Fast ein Jahr ist es her, dass die beiden die schockierende Diagnose Leukämie erhielten. Damals, im Oktober 2021, war Ida nicht mal ein Jahr alt. Der Beginn einer aufreibenden und angstvollen Zeit für die junge Familie, denn schnell stand fest, dass das kleine Mädchen eine Transplantation braucht. Mit Hilfe der DKMS wurde verzweifelt nach einem passenden Spender gesucht, denn die Zeit lief der Kleinen davon.
Die erlösende Nachricht kam dann Anfang 2022. Ein Spender war gefunden, nachdem sich mehrere tausend Menschen für Ida hatten registrieren lassen. Dieser Spender hatte sogar 12 von 12 Merkmalen übereinstimmend mit Ida, ein echter Jackpot also. Doch, so erzählt Papa Julian im Gespräch mit der RZ, die wahre Tortur für Ida begann erst nach der Transplantation am 21. März.
Untersuchung nach Untersuchung
„Wir sind am 24. April entlassen worden, mein Geburtstag“, erinnert sich Julian Mewis. Doch damit begann die schwierigste Zeit. Ida musste unzählige Medikamente schlucken, die eine Abstoßung der neuen Zellen verhindern sollten. Wer kleine Kinder hat, kann sich vielleicht vorstellen, wie schwierig es war, mehrmals am Tag Tabletten in Ida zu bekommen, die ohnehin nach den Chemotherapien, den monatelangen Krankenhausaufenthalten und der Transplantation unheimlich geschwächt war. Die Folge: Ausschläge, Durchfälle, grüner Stuhl. Zudem verweigert Ida die Nahrung, nimmt rapide ab. Sie bekommt Astronautennahrung, noch eine Spritze mehr. Das Thema Magensonde steht im Raum.
Die Eltern sind besorgt. In der Uniklinik in Köln, wo Ida zunächst behandelt wurde, kommt der Verdacht auf, dass Idas Körper die Stammzellenspende abstößt. Die Familie wird nach Essen überwiesen, wo weitere Untersuchungen stattfinden. Ida wird künstlich ernährt zu diesem Zeitpunkt. „Wir haben einfach kein Essen mehr in sie reinbekommen“, sagt Julian Mewis, dem man die Erschütterung immer noch anhört. Nur noch sieben Kilo wog die Kleine zu diesem Zeitpunkt – viel zu wenig für ein Kind, das auf den zweiten Geburtstag zusteuert.
Wieder Untersuchungen, zum Teil in Narkose, es wird eine Darmspiegelung gemacht, man schneidet ein Stück Darm heraus, um Sicherheit zu bekommen. Am Ende die gute Nachricht: Es war nur ein Erkältungsvirus. Hinzu kamen aber noch eine Darmentzündung und eine Laktoseintoleranz. „Dabei war das Milchfläschchen das Einzige, was sie da noch genommen hat“, so Papa Julian. Ida sei nach dem erneuten Krankenhausaufenthalt völlig verstört gewesen. „Sie wollte nur noch zu mir und auf dem Arm sein. Früher hatte sie keine Angst vor Ärzten und dem Krankenhaus, doch jetzt schon. Nicht mal zu ihrer Mama wollte sie in der Zeit“, weiß er zu berichten.
Ida lebt von Tag zu Tag mehr auf
Dann, endlich, im September, begann es, aufwärtszugehen. Ida bekommt andere Nahrung, Möhren und laktosefreie Milch, und ihr Zustand bessert sich Zusehens. Eine erneute Punktion beweist: Die kleine Maus ist eine Kämpferin, hat alles gut überstanden und ihre Werte bessern sich. „Natürlich haben wir sie am Anfang immer noch in Watte gepackt, aber mittlerweile sind wir entspannter und versuchen, so viel Normalität wie möglich in unseren Alltag zu kriegen“, erzählt Julian Mewis. So darf Ida nun auch mit anderen Kindern spielen. Die kleine Familie geht auch raus, zum Martinsmarkt nach Wissen etwa. „Das war zuerst ungewohnt, weil wir so große Menschenansammlungen eigentlich eher gemieden haben“, so Julian Mewis. Aber auch das gehört dazu.
Ida lebt nun von Tag zu Tag mehr auf. Sie liebt Tiere und Tanzen, könnte sich den ganzen Tag zu Musik bewegen. Zu ihrem zweiten Geburtstag, dem ersten Zuhause und in Normalität, hat sie eine kleine Spielküche bekommen. „Wir wollen sie auch nicht überfluten, auch wenn man manchmal so den Impuls hat nach all der schweren Zeit“, gibt Papa Julian zu. Auch das Weihnachtsfest war ein Highlight, zusammen mit der Familie feiern – für die meisten Eltern eine Selbstverständlichkeit, für die Familie Mewis ein kleines Weihnachtswunder.
Nun wollen die Drei zur Ruhe kommen nach diesen harten Wochen und Monaten. „Wir haben viele Presseanfragen, aber das meiste blocken wir ab. Auf der anderen Seite haben uns so viele Menschen unterstützt und zu uns gehalten, da wollten wir auch ein bisschen zurückgeben“, sagt Julian Mewis zu seiner Motivation, doch einem Beitrag über Idas Genesung für den großen RZ-Jahresrückblick zuzustimmen.
Weiter für die DKMS spenden
Julian Mewis wird nicht müde zu betonen, wie wichtig die Arbeit der DKMS für Menschen wie Ida ist und bittet deshalb, auch nachdem seine Tochter einen Stammzellenspender gefunden hat, sich weiterhin registrieren zu lassen. „Irgendwo hofft jemand auf eine Chance, wie Ida sie hatte.“ Mehr unter www.dkms.de