Matthias Janz hat seinen ersten Roman veröffentlicht - Geschichte spielt im Kosmos der Siegerländer Eisenindustrie
Debütroman von Matthias Janz: Ein Autor auf dem Weg des Stahls
Matthias Janz, gebürtiger Siegerländer, stellt seinen ersten Roman vor. Foto: Michael Wieschke
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Matthias Janz, 65-jähriger Autor aus dem Siegerland, entführt in seinem neuen Roman "Im Wind der Zeit: Glutroter Stahl" in die Stahl- und Hüttenindustrie. Inspiriert von realen Ereignissen schildert der Debütroman die Auswanderung eines jungen Arbeiters aus Niederschelden nach Namibia. Der Leser erlebt eine Zeitreise ins Jahr 1910 und kann sich auf eine spannende Mischung aus Arbeit, Freundschaft und einem mysteriösen Mordfall freuen.

„Wir haben es in mehreren Generationen geschafft, dem Stahl hinterherzuziehen“, sagt Matthias Janz. Er selbst, sein Urgroßvater, Großvater, sein Vater und auch seine Brüder hatten beziehungsweise haben mit der Stahl- und Hüttenindustrie zu tun. Mehr Siegerländer geht nicht. „Das stimmt“, sagt der 65-Jährige und lacht.

Janz ist 1958 in Niederschelderhütte geboren, dort aufgewachsen – „zwischen Hütte und Schelden, haben wir immer gesagt“. Nach dem Abitur in Siegen studiert er dort Maschinenbau, wird Diplom-Ingenieur und arbeitet auf der Charlottenhütte. Er verändert sich beruflich, wechselt zur Firma Rasselstein – einem Tochterunternehmen von Thyssen-Krupp – und zieht vom Siegerland an den Rhein nach Andernach. „Ich habe mich schon immer für die Montan- und Hüttenindustrie interessiert“, erzählt der Wahl-Rheinländer. Matthias Janz schreibt Berichte – unter anderem zum 150-jährigen Bestehen der Charlottenhütte – und hält Vorträge.

Zwei Jahre Arbeit stecken in dem Buch

Dann kam Corona und Janz im Homeoffice auf die Idee, einen Roman zu schreiben, der vor dem Hintergrund der Stahl- und Hüttenindustrie im Siegerland spielt. Zwei Jahre hat er gebraucht – im Oktober ist sein erster Roman erschienen. Das Erstlingswerk trägt den Titel: „Im Wind der Zeit: Glutroter Stahl“. Es handelt von einem jungen Arbeiter der Charlottenhütte in Niederschelderhütte/Niederschelden, der nach Namibia, vormals Deutsch-Südwestafrika, auswandert. „Auswandern muss, denn er hat im Werk beobachtet, wie jemand in flüssig heißes Stahl geworfen wurde. Und mit diesem Wissen wird er erpresst“, erzählt der Autor.

Die Geschichte ist fiktiv, basiert aber auf einem realen Hintergrund. Denn einen jungen Mann aus Niederschelderhütte, der nach Tsumeb in Namibia ausgewandert ist, den hat es tatsächlich gegeben. „Er hieß Eduard Künkler. Ich habe zufällig einen Brief von ihm im Internet entdeckt, den er 1910 aus damals Deutsch-Südwestafrika in die alte Heimat geschickt hat“, erzählt Janz. Diese Entdeckung fasziniert den Experten, und er beginnt, weiter zu recherchieren.

Bergleute aus dem Siegerland galten als ausgesprochen fleißig

Über die Registratur für Auswanderer in Hamburg erfährt er, dass Eduard Künkler auf einer Passagierliste steht und 1910 mit einem Postdampfer über den Atlantik nach Afrika geschippert ist. Sei Ziel war Tsumeb. „Ich habe mir über ein Antiquariat eine Chronik über diesen Ort besorgt“, erzählt Janz. In Tusmeb gab es tatsächlich ein Kupferbergwerk. „Man hat Bergleute aus dem Siegerland, die als ausgesprochen fleißig galten, regelrecht abgeworben“, berichtet der Autor. Das galt auch für Bergleute aus Herdorf, Neunkirchen und Schutzbach – „am Ende waren es 37 Bergmänner aus der Region“, fährt Janz fort.

Der echte Eduard Künkler, der wohl sogar aus der Nachbarschaft des Autors stammte, – „das hat mir mein Vater erzählt“ – wird zum Vorbild für die Romanfigur. Janz Auswanderer heißt Edmund Künkler und dessen Geschichte ist frei erfunden, beginnend mit dem schrecklichen Erlebnis auf der Charlottenhütte. Über seine Freunde Fritz und Ludwig hält der Auswanderer wider Willen Kontakt in die alte Heimat. „Er kommt hin und wieder auch auf Besuch“, erzählt Janz. Seine Freunde versuchen, mehr über diesen offensichtlichen Mord, bei dem ein Mensch qualvoll im flüssigen Stahlbad zu Tode kommt, in Erfahrung zu bringen. Währenddessen lebt Edmund in Tsumeb und arbeitet im Kupferbergwerk.

Ein Roman, eingebettet in die Jahre 1910 bis 1915

„Ich wollte bewusst die schweißtreibende Arbeit der Hütten- und Stahlwerker darstellen, und zwar mit dem Lokalkolorit des Siegerlandes“, sagt Janz. Von solchen Romanen gibt es seiner Meinung nach zu wenige. „Das hat mich gestört.“ Die Geschichte spielt im Zeitraum 1910 bis 1915 – „als die Stahlindustrie durch die Aufrüstung vor dem Ersten Weltkrieg richtig hochgefahren wurde und wo man gutes Geld verdienen konnte“.

Mit dem Auswanderer fließt auch ein Hauch Exotik mit in die Geschichte ein. Auf ein Genre will sich der Autor nicht festlegen: „Es ist ein Abenteuer, ein Krimi und auch eine Liebesgeschichte“, sagt er. Die ersten Reaktionen seien positiv gewesen: „Jemand hat geschrieben, eine sehr spannende Geschichte. Er habe das Buch nicht mehr aus der Hand legen können.“ Dabei, erzählt Janz, habe er sich am Anfang schwer getan. „Die ersten Versuche habe ich in den Papierkorb geworfen. Doch dann ging es richtig los und ich habe 580 Seiten geschrieben.“ Der Roman ist als Taschenbuch in allen lokalen und Onlinebuchhandlungen erhältlich. In diesem November ist auch eine Hardcover-Version erschienenen, und zu Jahresbeginn folgt das E-Book.

In die Schilderungen Deutsch-Südwestafrikas hat Janz eigene Erfahrungen einfließen lassen. Denn der 65-Jährige habe das heutige Namibia, erzählt er, im Rahmen einer Kreuzfahrt mit seiner Frau Katrin besucht. „Ich habe alles in den Roman mit einfließen lassen, die trockene Luft und dass dort keine Bäume wachsen.“ Eine Fortsetzung des Romans ist bereits in Arbeit und soll im Sommer nächsten Jahres erscheinen. Der Autor hat drei Söhne und fünf Enkel. Ein Sohn arbeitet auch bei Rasselstein – „er geht den Weg des Stahls weiter“.

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