Karneval in Scheuerfeld
Das passiert, wenn die Zeltparty vorbei ist
40 Tonnen Gerüst, Bodenplatten und Planen wollen abgebaut werden. Einen Tag sieht das Team der Firma Zelte E. Göttig dafür vor.
Daniel-D. Pirker

Tausende Narren zog das Scheuerfelder Festzelt auch in diesem Jahr wieder an. Doch welcher Aufwand muss betrieben werden, um so vielen Karnevalisten einen Ort zum Feiern zu bieten? 

Vier Tage lang war das Festzelt am Kleinbahnhof zwischen Scheuerfeld und Bruche Mekka der Lebensfreude, wo Tausende Karnevalisten leidenschaftlich feierten. Davon ist an diesem Veilchendienstagmorgen nichts zu spüren. Das Gerüst steht zwar noch, doch die Seitenplanen sind größtenteils schon abgehangen. Die drei Baustellenheizungen, die insgesamt etwa 360 Liter Heizöl verbraucht haben, sind bereits abgeschlossen und bereit, in einen der drei Lkw oder zwei Sprinter zu landen. Das Thermometer zählt minus 1 Grad, doch die elf Mitarbeiter der Firma Zelte E. Göttig haben sich längst warm gearbeitet. Vor ihnen liegt ein langer Tag. Insgesamt wollen rund 40 Tonnen Gerüst, Bodenplatten und Planen abgebaut und zum Firmenstandort bei Kassel transportiert werden.

Seit 2013 überlässt der Karnevalsverein (KV) Scheuerfeld den Auf- und Abbau des Zelts einem Unternehmer. In der vorherigen Session war ein ehrenamtlicher Helfer bei den Arbeiten verunglückt. Der Verein kam in der Folge zu dem Schluss, künftig auf ein Unternehmen zu setzen, erinnert sich der heutige KV-Vorsitzende Lars Rassel. Mit der hessischen Firma hat man einen in diesem Feld seit 30 Jahren erfahrenen Dienstleister gefunden. Aber ist Kassel nicht ein bisschen weit entfernt von Scheuerfeld? Tatsächlich sei die Dichte an Zeltverleihern in der heimischen Region in den vergangenen Jahren geschrumpft, erklärt Juniorchef Nicolai Göttig, als er gerade hoch oben auf einer Leiter am Gerüst im Eingangsbereich werkelt. Diese Entwicklung führt er auch auf die Folgen der Pandemie zurück.

Der Scheuerfelder Karneval hat nach der Pandemie an Schwung dazu gewonnen. Die hohen Besucherzahlen sind seitdem konstant geblieben.
Pascal Priebernig

Hinter ihm und seinem Team liegen bereits arbeitsreiche Tage. An diesem Karnevalswochenende boten ihre Zelte auch Karnevalisten in Hessen und Niedersachsen einen Ort zum Feiern. In Scheuerfeld kalkuliert man normalerweise mit insgesamt je einen Arbeitstag, doch in diesem Jahr habe sich der Aufbau Göttig zufolge auf zwei gezogen aufgrund eines Betriebsschadens an einem Lkw.

Der Aufwand hat sich gelohnt. Das Fazit von KV-Vorsitzenden Rassel zu den vier Tagen im Festzelt lautet einfach: „Mega!“ Die Malle-Party mit DJ Tobi sei „bombastisch“ gewesen und die Party nach dem Umzug am Sonntag „richtig gut“. Zur Altweiberfeier hätte sich der Verein lediglich mehr Besucher gewünscht, doch da sei die Konkurrenz in Malberg oder Herdorf stark. Es waren letztlich 150 Gäste. Die Rock-Coverband Unart habe dann am Freitag 2300 Besucher angelockt. Samstag zog es laut Rassel zwischen 700 und 800 Närrinnen und Narren in das Festzelt.

Elf Mitarbeiter sind beim Abbau im Einsatz.
Daniel-D. Pirker

Dass der Scheuerfelder Karneval sich längst von seiner Durststrecke Anfang des Jahrtausends nachhaltig erholt hat, zeigt, wie gut er Corona überstand. Direkt nach der Pandemie habe man ein „Hammerjahr“ bezüglich der Besucherzahlen erlebt, berichtet Rassel. „Das hat sich bis jetzt so gehalten.“

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der KV-Vorsitzende dann auch wieder auf zahlreiche ehrenamtliche Helfer setzen kann. Der Scheuerfelder Karnevalsverein hat zwar aus guten Gründen den Auf- und Abbau des Zelts outgesourct, doch es bleibt immer noch mehr als genügend zu tun. Die Infrastruktur eines Festzelts, der Thekenbetrieb, die Garderobe, die Anbauten – um all das und mehr werde sich ehrenamtlich gekümmert. In den heutigen Zeiten sicher keine Selbstverständlichkeit. „Ich bin stolz auf den Verein“, stellt Vorsitzender Rassel dann auch heraus. 80 bis 90 Mitglieder seien über die vergangenen Tage im Einsatz gewesen. Man kann sich vorstellen, dass allein beim Getränkeausschank jede helfende Hand gebraucht wurde. Es wurden allein 130 Bierfässer a 50 Liter leergezapft.

Großes Gerät muss beim Aufbau aufgefahren werden. Allein eine der Bodenplatten wiegt etwa 800 Kilogramm.
Lars Rassel

Als Reaktion auf den Besucherzuwachs wurde das 25 Meter breite Zelt nach und nach verlängert. Vor etwa zehn Jahren waren es noch 40 Meter, nun sind es 50 Meter. Eine weitere Erweiterung sei angedacht, so Rassel. Allerdings nicht, um mehr Besucher in das Zelt zu lassen, sondern mehr Raum zu bieten, „damit es sich ein bisschen mehr entspannt“.

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