte sie vermitteln, mit dem Schmerz zu leben, ihn aber nicht mehr die Hauptrolle spielen zu lassen. „Das ist wie mit anderen chronischen Erkrankungen, mit denen man sich arrangiert“, meint Schneider. Dies habe viel damit zu tun, worauf man seinen Fokus legt und inwieweit man bereit ist, die eigene Schmerzerkrankung zu verstehen und sich auf den Weg der Veränderung zu machen. Dies könne in der Schmerztherapie auf ganz unterschiedliche und individuelle Weise geschehen. „Es wird viel gesprochen. Das Mittel ist nicht das Röntgengerät sondern die Anamnese“, sagt Schneider.

Es gehe außerdem darum, zu sensibilisieren, dass ein Mensch es für möglich halten könne, dass der Schmerz auch von einer unglücklichen Ehe, Unzufriedenheit im Job, Stress oder vielen anderen Umständen hervorgerufen werde. Auch das Selbstverständnis „Ich werde älter“ gehöre dazu.

In den Sprichworten wie etwa „Sich zu viel auf die Schultern laden“ oder „Jemanden das Kreuz brechen“ stecke ebenfalls immer auch ein Funken Wahrheit. Und dann liegt Dr. Barbara Schneider noch etwas ganz besonders Wichtiges am Herzen, weil viele Schmerzpatienten oft auch unter Vorurteilen zu leiden hätten: „Der Schmerz ist nicht eingebildet. Er ist da. Es kommt nur darauf an, welche Rolle er in meinem Leben einnehmen kann. Darüber kann ich selbst entscheiden.“

Dementsprechend werde in der Therapie, beispielsweise in der Tagesklinik, ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt. Neben Medikamenten, die es auch zur Unterstützung geben könnte, würden Physiotherapie, Akupunktur und manchmal auch Psychotherapie Anwendung finden. Auch die traditionelle chinesische Medizin oder Naturheilkunde könnten helfen, um voranzukommen. Das Wichtigste sei, verstanden und ernst genommen zu werden. Die meisten Patienten würden laut Dr. Barbara Schneider nach vier Wochen in der Tagesklinik ganz gut vorankommen.

Um vielleicht den ersten Schritt im Umgang mit ihrer Schmerzerkrankung zu wagen, können sich Betroffene am Dienstag, 7. Juni, von 16 bis 17.30 Uhr im Rahmen einer Telefonsprechstunde (Tel. 02681/ 882 20) bei der Altenkirchener Expertin Dr. Barbara Schneider über Therapiemöglichkeiten und Hilfsangebote informieren. Ebenso können Angehörige und Interessierte Fragen stellen. Bundesweit ist eine kostenlose Patientenhotline unter Tel. 0800/181 81 20 von 9 bis 18 Uhr erreichbar.

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